Vortrag von Andreas Hérm Baumgartner

Im Rahmen der „Tage der Bayerischen Schulmusik“ (8. bis 10. März 2018) hielt Andreas Hérm Baumgartner einen Vortrag mit dem Titel „Klage – Anklage – Gegenaktion. Auf den Spuren von Karl Amadeus Hartmanns musikalischem Widerstand“

Diesen Vortrag und weitere musikwissenschaftliche Texte finden Sie hier.

Karl Amadeus Hartmann und die jüdische Künstlerin Maria Luiko (Ausstellung und Konzert) // hartmann21

Das der Künstlerfreundschaft Karl Amadeus Hartmanns (1905–1963) mit der jüdischen Malerin und Bühnenbildnerin Maria Luiko (1904-1941) gewidmete Veranstaltungskonzept aus Konzert, Vortrag, Round Table und Ausstellung am 27. April 2016 präsentiert nicht nur einen Querschnitt durch Maria Luikos künstlerisches Schaffen (Leihgabe Jüdisches Museum München), welches 1941 durch ihre Deportation und Hinrichtung brutal beendet wurde. Es lässt für das Publikum auch ein besonderes Moment in Hartmanns Leben und Œuvre nacherlebbar werden: seine Begegnung mit jüdischer Musik. In einem beispielhaft durchkomponierten und dadurch Hartmanns Intentionen eindringlich freilegenden Programm stehen dabei Werke für Violine solo von Erwin Schulhoff, Berthold Goldschmidt, Paul Ben-Haim und Karl Amadeus Hartmann auf dem Programm. Hartmann hat in seiner Isolation als Innerer Emigrant im nationalsozialistischen Deutschland in jedem seiner Werke den internationalen Schulterschluss mit Verbündeten im Geiste gesucht, sei es durch die Verwendung verbotener Texte und Melodien oder mit Hilfe jüdischen Liedgutes. Gerade die Verwendung des jüdischen Liedes „Elijahu hanavi“ in sämtlichen während der Jahre 1933 bis 1945 entstandenen Kompositionen geriet bei Hartmann zur Klagechiffre für die Vernichtung des jüdischen Volkes, stand aber auch stellvertretend für die Verfolgung aller Regimegegner. Erste Spuren jüdischer Melismen lassen sich in seinem Frühwerk bereits im Jahr 1927 verorten, dem Entstehungsjahr dreier Kompositionen des Abends.
Ergänzt wird die Ausstellung durch eine Briefauswahl Maria Luikos mit dem jüdisch-christlichen Brückenbauer Schalom Ben-Chorin, der 1913 in München geboren wurde und bis zu seiner Emigration nach Jerusalem (1935) zum Freundeskreis um Maria Luiko gehörte. Die Auswahl gewährt den Besuchern auf anschauliche Weise Einblick in den Lebensalltag der jüdischen Künstlerin im nationalsozialistischen München (Leihgabe Münchner Stadtarchiv). Ein kurzer, in die Thematik einführender Vortrag der Kunsthistorikerin Diana Oesterle sowie ein vertiefendes Gespräch zwischen dem Geiger Ingolf Turban und Andreas Hérm Baumgartner (Künstlerischer Leiter hartmann21, Dirigent ) runden das Konzert am Eröffnungsabend ab.

Eine Veranstaltung der © Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft e. V.

„Hartmann und Henze“ – Vortrag von Peter Petersen

Am 26. Oktober 2013 hielt der renommierte Henze-Forscher Prof. Dr. Peter Petersen für die PROJEKTINSEL HARTMANN-HENZE im Rahmen des „Karl-Amadeus-Hartmann-Jahres 2013“ (2012-2014) einen Vortrag mit dem Titel „Henze und Hartmann.

Anmerkungen zu einer asymmetrischen Künstlerfreundschaft“, in dem er ihrer persönlichen und künstlerischen Freundschaft unter Bezugnahme auf den ausführlichen Briefwechsel der beiden Komponisten nachspürte.

Gerne möchten wir den Vortrag hiermit der Öffentlichkeit zugänglich machen. Sie finden ihn im Menüpunkt „Musikwissenschaftliche Texte“ hier im Archiv!

„Klänge des Friedens!?“ – Vortrag von Dieter Senghaas

Unter dem Titel „Klänge des Friedens!?“ erarbeitete der international renommierte Friedens-, Konflikt- und Entwicklungsforscher Prof. em. Dr. Dr. Dieter Senghaas (Universität Bremen) für die PROJEKTINSEL HARTMANN-NONO im Rahmen des „Karl-Amadeus-Hartmann-Jahres 2013“ (2012-2014) einen kapitalen, richtungsweisenden Vortrag.

Es wird dabei der Frage nachgespürt, inwieweit Kunst als sogenannter „weicher Indikator“ zur Deeskalation beitragen, bzw. als frühzeitige Warnung auf drohende Fehlentwicklungen des seelischen Haushalts einer Gesellschaft aufmerksam machen kann.

Gerade Komponisten wie Hartmann, die einen Sensus für gesellschaftspolitische Missstände haben, die mit seismografischer Antenne noch nicht offenkundige Entwicklungen wahrnehmen, ihre ggf. verhängnisvolle Dynamik aufspüren und sich mit Ihrer Kunst damit auseinandersetzen, bieten sich da an. Die Forschung spricht dabei von der Fähigkeit des „early warning“.

Hartmann hat schon Jahre vor 1933 auf jede Art und Weise vor der Gefahr des Nationalsozialismus für die Gesellschaft, die Menschheit, den Humanismus gewarnt. In jedem Werk thematisierte er dies auf andere Weise und beschwor in Allianzen zwischen den Kulturen, den Religionen sowie den Völkern den Widerstand; zeigte Alternativen auf, zeichnete ein anderes Weltbild. Erstaunlich ist auch, dass er in seinem letzten Werk, der „Gesangsszene“ für Bariton und Orchester, erneut die Fähigkeit des „early warning“ bewies: Texte Jean Giraudouxs assimilierend, vermittelt er eine apokalyptische Vision über das Ende einer sich rauschhaft in eine Todesspirale hineinbegebende Zivilisation.

Die anfängliche Fortschrittsdynamik verkehrt sich nicht nur in Rückschritt, sondern in den Untergang, in das „Übel der großen Reiche, das tödliche Übel“. Untergang der Bankenwelt, der gesellschaftlichen Strukturen, Atomtkatastrophe, Krieg und das tödlichste Übel: dass auch der „Seelenschatz“ verlustig geht. Der Vortrag wurde am 20. März 2013 im Münchner Stadtmuseum gehalten.

Lesen Sie den kompletten Vortrag unter dem Menüpunkt „Musikwissenschaftliche Texte“ hier im Archiv!