Garmisch (Brief): KAH in München?

Mein heißgeliebter Karl!
Jetzt sitze ich abends auf meinem Zimmer und – denke an Dich, wie es ja immer tue. Je weiter Du von mir entfernt bist, desto stärker fühle ich, wie sehr wir miteinander verbunden sind und meine Sehnsucht zu Dir geht dann ins unermeßliche. Dürften wir doch endlich einmal beisammen sein, alles zusammen ausführen und beraten. Doch die Hoffnung auf die Zukunft ist auch schon schön. Wie werden wir glücklich sein. Wie muß ich dankbar sein Dich, einen Mann von solchem Verständnis und von solcher Größe gefunden zu haben. Du machst mich so stark, den Kampf, den ich gegen die Menschen, die uns unser Glück nicht gönnen wollen zu führen haben, aushalten kann. Was wäre ich ohne Dich. Für heute sage ich Dir gute Nacht und küsse Dich innigst. Mit dem Gedanken an Dich schlafe ich ein u. wache damit täglich auf.
Guten Morgen!
Mein lieber Karl, ich weiß nicht ob ich Dir raten soll hierher zu kommen. Einesteils wäre es ja herrlich, andernteils weiß ich nicht, ob Papa nicht sagen würde, es ist hinausgeworfenes Geld wegen einem Tag hierher zu fahren und ob er nicht etwas Angst vor Mama hätte. Ich überlasse es jetzt ganz Dir, wie Du es am besten hältst. Es ist wirklich gemein daß wir immer noch auf andere Leute Rücksicht zu nehmen haben, doch da muß jetzt bald Schluß werden. Gestern, gleich als wir ankamen, gingen wir noch durch die Partnachklamm. Heute scheinen wir schönes Wetter zu bekommen. Adolf soll nur Mama anrufen u. schreibe mir dann bitte, was damit herauskam. Wir kommen Freitag Nachmittag heim und wenn Du auch kommst, erwarte ich Dich dort am Zug. Ich schreibe das noch näher. Für heute sage ich Dir adieu, und bin mit tausend Küssen Deine Dich innig liebende Elisabeth.

  • Year
  • um den 20. 0ktober 1931