KARL AMADEUS HARTMANN – CENTER

Biographie

Geburt

02.08.1905

  • Am 2. August in München geboren als vierter Sohn der Eheleute Friedrich Richard (1866–1925) und Gertrud Hartmann (1874–1935; geb. Schwamm) nach den Brüdern Adolf (1900–1971), Fritz (1902–1974) und Richard (1903–1969)

1917
Karl Amadeus Hartmann im Alter von 12 JahrenFoto: Privat

Ausbildung und Studium

1919–1931

  • 1919–1922

    Besuch der Lehrerbildungsanstalt in Pasing

  • 1924–1931

    Studien an der Staatlichen Akademie der Tonkunst in München

1923
Karl Amadeus HartmannFoto: Privat

1928–1932

  • 1928

    Tournee der russisch-jüdischen Theatergruppe „Habima“ – Besuch der Aufführungen in den Münchener Kammerspielen

  • 1929

    Erste Begegnung mit dem Dirigenten Hermann Scherchen in München

  • 1931

    Uraufführung der Tanzsuite für Bläserquintett und der Burlesken Musik für Bläser, Schlagzeug und Klavier bei den von Hartmann verantworteten Konzerten der Münchner Künstlervereinigung „Die Juryfreien e.V.“

  • 1932

    Uraufführung der 1. Klaviersonate, des Kleinen Konzerts für Streichquartett und Schlagzeug, der Sonatine für Klavier und der Toccata variata bei den Konzerten der Münchner Künstlervereinigung „Die Juryfreien e.V.“

1928
Karl lernt seine zukünftige Frau Elisabeth Reußmann kennenFoto: Privat

1933

  • Uraufführung des Trompetenkonzerts (Vorstufe der V. Symphonie) während einer von Hermann Scherchen geleiteten musikdramatischen Arbeitstagung in Straßburg

    Die Burleske Musik für Bläser, Schlagzeug und Klavier wird vom Verlag Benno Balan in Berlin veröffentlicht

1933
Karl Amadeus Hartmann mit Vilmos Palotai und Alexander Jemnitz auf einer Arbeitstagung von Scherchen in StraßburgFoto: Privat

Hochzeit

1934

  • Hochzeit mit Elisabeth Reußmann (1913–2003), die er bei den Veranstaltungen der Münchner Künstlervereinigung „Die Juryfreien e.V.“ kennenlernte

1934
Heirat mit Elisabeth ReußmannFoto: Unbekannt

Geburt des Sohnes

12.06.1935

  • Geburt des Sohnes Richard

1936
Karl Amadeus mit Elisabeth und Sohn RichardFoto: Privat

1935–1938

  • 1935

    Uraufführung von Miserae auf dem IGNM-Fest in Prag (Dirigent: Hermann Scherchen); das von Max Brod rezensierte Orchesterwerk wurde von Hartmann mit der Widmung versehen: „Meinen Freunden, die hundertfach sterben mußten, die für die Ewigkeit schlafen – wir vergessen Euch nicht. (Dachau, 1933–1934)“

  • 1936

    Erster Preis beim Genfer Kammermusikwettbewerb „Carillon“ für das 1. Streichquartett, das noch im gleichen Jahr durch das Végh-Quartett uraufgeführt wird

  • 1937

    Auszeichnung der Chor-Kantate „Friede Anno 48“ (Text: Andreas Gryphius und Karl Amadeus Hartmann) durch die Emil-Hertzka-Gedächtnisstiftung in Wien (Jurymitglied: Anton Webern)

  • 1938

    Zweitaufführung des 1. Streichquartetts auf dem 16. IGNM-Fest in London durch das Kutcher Quartet (im Programm hinter Hartmanns Namen: „Germany, Independent“)

    Begegnung mit Elias Canetti

1935
Karl Amadeus Hartmann (li.) und Karl mit Hermann Scherchen (re.)Foto: Privat

2. Weltkrieg

1939–1945

  • 1939

    Uraufführung der Symphonie „L’Œuvre“ bei den Festkonzerten des „Concours Guillaume Lekeu“ anlässlich der Weltausstellung in Liège (Belgien)

    Zweitaufführung durch das Große Symphonieorchester des belgischen Nationaal Instituut voor de Radio-omroep (Dirigent: Franz André)

  • 1940

    Uraufführung des 1939 komponierten Violinkonzertes „Musik der Trauer“ (das spätere „Concerto funebre“) in St. Gallen durch Ernst Klug

    Beginn des West-Feldzuges der deutschen Wehrmacht am 10. Mai 1940; eine für Ende Mai geplante Radio-Uraufführung des zum politischen Umsturz aufrufenden „Simplicius Simplicissimus“ im Brüsseler Rundfunk wird aus Sorge vor den Konsequenzen von Seiten des Rundfunks abgesagt

