Mein liebster Karl!
Heute Sonntag habe ich Deine beiden Briefe erhalten, ich war schon ganz ungeduldig, weil ich so lange nichts von Dir hörte.
Natürlich war ich so gut wie Du, mehr als überrascht über Hermanns Karte. Ich verstehe nicht ganz, was er eigentlich will. Es sieht sehr nett aus, doch wie Du weißt ist er mit Vorsicht zu behandeln. Auf jeden Fall mußt Du ihm bald einen Brief schreiben. Ich würde ihm schreiben, äußerst höflich und einschmeichelnd natürlich, daß Du nach seinem Benehmen in London den Eindruck gewonnen hast, daß er nichts mehr von Dir wissen will, und daß Du Dich da natürlich nicht aufdrängen wolltest, daß Du aber immer große Verehrung u. Liebe für ihn empfinden wirst. Das ist ja auch schließlich wahr. Auch solltest Du ihm noch schreiben, daß seine Beschuldigung Dir sehr weh getan habe, da Du doch immer ihn verteidigt hättest. So in diesem Stil, mußt Du ihm unbedingt schreiben. Glaube mir das. Ich glaube, er hängt doch noch an Dir, sonst hätte er nicht diese Karte geschickt. Ich behalte vorerst dieselbe hier.
Ich bin froh, daß Straub nicht kommt. Da kommst Du dann auch mit Deiner Arbeit ganz anders vorwärts. Ich bin so froh, daß Du zufrieden damit bist, da wird Deine Stimmung dann auch etwas gehobener sein.
Ich habe noch immer keine 2 Zimmer, wenn ich bis morgen keine habe suche ich mir etwas anderes, da kann ich dann ruhig gehen, denn ich habe doch 2 Zimmer bestellt und sie haben meine Bedingungen nicht erfüllt. Ich glaube da kann das Hotel gar nichts machen. Schreibe bitte jetzt die nächsten Tage postlagernd, denn wenn ich gehen sollte, so mag ich natürlich dann hier nicht mehr nach Post fragen. Auf jeden Fall bleibe ich nicht länger als 2 Wochen hier, weil es viel zu teuer ist. Morgen, Montag entscheidet es sich, ob ich bis dahin bleibe oder nicht. Ich gebe Dir dann gleich Bescheid. Sonst ist es hier sehr schön, das Wetter warm aber nicht zu heiß. Leider kann ich nun ein paar Tage nicht baden, das tut mir schon sehr leid. Alassio war aber doch noch schöner. Richardi gefällt es natürlich riesig gut, sein Appetit allerdings läßt noch immer zu wünschen übrig.
Nun, mein einzig geliebter Karl, lebe recht wohl, glaube mir, meine Gedanken begleiten Dich immer mit großer, großer Liebe Deine treue Elisabeth.
Riccione, Sonntag (Brief): KAH in München d. 14. 8. 38
- Year
- 14.08.1938
- Archivalienkategorie
- Briefe