München, Donnerstag (Brief): E.R. in Arnshausen

5. Brief.
Meine liebe Elisabeth. Meine beste Braut.
Ich bin froh, Dir wieder schreiben zu dürfen. Meine Gedanken weilen immer bei Dir. Sie verfolgen Dich und nehmen immer zu – jetzt denkst Du auch an mich. Ja – !? Wie gerne möchten meine Gedanken eine Auswirkung haben – doch ich kann ja nicht alles zu Papier bringen, ich kann nur nur einmal schreiben. Oh! Was gäbe ich darum, wenn ich mein Herz ausschütten dürfte – jetzt – ja – Du
nein es geht nicht.
Mein Lieb, Dir gefällt es scheinbar sehr gut. „Es ist hier sehr schön“ Wirklich!!! – ? Soll ich mich freuen – ? Bleibe mir gesund. Elisabeth schone Dich. Bleibe stark und vertraue auf mich. Denke immer unser Ziel geht aufwärts. Bitte erwidere die Grüße.
Bei mir gibt es nicht viel neues. Das nächste Konzert fällt aus. Tut mir nicht weh. Doch als nächstes Konzert ist angesetzt am Donnerstag 10. Nov. abend ½ 11 h: „Songs, Balladen und allerlei Grotesken“. Hoffentlich gelingt mir der Abend. Ich freue mich darauf. Dann kommt ein großer Kammermusikabend Ende Nov. mit meinem neuen Concertino. Konzertmeister Stuhlfauth und Prof. Härtl haben mir zugesagt, die Soli zu übernehmen. Arnold gibt im Herkules-Saal (Residenz) am 13. Nov. einen Klavierabend. Er wird meine „Klaviersonatine“ uraufführen. Paar Tage darauf wird Arnold in Augsburg meine Sonate spielen. Ich habe meinen Plan verschoben mit Orchester. Doch ich beginne ein Kammeroratorium: „Bau der Bahn Türksib.“ für Soli, Sprecher, Kammerchor und Kammerorchester. Morgen werde ich den architektonischen Plan entwerfen. Wenn Du in München bist zeige ich Dir das ganze. Auf Dein Urteil bin ich gespannt. Ich will auch bald fertig sein damit. Hoffentlich gelingt mir alles. Deine Liebe gibt mir soviel Kraft, daß ich imstande bin schwierige Probleme lösen zu können.
Ich möchte Dich aufmerksam machen am Sonntag sehen wir uns. Ja!? Noch was Neues? – Ich rauche nicht mehr, und werde auch nicht mehr rauchen. Es bekommt mir sehr gut.
Nun meine Heißgeliebte bleibe glücklich und froh – und gesund!! Ich freue mich Dich bald in meinen Armen zu haben. Oh wie werde ich dich drücken – an mich drücken und ewig bist Du mein. Ich küsse Deine Hände in Ehrfurcht und bleibe Dein treuer Karl.