    Eine von Paul Collaer, dem zuständigen Musikabteilungsleiter des Belgischen Rundfunks, dennoch angesetzte Uraufführung der ihm gewidmeten „Sinfonia tragica“ kann gleichfalls nicht mehr stattfinden

  • 1941

    Anton Webern, in dieser Zeit Lektor bei der Universal Edition Wien, bittet Karl Amadeus Hartmann um Einsendung verschiedener Partituren

  • 1942

    Privatunterricht bei Anton Webern in Maria Enzersdorf bei Wien (Oktober bis November)

  • 1943

    Karl Amadeus Hartmann sendet seine neue Komposition „Symphonische Hymnen“ an die Universal Edition nach Wien

    Als Sicherung gegen Kriegseinwirkungen und aus Sorge vor Entdeckung durch die Nationalsozialisten vergräbt er seine Partituren in einer Zink-Kiste im Pfarrgarten des befreundeten Pfarrers Dr. Otto Satzinger in Murnau

    Reisen ins Ausland werden für Hartmann nahezu unmöglich; er versteckt sich im Keller seiner Schwiegereltern in Kempfenhausen (Starnberger See)

  • 1944

    Hartmann widmet seine gerade vollendete Symphonie „Klagegesang“ dem von den Nazis inhaftieren Freund Robert Havemann

  • 1945

    Hartmann erlebt in Kempfenhausen den Evakuierungszug der Häftlinge des Konzentrationslagers Dachau; er verarbeitet dieses Erlebnis unmittelbar danach in seiner Klaviersonate „27. April 1945“

1940 in St. Gallen
Die Brüder Hartmann – v. l. n. r.: Adolf, Richard, Fritz & Karl AmadeusFoto: Privat

Beginn der Nachkriegszeit

1945–1949

  • 1945

    Nach Kriegsende werden ihm durch die amerikanische Militärverwaltung führende Leitungspositionen an Oper und Rundfunk angetragen; Hartmann lehnt diese jedoch ab, er übernimmt die Funktion eines Musikdramaturgen an der Bayerischen Staatsoper

    Hartmann realisiert eine Matineereihe, die sich „den fortschrittlichen und neuzeitlichen Strömungen der Musik“ (KAH) widmet; Beginn der späteren musica viva, einer der bis heute erfolgreichsten Konzertreihen für Neue Musik

  • 1947

    Uraufführung der Symphonischen Ouvertüre „China kämpft“ im Rahmen des Festivals der Internationalen Ferienkurse für Neue Musik Darmstadt (Dirigent: Hermann Scherchen)

  • 1948

    Konzertante Uraufführung und Ursendung (2. April) des „Simplicius Simplicissimus“ (Dirigent: Hans Rosbaud) durch Radio München (dem späteren Bayerischen Rundfunk); zugleich Uraufführung der „Symphonie für Streichorchester“ (der späteren 4. Symphonie, hervorgegangen aus „Symphonie für Streicher“ von 1938)

    Uraufführung (25. Mai) von „Symphonisches Fragment ‚Versuch eines Requiems'“ (der späteren 1. Symphonie) bei Radio Frankfurt (Dirigent: Winfried Zillig)

  • 1949

    Musikpreis der Stadt München

    Szenische Uraufführung (20. Oktober) des „Simplicius Simplicissimus“ in Köln (Dirigent: Richard Kraus, Inszenierung: Erich Bormann, Bühne: Walter Gondolf)

    Uraufführung des „Konzert für Bläserensemble und Kontrabässe“ (Zwischenstufe zur 5. Symphonie) in Zürich durch Hermann Scherchen

    Uraufführung des 2. Streichquartetts in Mailand durch das Végh-Quartett

1948
Karl und ElisabethFoto: Privat

1950–1954

  • 1950

    Kunstpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste München

    Uraufführung (10. Februar) der 3. Symphonie (auf Grundlage von Sätzen aus „Sinfonia tragica“ und der Symphonie „Klagegesang“) im Bayerischen Rundfunk (Dirigent: Erich Schmid)

    Einladung des DDR-Ministeriums, Akademiemitglied und Direktor der Musikhochschule in Ost-Berlin zu werden; Hartmann lehnt entschieden ab; auch von einem forcierten Drängen durch Walter Ulbricht, Johannes R. Becher und Robert Havemann lässt er sich nicht umstimmen

    Uraufführung (10. September) der 2. Symphonie, einer revidierten Fassung des Adagios aus der „Symphonischen Suite ‚Vita nova'“ von 1943, bei den Donaueschinger Musiktagen mit dem Symphonieorchester des Südwestfunks (Dirigent: Hans Rosbaud)

    Aufführung der 4. Symphonie auf dem IGNM-Fest in Brüssel (Dirigent: Hermann Scherchen)

