(P: München, 20.08.1938; Riccione, 22.08.1938), Freitag (Brief): E.H. in Riccione

Mein teures Lieb!
Ich will Dir nun ein bisschen erzählen, was ich in den letzten Tagen getrieben habe.
Am Mittwoch habe ich den ganzen Tag gearbeitet, abends um 7 Uhr ging ich mit Adolf in den grossen Wirt, um ½ 9 Uhr war ich bei Deiner Mama und blieb dort bis 12 Uhr. Wir hörten Radio. Gestern, also Donnerstag arbeitete ich ebenfalls bis ¾ 7 Uhr, ging dann auf eine ½ Stunde in den grossen Wirt, dann zu Deiner Mama (bis ¾ 9 Uhr) dann holte ich Fritz von der Bahn ab. Er wusste auch nicht viel neues, so ziemlich das gleiche. Und heute Freitag wollte ich zum Zahnarzt gehen, war aber (bis Montag) nicht da. So muss ich warten!
Ich bitte Dich erhole Dich gut, ruhe Dich aus, und bleibe ruhig! Ich will Dir noch etwas erfreuliches mitteilen: Straub kommt nicht nach München! Da bin ich schon sehr froh! Meine Arbeit kommt immer gut weiter, es geht jetzt sehr schnell.
Meine liebe Elisabeth, bitte bleibe mir gesund, sei versichert dass ich stets Dein treuer und aufrichtiger Karl bleibe. Tausend Küsse Dir und unserm Bub!
Mein Lieb! Wenn Du an Sepp schreibst, so schreibe an Gottlieb Klemm! Beide wohnen jetzt zusammen. Besuche wenn es geht in Florenz die Oper!
Mein liebes Weib!
Eben kam Dein lieber Brief an. Tausend Dank. Lasse bitte Dir nichts gefallen! Wenn zwei Zimmer ausgemacht sind, dann verlange sie unbedingt! Dränge unbedingt darauf dass Du zwei Zimmer bekommst. Aber rege Dich bitte nicht auf! Immer alles mit Ruhe!
Glaube ich freue mich auch auf ein gesundes Wiedersehn! Aber freue Dich über die Natur!
Stets mit Küssen Dein treuer Karl