Junkersdorf (Brief): E.R. in Arnshausen

Meine Elisabeth! Mein Lieb!
Wie freute ich mich von dir heute einen lieben Brief bekommen zu haben. Vielen Dank! Elisabeth! Du schreibst von Befürchtungen Deinerseits, daß Du mir nicht so viel geben könntest. Ja – auf eine überaus geistreiche Frau, oder besser gesagt ein[e] Frau mit nur Geist und alles andere wird verneint – auf ein solches seperates [sic] Glück kann ich verzichten. Du wirst mich verstehen? Ja – ? Scherz beiseite – meine Geliebte, ich will Dich wie Du bist – hab keine Angst, alle glücklichen Ehen sind auf ganz einfache Prinzipien aufgebaut. Nichts überspanntes. Wie in der Kunst – so im Leben – einfach und grenzenlos ehrlich alles zu gestalten versuchen.
Meine liebe Elisabeth, ich habe Dich „undankbar“ genannt? Nein, Liebe, ich kann es doch nicht getan haben. Im Gegenteil, Du bist so gut zu mir, Du bist so lieb zu mir, so verständig. Wie du auf mich bestimmt eingehst; nein, da ist sicherlich unklar von mir geschrieben gewesen. Verzeihe mir. Bitte!
Meiner Mutter geht es besser. Ich bin froh, ich hatte viel Sorgen damit. Ich soll Dich herzlichst grüßen, auch von Bruder Fritz.
Am Donnerstag werde ich zu Dir kommen mit dem Zug, der in Kissingen 1347 einläuft. Mit viel Liebe komme ich zu Dir und ich freue mich, Dich gesund und fröhlich zu sehen. Dann können wir uns mit Ruhe, ohne Angst zu haben, erzählen. Wie freue ich mich auf Dich, wie will ich Dich küssen, oh meine liebe Elisabeth! – Also am Donnerstag (7. Juli), Ankunft 1347
in Kissingen und bis dahin lebe wohl!
Sei herzlichst gegrüßt von den meinen und ich umarme Dich, küsse Dich als Dein Geliebter und bleibe Dein Karl Amadeus Hartmann.
Hoffentlich habe ich gute Zug-Verbindung. So käme ich mit dem nächsten. Auf alle Fälle komme ich. Dein Karl.

  • Year
  • Anfang Juli 1932