HARTMANN MIT SEINER FRAU ELISABETH
- Dokumenten Nummer
- V 28
- Jahr
- 1939
- Archivalienkategorie
- Dokumente Leben und Werk
- Dokumentenkategorie
- Familie
Winter
Hartmann mit seiner Frau Elisabeth und dem neunjährigen Sohn Richard
Die Familie Hartmann lebte von 1942 – 45 meist in Kempfenhausen.
»Als ich 1935 für längere Zeit nach München zurückkehrte, fand ich Hartmann völlig gewandelt. Aus dem einstigen musikalischen enfant terrible, das sich in Burlesken und Persiflagen austobte, war ein Pathetiker geworden. Der Tod seiner Mutter traf ihn unter den trostlosen Verhältnissen der Hitlerdiktatur mit doppelter Schwere. Was uns Gleichgesinnte lediglich verbitterte, das zwang ihn, seinen Zorn und seine abgrundtiefe Trauer in Tönen mitzuteilen. Er hatte keine Wahl; der Weg eines Bekenntnismusikers war vorgezeichnet« (Max See, Erinnerungen, S.101 f.).
Autographes Partitur-Fragment der ersten Niederschrift (9 Blätter), um 1933/ 34. Mus. Mss. 12944
Mehr InfoAutographes Partitur-Fragment der ersten Niederschrift (9 Blätter), um 1933/ 34. Mus. Mss. 12944
Auf Blatt [3] in den Violinen das aggressive Hauptthema des Hauptteils, unten Skizzen zur Fortsetzung.
Im Jahr 1935 [richtig 1933/34] schrieb ich ein symphonisches Werk mit dem Titel »Miserae«. Es wurde zum Gedenken damaliger politischer und jüdischer Verfolgter, die in Dachau ermordet wurden, geschrieben. Im Herbst führte Hermann Scherchen dieses Werk anlässlich des Internationalen Musikfestes in Prag auf (An Hans Moldenhauer, 24.12.1958). Die Partitur trägt die Widmung: Meinen Freunden, die hundertfach sterben mußten, die für die Ewigkeit schlafen, wir vergessen euch nicht (Dachau 1933/34)
Die Uraufführungen des Streichquartetts und des >Miserae< trugen mir meine erste internationale Anerkennung ein (Autobiographische Skizze, S. 14).
Ozveny Nr.36/1935
in: Prager Tagblatt, 3.9.1935
»… die erschütternde symphonische Dichtung >Miserae< (Elend) des Münchener Komponisten Karl Amadeus Hartmann. Hier hört man tiefe Klage, an die grauenhaften Visionen Grünewalds wird man erinnert, an unergründliches Dunkel gothischer Dome, - und dann, in scharfem Kontrast das Thema, das mit seiner agacierend wiederholten Anfangsnote wie Trotz, Protest, turbulente Anklage und Angriff klingt. Die Totenfeier wiederholt sich dann, es ist ein unendlicher Gesang der Blechbläser darin, der von fern an Mahlersche Nachtmusiken mahnt. Die Uraufführung dieses gefühlsstarken, eigenwilligen Werkes allein würde schon genügen, unserem Musikfest historische Bedeutung zu geben.«
Brief mit Unterschrift. 1.2.1935
»Mit großer Freude hatte ich bereits gelesen, daß Ihr Orchesterwerk (…) zur Aufführung gelangt. Dies freute mich umso mehr, weil ich nach der schlechten Gemütsstimmung, auf die ich aus Ihrem Brief leider schließen muß, eine rechtzeitige Aufmunterung und Anregung für Sie erwarte.«
Brief. 21.9.1935
Die Aufführung meines Orchesterwerkes durch Ihren lieben Herrn Gemahl, schreibt Hartmann am 1.1.1936 an Auguste Maria Scherchen, war für mich ein so großer Erfolg, wie ich ihn noch nie erlebt habe. (…) Das Ende des alten Jahres allerdings hat mir keine allzu großen Freuden gebracht. Die Nachwehen des Musikfestes haben sich nicht sehr günstig für mich hier ausgewirkt, sodass es mir nicht so bald möglich sein wird, andere Musikfeste oder Konzerte zu besuchen, die ausserhalb unseres Landes stattfinden.
Münchener Neueste Nachrichten. Zeitungsnotiz 5.2.1936 zum Auftrag der NY Symphonieorchester für Kantate für Sopran und großes Orchester