(P: 23.03.1939, Bahnpost), Mittwoch (Brief mit Umschlag und Konzertkarte: Basler Kammerorchester, Hans Huber-Saal; Adresse: Straub, Zürich, Mainaustr. 18): E.H. in München (W: 8)

Basel, 22. III. 39.

Liebe Elisabeth, mein lieber kleiner Richard!
Heute war ich in Basel. Ich habe Sacher nach der Pause getroffen – eigentlich – richtig gesprochen habe ich ihn am Schluß nach dem Concert. (Nebenbei: das Orchester ist gut – er ist auch gut.)
Ich erzählte ihm daß ich mit dem Züricher Opernhaus verhandle wegen dem „Simpl“ – nun zeigt auch er interesse. (Natürlich nur konzertmäßig.) Das ist mir aber gleich. Nun soll ich ihn am Mittwoch anrufen (am 29. März) dann fahre ich mit Partitur und Klavierauszug am Donnerstag (30.) oder Freitag (31.) nochmals nach Basel und spiele ihm die Oper vor. Nun werden mehr möglichkeiten wahr. Natürlich werde ich Zürich nicht fallen lassen. Nur mit Scherchen muß ich vorsichtig sein, wird aber auch gehen.
Auf alle Fälle wäre mir Sacher lieber. 1. bestimmter und 2. ungefährlicher. Scherchen möchte gern in Zürich am Schauspielhaus probieren – also 3 Feuer – eines sollte eigentlich aushalten. Werden wir ja sehen. Ich habe sehr viel zu tun noch – sollte ich bis Ostern nicht fertig werden – dann bleibe ich bis Mai – aber dann mußt Du mich mal besuchen entweder – vor – oder Ostern oder nach Ostern. Meine Arbeit wird immer größer und immer schwieriger. Ich glaube, daß ich dieses Jahr alles fertig bekomme. Probleme – Symphonie und Konzerte. Hoffen wir daß ich dieses Jahr fertig werde.
Noch was neues: Scherchen – – dichtet – und Scherchen – – komponiert wieder. (Er hat mir 3 Gedichte (eins zum 55. Geburtstag für Werner Reinhardt) zum lesen gegeben. Gott sei Dank nichts zum komponieren. Er komponiert eine Sonate!!! für Klavier – Flöte, chinesische Trommel.) Es weiß aber niemand!
Zum Schluß, lebe wohl! Bleib gesund! (Pillen) Nimm Du, meine Liebe, und Du, mein lieber Bub meine allerliebsten Grüße und Küsse ich bin immer Dein Karl. Komm