Die südkoreanische Pianistin Yeseul Moon (*1992) veröffentlichte bei MDG am 10.02.2023 eine CD, in der sie Werke Karl Amadeus Hartmanns, Gilead Mishory und Christopher Tarnow einspielte. Von Hartmann im Speziellen interpretiert sie die dreisätzige Klaviersonate „27.April 1945“ sowie eine Frühfassung des Scherzos aus der Klaviersonate „27. April 1945“.
Wir gratulieren Yeseul Moon zu dieser fantastischen Aufnahme!
Weitere Informationen sowie die CD zum Kauf finden Sie unter:
https://www.mdg.de/moon-ghetto-lullaby
Auszug an Rezensionen:
Klaus Friedrich (in CLASS: aktuell-Magazin 2023/Nr. 1, S. 6): Unfassbar bleibt das Verbrechen von Holocaust und Weltkrieg. In einer ergreifenden Neuaufnahme setzt sich Yeseul Moon mit drei sehr unterschiedlichen künstlerischen annäherungen an das Grauen auseinander. Dabei zeigt sich: Die Klavierwerke von Karl Amadeus Hartmann, Gilead Mishory und Christopher Tarnow gehen auch ohne erhobenen Zeigefinger unmittelbar unter die Haut.
Hartmann war selbst noch Augenzeuge: Der erschütternde Anblick eines Trecks von Überlebenden aus dem KZ Dachau war Anlass für für die Komposition der Klaviersonate „27. April 1945“, die in unbeschreiblicher Intensität das Gesehene aufgreift und hier in der revidierten Fassung zu hören ist. Im berührenden „Trauermarsch“ zitiert er das Arbeiterlied „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit“.
Gilead Mishory interpretiert mit seinen „Fluchtstücken“ den gleichnamigen, preisgekörnten Roman von Anne Michaels. Die Geschichte um den Jungen Jakob Beer, der seine komplette Familie im Holocaust verliert, ist vielfach verschachtelt in Ort und Zeit. Mishory greift diese komplexen Bilder mit Hilfe assoziativer Motive und Zitate auf – eine grandiose Deutung der poetischen Vorlage!
Auch Christopher Tarnow orientiert sich an einem literarischen Vorbild: Hermann Hesses Texte drücken eine extreme Trauer aus, die Tarnow auf sehr unterschiedliche Weise musikalisch umsetzt – als schlichte Melodie oder als „versunkenen“ Gesang. Yeseul Moon nimmt sich mit grandioser Ausdruckskraft die persönliche Betroffenheit hörbar zu Herzen.
Mit dem Scherzo aus der Frühfassung von Hartmanns Sonate, das die „Internationale“ zitiert, gelingt ihr ein fulminanter Abschluss dieses ebenso faszinierenden wie sehr hörintensiven Programms.
Weitere Rezensionen der CD:
https://klassik-festival.de/musikalische-trauerarbeit (Martin Demmler)
http://www.opushd.net/article?article=3264 (frz. Jean-Jacques Millo und englische Übersetzung durch Lawrence Schulman)
http://www.klassik-heute.de/4daction/www_medien_einzeln?id=24305&CDS30 (Martin Blaumeiser)