München, Freitag (Brief): KAH in der Schweiz

d. 28. 10. 38.

Mein lieber Karl!
Endlich kam der langersehnte Brief von Ansermet. Er schreibt folgendes: „Lieber Herr Hartmann! Entschuldigen Sie. Ich wollte Ihnen schreiben, aber bin überbeschäftigt und verspätet. Ich bin leider in Reise (Budapest) zwischen 26. u. 2. Nov. Aber dann zurück und mit meinem neuen, sehr guten (!) Orchester, täglich beschäftigt. Kommen Sie! Mit besten Grüßen Ihr E. Ansermet.“
Sehr nett geschrieben. Also recht viel Glück. Ich würde am 3. Nov. hinfahren.
Mein lieber Karl, Du bist z. Z. etwas niedergedrückt. Immer Mut, glaube mir, ich werde immer und stets zu Dir halten u. Dich nie verlassen. Heute kam die Schokolade, Mama hat sich darüber sehr gefreut. Richardi hat schon die Hälfte davon gegessen. Mit Adolf sprach ich heute und habe ihm alles ausgerichtet. Am Montag beginnt die Stöberei!
Also mein Lieber, sei höflich und ruhig, glaube mir, Du bist nie allein, ich bin immer in Gedanken bei Dir und begleite Dich überall hin. Alles Liebe u. sei umarmt von Deiner Dich so sehr liebenden Elisabeth.
Hast Du die Kritiken erhalten? Bitte teile mir immer mit, wenn Du Post von mir bekommen hast. Verdirb es mit Ansermet nicht.