(P: Zürich, 29. [I]V. 1938), Freitag (Brief mit Umschlag) E.H. in München (K: 31)

Liebe Elisabeth!
Also die Uraufführung ist vorüber [28. April 1938]. Die Oper „Mathis der Maler“ ist ein nichtendenwollender Schmarrn. Es waren viele Gäste da: Vogel – Reich – Ansermet – Milhaud. (Ansermet hat nur ein Orchester von 80 Mann – er dirigiert in München: ein Konzert von „Kraft durch Freude“.) Er wird mir noch schreiben. Heute war ein Vortrag von Beidler über Wagner der erzählte uninteressanten Quatsch. Nur noch ein Gast war da: Erich Bormann das weißt Du ja. Nach London kommt die gesammte internationale Musikerschaft. Direktor Schmidt-Bloss habe ich mich selbst vorgestellt. Ich werde von München aus ihm schreiben. Gestern nach der Oper war ein Essen (von 1 h nachts bis ½ 5 h morgens). Ich werde Dir alles erzählen! Der Erfolg der Oper war sehr groß, doch es ist keine Oper von Geist und Theaterbegabung. Miserabel – das Textbuch schon! Oh armer See!!!
Ich werde dir den Brief an den Verlag noch schicken. Bormanns kommen im Sommer auf alle Fälle. Rufe bitte Redlich an, am Donnerstag: ich glaube mittag!! (schon wegen Bergs – Partituren!) Was gibt es wohl bei Euch neues? Was wird wohl bei Euch kommen? Auf alle Fälle bleibe mir gesund
stets in treuer Liebe Dein Kl.
Gehe zu Schenker!! Wie geht es meinem Blubbi!
Liebe Elisabeth! Besten Dank für die prompte Weitergabe meiner Nachricht. Es hat gut geklappt. Karl stand schon an der Bahn. Schade, daß Du und Roswitha nicht mit von der Partie seid. Die Sommerzusammenkunft können wir nun in Ruhe treffen. Viele Grüße Erich
Viele Grüsse u. alles Gute Ihre Friedel Straub
Auch Fritz lässt vielmals grüssen.