  • 1951

    Uraufführung (21. April) der 5. Symphonie („Symphonie concertante“) in ihrer Endfassung in Stuttgart mit dem Südfunk-Symphonieorchester (Dirigent: Hans Müller-Kray); Vorstufen der Symphonie: „Concerto für Solo-Trompete und Bläser-Kammerorchester“ (1932 in Straßburg uraufgeführt) und „Konzert für Bläserensemble, Kontrabässe und zwei Solotrompeten“ (1949 in Zürich uraufgeführt)

    Aufführung der 3. Symphonie auf dem IGNM-Fest in Frankfurt am Main

    Aufführung der 4. Symphonie bei den Wiener Festwochen

  • 1952

    Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste

  • 1953

    Uraufführung (24. April) der 6. Symphonie (nach „Symphonie L’Œuvre“ von 1938; doch schließlich nur Adagio in revidierter Form übernommen, 2. Satz „Toccata variata“ neu komponiert) im Münchner musica viva-Konzert mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Eugen Jochum

    Uraufführung (10. Oktober) des „Konzert für Klavier, Bläser und Schlagzeug“ bei den Donaueschinger Musiktagen mit dem Symphonieorchester des Südwestfunks (Dirigent: Hans Rosbaud, Solistin: Maria Bergmann)

  • 1954

    Verleihung der Schönberg-Medaille der IGNM (Internationale Gesellschaft für Neue Musik)

    Trennung vom Süddeutschen Musikverlag Willy Müller in Heidelberg; Beginn der exklusiven Zusammenarbeit mit B. Schott’s Söhne in Mainz

1952
Karl Amadeus HartmannFoto: Herbert List

1955–1959

  • 1955

    Berufung als Mitglied der Akademie der Künste Berlin (West)

    Uraufführung (26. Juni) des „Lamento“ für Sopran und Klavier (bearbeitete Exzerpte aus „Friede Anno 48“ von 1936/37) auf der Insel Mainau im Bodensee (Solisten: Annelies Kupper und Carl Seemann)

  • 1956

    Uraufführung (25. Mai) des Konzerts für Bratsche und Klavier bei den Tagen für Neue Musik in Frankfurt am Main mit dem Symphonieorchester des Hessischen Rundfunks (Dirigent: Otto Matzerath, Bratsche: Jascha Vleissi und Klavier: Annemarie Bohne)

  • 1957

    Uraufführung (9. Juli) der Neufassung des „Simplicius Simplicissimus“ im Nationaltheater Mannheim (Dirigent: Karl Fischer, Inszenierung: Joachim Klaiber und Bühne: Paul Walter)

    Großer Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen

    Aufführung der 6. Symphonie auf dem IGNM-Fest in Zürich

    Angebot einer Professur an der Staatlichen Musikhochschule Köln (abgelehnt)

    Uraufführung (22. Juni) der Neufassung der 1. Symphonie „Versuch eines Requiems“ durch die Wiener Symphoniker bei den Wiener Festwochen (Dirigent: Nino Sanzogno und Solistin: Hilde Rössel-Majdan)

  • 1959

    Uraufführung (15. März) der 7. Symphonie in Hamburg mit dem Symphonieorchester des Norddeutschen Rundfunks (Dirigent: Hans Schmidt-Isserstedt)

    Ludwig-Spohr-Preis der Stadt Braunschweig; als Dank Neufassung des „Concerto funebre“, deren Erstaufführung am 12.11. im selben Jahr bei den Braunschweiger Festlichen Tagen neuer Kammermusik stattfindet

1957
Karl Amadeus und Elisabeth, am Klavier vereintFoto: Privat

1960–1963

  • 1960

    Aufführung der 7. Symphonie auf dem IGNM-Fest in Köln

  • 1961

    Kunstpreis der Stadt Berlin

    Angebot, Direktor des Städtischen Konservatoriums in Berlin zu werden (abgelehnt)

    Schwabinger Kunstpreis

  • 1962

    Ehrendoktorat des Spokane Conservatory, Washington (USA)

  • 1963

    Uraufführung (25. Januar) der 8. Symphonie in Köln durch das Symphonieorchester des WDR (Dirigent: Rafael Kubelik)

    Aufführungen der 8. Symphonie auf der Biennale Venedig, dem IGNM-Fest in Amsterdam, den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt und bei den Berliner Festwochen

    Uraufführung des Balletts „Triptychon“ von Heinz Rosen nach der 7. Symphonie im Rahmen der Eröffnungsfeierlichkeiten des wiederaufgebauten Nationaltheaters in München

     

1963
Eine der letzten Aufnahmen Karl Amadeus Hartmanns (München, Balkon Wohnhaus Franz-Joseph-Straße)Foto: Privat

Tod

05.12.1963

  • Am 5. Dezember stirbt Karl Amadeus Hartmann an den Folgen einer Krebserkrankung, er wird auf dem Münchner Waldfriedhof beerdigt; in seinem Wohnhaus in der Schwabinger Franz-Joseph-Straße 20 (München) befindet sich heute der Sitz des Karl Amadeus Hartmann-Centers