Arnshausen (Brief): KAH in Junkersdorf

Heißgeliebter Karl!
O wie bin ich ärgerlich, daß ich morgen nicht mit Dir fahren darf, ich darf mir die schönen Stunden, die wir miteinander hätten genießen dürfen, gar nicht vorstellen. Es wäre so wichtig, daß wir uns über alles unterhalten könnten. Ich hätte H. Pf. anders gehalten. Auf jeden Fall komme ich bald nach München, die Sehnsucht nach Dir treibt nach dort, wenn ich sonst dort nichts verloren habe. Karl, ich danke Dir für Deine Güte und Dein überaus großes Verständnis zu mir. Doch durch all diese Hindernisse wird unsere Liebe nur noch gestärkt. Ich möchte den kennen, der uns auseinander reißen könnte. Hoffentlich kannst Du in München ungestört weiterarbeiten. Du brauchst jetzt wieder unglaublich viel Nervenkraft, verbrauche nicht mehr als unbedingt nötig ist, das kann man schon etwas einrichten. Und sei mir vorsichtig mit Deinen „Freunden“, Du weißt wen ich meine. Gestern schrieb mir Mama, sie war scheinbar doch etwas besorgt um mich, worüber ich ganz angenehm überrascht war. Vielleicht sorgst Du dafür, daß Adolf bald bei Mama anruft, sie soll mit ihm für nächste Woche, am besten am Mittwoch oder Donnerstag etwas ausmachen, daß wir da ein paar Stunden beisammen sein können. Sage Adolf ich bitte ihn darum, er kann Mama schon irgendwie dazu bringen. Ich schreibe schon noch genauer, wo wir uns gleich treffen können.
Mein lieber Karl, ich muß schließen, weil der Postbote da ist, der meinen Brief mitnehmen will. Vergiß mich nicht, wie ich stets an Dich denke und grüße mir auch Deine Brüder. Erhalte Dich für mich wohl u. gesund und ich bleibe in steter Treue unter herzlichen Grüßen und Küssen Deine Elisabeth.