München (E: 18), Mittwoch (Brief mit Umschlag) E.R. in Garmisch (Sonnenstr. 17, Haus Ludwig)

Meine liebe gute Elisabeth.
Oh Dank für Deinen lieben Brief. Wie gerne wäre ich bei Dir. Wie gerne wäre ich bei Euch beiden. Mit euch alle Lust, alle Freude teilen und dann die Stunden wo wir alleine sein könnten. Elisabeth ich muß arbeiten. Heute Programme fort senden, 700 Stück. Froh bin ich, daß ich arbeiten kann für Dich, damit wir bald anerkannt werden. Mein Concerto für 2 Violinen Fagott und Schlagzeug werde ich morgen fertig, dann kommt die Reinschrift. Dann schreibe ich eine „kleine Konzertmusik“ für Kammerorchester. Elisabeth wir werden bald anerkannt werden, wir müßen [sic] bald anerkannt werden. Ja – und dann werde ich Dich mit Ruhe lieben dürfen. Ja – und wir werden dann ein frohes und freudiges Paar weil wir wissen, daß nur uns die reine Liebe zusammengeführt hat. Ich will arbeiten was nur möglich ist, damit wir beide alles erreichen was wir uns ersehnen – und dann können wir Deinen Verwandten zeigen wie Unrecht sie uns tun. Elisabeth ich muß leider jetzt zum Bahnhof die Post (Programme) aufgeben und nehme Deinen Brief gleich mit. Also meine liebe Elisabeth sei mir gut und behalte mich lieb wie ich Dich liebe und bleibe unter tausend Küssen
Dein Karl.
Meine liebe Elisabeth, Du schreibst ob ich komme. Die Zeit ist doch recht kurz und ich habe viel Arbeit. Natürlich käme ich gerne zu Dir. Das weißt Du ja. Aber gerade vor einem Konzert. Ich hätte doch keine richtige Ruhe. Froh in ich, daß Du Dich und unser lieber Vater gut erholst. Hoffentlich bleibt das schöne Wetter für Euch.
Elisabeth habe bitte keine Angst. Bitte glaube mir ich suche mich gesund zuerhalten [sic] für uns beide. Auch mit anderen Menschen – nun ja – da brauche ich nichts zu schreiben, doch eine Beruhigung zur Zeit komme ich fast mit keinem Menschen zusammen.
Meine Mutter dankt vielmals für die Grüße und soll auch Grüße erwidern. Deine Mutter will unbedingt zur Schraube – was Sie vor hat, wissen wir nicht. Sie arbeitet mit Macht gegen uns. Sie scheut sich nicht zu verleumden – es könnte sein, daß sie vielleicht einen Eid schwören müßte, – und dann – ! Elisabeth, denke jetzt nicht viel, erfreue Dich an der Natur und wir beide werden dann uns glücklich wiedersehen und bis dahin werden wir uns freuen auf die Zukunft. Nimm einen festen Kuß und ich umarme Dich und drücke Dich an mein Herz und bleibe Dein Karl.
Hast Du den letzten Brief vernichtet?
Vater soll sich gut erholen und alles Grüßen Euch herzlichst.