München, den 19. November 1933.
Mein liebster Karl!
Ich muß Dir schreiben, es ist hier so einsam und leer ohne Dich. Ich merke immer mehr, wie ich zu Dir gehöre. Heute vormittag war ich bei Mutter, es geht ihr ganz gut. Sie gab mir die freudige Nachricht mit, die ich Dir beilege. Mutter hatte den Brief geöffnet, nicht ich. Na jedenfalls ist es sehr erfreulich. Ich bin neugierig Nachricht von Dir zu bekommen, wie es dort ist, wo Du wohnst, und wie es Dir gefällt. Es ist ein großes Glück für mich, daß Du nicht lang fort bist, ich habe jetzt schon wieder so Sehnsucht nach Dir. Heute bin ich allein zuhause, einesteils ist es ganz schön seine Ruhe zu haben. Ich schreibe alle meine schuldigen Briefe nach England, das ist ein Geschäft was ich weniger gern tue. Sonst hat sich seit der kurzen zeit nichts ereignet. Lasse es Dir recht gut gehen, sei lustig und vergnügt und lasse bald etwas von Dir hören. Glaube mir, ich bin in Gedanken immer bei Dir und denke mir, was Du wohl gerade machst. Heute Abend wirst Du sicher eine herrliche Othelloaufführung sehen. Ich freue mich für Dich. Schau Dir diesmal nur den Dom an. Also nun lebe wohl, sei tausendmal gegrüßt und geküßt von Deiner Dich so innig liebenden Elisabeth.
Lege die Würste besser, nachts vor das Fenster. Das nächste mal schreibe ich nach St. Gallen. Ich soll Dir auch von Mutter und den Brüdern herzliche Grüße sagen.
München, Sonntag (Brief): KAH in Straßburg
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- 19 Nov 1933
- Archivalienkategorie
- Briefe