Alassio, Montag (Brief): KAH in München

Alassio, den 3. Mai 37.
Mein lieber Karl!
Ich kann es kaum glauben, daß es schon wieder acht Tage her sind, seitdem ich München verließ. Die Zeit vergeht so furchtbar schnell. Uns geht es allen dreien gut. Mein Darm ist wieder ganz in Ordnung. Das macht das gute Essen hier mit der Ölkost. Auch sonst fühle ich mich schon bedeutend wohler. Ich liege den ganzen Vormittag von 9 h ab am Strand. Nach dem Essen lege ich mich wieder hin bis 4 h, dann gehen wir etwas spazieren. Es gibt hier schöne Spaziergänge, die Gegend ist ja so prachtvoll. Abends gehe ich um 9 h zu Bett. Mit dem Hotel bin ich sehr zufrieden. Die Gäste sind hier fast lauter Engländer, auch verschiedene Deutsche sind da. Allerdings weiß ich nicht, ob sie Österreicher sind. Der kl. Richard sieht von Tag zu Tag blühender aus. Er brauchte allerdings 3 Tage um sich zu akklimatisieren, doch jetzt ißt und schläft er sehr gut. Vom Sand ist er kaum mehr wegzubringen, doch bleibt er in 2 m Entfernung vom Wasser, scheinbar fürchtet er es. Nun mußt du mir aber einmal schreiben, wie es Dir geht. Ich schreibe Dir von nun an nur mehr Karten, weil das Porto zu viel kostet. Man braucht auf einer Reise doch immer mehr Geld als man meint. Besonders der Kleine braucht da etwas und da. Warst Du beim Zahnarzt? Esse immer genügend und lasse es Dir ja gut gehen. Bleibe mir nur gesund. Arbeite auch abends nicht zu lang, Du weißt das schadet den Nerven.
Für heute grüße und küsse ich Dich aufs herzlichste und bleibe immer Deine Elisabeth.

[Beiblatt]
Dieser Brief ist nur für meinen Karl! Meine Telefonnummer: 4147
Mein heißgeliebter Karl!
Wie geht es Dir wohl?! Ich denke so viel an Dich und wünschte Du wärest hier bei mir. Wie herrlich wäre es, zusammen alles schöne zu genießen. Was macht Deine Arbeit? Gerne würde ich das von Dir hören. Du weißt, mein ganzes Leben gehört nur Dir allein und so will ich auch an allem teilhaben, das Dich berührt. Bitte erhalte Dich für mich gesund. Ich brauche Dich ja so notwendig. Mir geht es bestimmt schon besser, ich will ja schon für Dich allein gesund werden und tue deshalb alles für meine gesundheitliche Besserung.
Hast Du Redlich und Rascher einmal angerufen? Vergiß das nicht. Hast Du schon Deinen neuen Mantel? Heize auch noch Dein Zimmer, damit Du Dich nicht erkältest. Fr. Hecht soll Dir eventuell kochen. Von Sepp habe ich noch keine Nachricht bekommen. Von Resi soll ich Dir Grüße ausrichten und Sie läßt Dir für Deine Zeilen danken.
Nun mein inniggeliebter Karl, lebe wohl, gute Nacht, meine Gedanken weilen immer bei meinem liebsten Mann, ich umarme u. küsse Dich tausendmal und bleibe immer nur Deine Elisabeth.