Riccione, Samstag (Brief): KAH in München

d. 27. 8. 38.

Mein lieber, lieber Karl
Deinen Brief habe ich soeben erhalten. So habe doch Geduld mit Deiner Arbeit. Du hast doch bei jedem Werk so eine vorübergehende Krise und erreichst jedesmal was du willst. Was Dir heute nicht einfällt, fällt Dir morgen ein. Also Ruhe und Geduld! Du machst nur Deine Nerven kaputt und diese Angst, daß Du nicht mehr komponieren kannst, kenne ich schon. Alles Nerven. Ich kann Dir nur sagen. Noch jedesmal hast Du erreicht was Du wolltest und manchmal hat es doch schon eine Woche und länger gedauert. Bitte bleibe ruhig. Geduld!
Uns geht es gut. Richardi ißt zwar immer noch nicht besser, ich glaube das behält er bei. Wegen Florenz lege ich mir gar keine Lüge zurecht. Ich sage, daß ich es bedauern würde, wenn ich nicht dort gewesen wäre. Wenn eben Papa für nichts Interesse hat und das nicht verstehen kann, dann ist ihm auch nicht zu helfen. Übrigens habe ich es Mama 2 – 3 mal gesagt, daß ich dorthin fahren werde.
Lieber Karl, Mama fragte mich in ihrem Brief, wo die Spitzen seien und da habe ich ihr eben geantwortet. Ich habe ihr das geschrieben, ehe ich Deinen Brief erhalten hatte, wo Du mich nach den Spitzen gefragt hast. Da konnte ich doch nicht wissen, daß Dir das nicht recht ist.
Morgen Sonntag, nachdem ich die Wochenrechnung erhalten habe, teile ich Dir mit ob ich Mittwoch oder Donnerstag früh in München ankomme. Später keinesfalls. Zu Papa brauchst Du bestimmt nie gehen.
Lieber, lieber Karl mit den besten Wünschen für Deine Arbeit und großer Freude auf ein glückliches, baldiges Wiedersehen bleibe ich bis dahin Deine Elisabeth.