Junkersdorf (Brief): E.R. in Arnshausen

Meine liebe Elisabeth.
Hoffentlich bist Du gesund und froh in Arnshausen angekommen. Kann mir leicht vorstellen, daß du sehr müde warst. Ruhe Dich aus. Bleibe mir nur gesund. Ja – Du weißt, daß ich mich ängstige um Deine Gesundheit, daß mein Leben abhängig ist davon. Ich brauche Dich zum arbeiten, durch Dich bekomme ich Mut. Dein Mütterliches Sorgen – Dein frauliches Tun um mich beruhigt mich; um all dies muß ich Dir danken.
Hast Du meinen Brief bekommen; derselbe ist doch nicht in fremde Hände gegangen oder gar geblieben. Ich habe immer so Angst um Dich. Mit meinem Brief werde ich doch nichts unklares geschrieben haben, ich werde Dir doch nicht weh getan haben, ich werde doch nichts schmerzliches Dir geschrieben haben. Meine Elisabeth, nein – jedes Wort ist mit Liebe, mit viel Liebe geschrieben. Mein Alles will ich Dir geben. O Gott – Elisabeth bangen Herzens erwarte ich das Wiedersehn. Wir müssen uns sehen. Sollte mein Kommen Deiner Tante unangenehm sein, so komme ich, wohne in Kissingen, und bleibe zwei Tage dort, so können wir uns heimlich dort treffen. Ich muß Dich sehen – ich muß Dich treffen – ich muß dich sprechen – und küssen – Elisabeth! Mein Freund bleibt bis Sonntag abends (3. Juli). Schreibe mir wann ich kommen soll?
Die Tage waren sehr ruhig für mich, bin sehr froh, daß ich mal von Nichts höre. Nichts.
Mit Ruhe arbeite ich jetzt etwas, doch nicht viel. Jetzt habe ich nur eine Freude, unser Wiedersehn.
Meine Umarbeitung (meiner „Witwe“ habe ich begonnen. Textlich bringe ich Änderungen, musikalisch werde ich vieles noch aggressiver bringen (hauptsächlich in der Instrumentation). Sobald ich fertig bin (lange arbeite ich nicht mehr damit), werde ich Dir alles zeigen, damit Dich nicht’s beunruhigt, damit Du Dich nicht im geringsten ängstigen braucht [sic].
Werde Dir bald wieder schreiben. Ich bin glücklich, daß ich weiß, wo Du bist, wohin ich dir Grüße senden darf. Elisabeth! nimm meinen Dank für all Deine Liebe entgegen, ich umarme Dich, überschütte Dich mit Küssen und bleibe wie ich war
Dein Karl A. Hartmann
Den letzten Brief habe ich nicht eher weggeschickt (aus Berechnung) damit er gleich in Deine Hände kommt und nicht in fremde – man weiß nie?
Dein Karl.

  • Year
  • Ende Juni – Anfang Juli 1932