München, Dienstag (Brief): E.H. in Alassio

Liebe Elisabeth!
Wie geht es Dir. Ich muß Dir schildern was ich die letzten Tage getrieben habe. Ich habe viel an Dich gedacht!
Am Samstag war ich zu hause – meine Arbeit geht so langsam vorwärts. Abends bin ich um 7h zum Alten, und war bis 11 h bei ihm. Wir zwei allein! Was taten wir – die „Neueste“ den Völkischen restlos durchgelesen! Ich las sogar Annoncen was verkauft und gekauft wird. Ich las alle Heiratsanzeigen. Lächerlich – aber ich kann ja kein Gespräch mit dem beginnen.
Am Sonntag war vormittags Deine Mutter bei mir – mittags und nachmittags war Adolf, Scharl und ich spazieren dann hat es von 3 h geregnet – wir gingen ins Kino. (Fern Andra-Lichtspiele) Ein Stück von Heinz Rühmann – den sah ich zum erstenmal im Kino, abends ging ich um ½ 9 h nach hause.
Gestern Montag – Vormittag war ich auf der Devisenstelle nachmittags arbeitete ich und abends war ich beim Essen bei Deinen Eltern.
Bei mir gibt es nicht’s neues. Mein[e] Partitur „Anno 48 – Friede“ habe ich noch nicht zurück bekommen. Ich habe gestern einen Brief erwartet von Dir – vielleicht heute mittag. Nun bin ich froh, daß Ihr Drei bis 26. (bzw. 25.) dort bleibt. Heute Dienstag in 14 Tagen reist Ihr ab. Oh Elisabeth genieße – denke nur nicht ans heimfahren. Grüße bitte Fräulein Resi von mir und meinen Dididi!
Meine liebe Elisabeth! Essen – Trinken – Ruhen! Ich freue mich wahnsinnig auf unser Wiedersehn. aber jetzt genieße noch. Glaub mir ich freue mich riesig, daß es Dir gefällt. Ich weiß ja wie gerne Du da unten bist. Genieße!!!
Ich wünsche Dir alles Liebe und ich bleibe stets Dein Karl.