München?, Freitag (Brief): E.H. in Alassio

den 16. Juni 39.

Liebe Elisabeth!
Ihr werdet nun allein, zu 3 en, sein. Hoffentlich ist Papa gut nach hause gekommen. Hat er sich nicht gut erholt? Wäre schade! Wie geht es Richard – sicherlich gut. Was macht Dein Befinden? Ich wünsche dir alles erdenkliche Gute. Bleibe nur ruhig. Euch wünsche ich immer Liebe und Glück.
Bevor ich nach Straßburg fahre werde ich mich Sacher verabreden (zuerst telefonisch). Eben schreibe ich noch an Frey. Jetzt beginne ich mit den Skizzen für meine Trauermusik. Ich habe hier schönes Material vorgefunden für einen Choral. Ich denke immer mehr an ein mystisches Ballett?
Als ich von Mchn abfuhr – da sah mich die Wohnung in der Wilhelmstr. ganz traurig an – „Schon wieder gehst Du“ – „leider“ sagte ich „aber ich komme bald und bleibe in Dir“. Sie ist schon sehr schön.
Alles ist sehr traurig – alles verneigt sich immer in Dunkel, selbst die Sonne will alles versengen, immer gleich sterben – oh Gott ist das Leben schwer – Traurigkeit – Traurigkeit –Traurigkeit meine einzige Wonne.
Leb wohl. Bis Dienstag abends 1530 h. Dann bin ich bei Dir in Deinem müden Arm – dann will ich schlafen – immer schlafen – sei geküßt
Dein Kl bleibt immer bei Dir und liebt Dich inniglich
Bestelle mir irgendwo ein kleines Zimmer.
Genieße dort das süsse Leben und bleibe mit Deinen Gedanken immer dort wo das Leben aufhört.