Oberstdorf (Briefkarte): KAH in München

Mein lieber, lieber Karl!
Endlich kam Dein langersehnter Brief. Scheinbar ist die Postverbindung hierher sehr schlecht. Du schreibst mir gar keine Neuigkeit, daß Du wieder einen Teil Deines „Miserae“ verbrannt hast, das habe ich schon lange erwartet. Ich müßte Dich da doch nicht kennen, wenn ich das nicht im voraus gewußt hätte. Doch ich bin froh, daß Du jetzt mit deinem Werk zufrieden bist, ich weiß das gibt Dir immer die letzte Befriedigung. Mein Karl, es ist doch schön, wenn man an etwas bestimmtem arbeiten kann, das einem dann Ruhe bringt und ich freue mich jedesmal mit Dir, wenn Du etwas neues geschaffen hast. Hoffentlich bekommst Du die Gedichte bald. Ich selbst wäre so froh.
Lieber Karl, ich bin hier sehr brav. Ruhe viel, esse viel und mache keine allzu großen Spaziergänge. Körbe habe ich auch schon viele ausgeteilt, weil hier abends immer viel getanzt wird. Das Wetter ist sehr launisch. Einmal schön, einmal schlecht. Überanstrengen darfst Du Dich aber auch nicht. Wie langsam geht hier doch die Zeit, ich freue mich schon riesig auf den Montag.
Nun lebe wohl, sei tausendmal geküßt von Deiner Elisabeth.
Papa ist immer gleich, soeben fuhr er auf 3 Std. nach Sonthofen.

  • Year
  • Undatiert, um den 30.08.1934