München, Dienstag (Brief) KAH in Basel oder Zürich

München, den 23. 11. 37.
Mein lieber Karl!
Ich kann Dich wirklich nicht verstehen, wie Du sagen kannst ich würde wenig schreiben. Ich habe allerwenigstens jeden 2. Tag geschrieben, sehr oft jeden Tag. Da mußt Du verschiedene Post nicht bekommen haben. Aber wie kann ich nach Zürich schreiben, wo du mir mitgeteilt hast, Du kämest vielleicht noch nach Zürich. Alle Deine Karten liegen noch daheim, da kannst Du es schwarz auf weiß selbst sehen, das war wieder einmal von Dir unklar geschrieben. Du schreibst mir aber auch nie ob u. welche Post Du von mir bekommen hast.
Was hast Du in Basel erreicht? Ich bin neugierig darauf, doch sollte es nichts gewesen sein, so mach Dir nicht zu viel daraus. Die Hauptsache ist, Du kannst viel und Enttäuschungen bleiben einem nie erspart. Auf jeden Fall wollen wir zwei tapfer durchs Leben gehen und wenn es noch so viel zu überwinden gibt. Du weißt genau, ich werde bis zuletzt zu Dir halten und Freud u. Leid mit Dir teilen. Sobald Du wieder zurück bist, mußt du hier zum Arzt, da dringe ich darauf. Heute früh war ich mit Adolf beisammen es geht ihm gut. Mein lieber Karl, wenn Du noch gerne bis Samstag bleiben willst, so bleibe ruhig, meinetwegen mußt Du nicht eher kommen. Natürlich sehne ich mich sehr nach Dir u. freue mich unendlich Dich wieder in meinen Armen halten zu können. Mein einziger Karl, sei immer meiner größten Liebe versichert und auf ein baldiges recht frohes Wiedersehen freut sich Deine Dich innig liebende Elisabeth.
Laß Dir Deine Anzüge noch bügeln u. grüße Familie Klemm herzlichst von mir. Hast Du den Brief von Roszavolgyi bekommen?
Deine beiden Karten habe ich eben vorgefunden. Das mit Sterk ist dumm, wenn jemand so ist, wäre so wieso kein arbeiten gewesen. Das braucht Dir wirklich nichts auszumachen.