Alassio, Freitag (Brief) KAH in München

Alassio, den 14. Mai 1937.
Mein liebster Karl!
Vor allem meine herzlichste Gratulation für deinen Ehrenpreis. Das ist doch wieder ein Beweis, daß Du sehr viel kannst. Freue Dich darüber mit mir. Ich weiß jetzt nicht, ob Du zu Neracher gefahren bist. Hoffentlich bekomme ich bald mein Geld. Sonst müßte ich Freitag abreisen. Hier gibt es nicht viel zu erzählen. Am Donnerstag war ich allein in Genua einen Tag. Mit Richardi ist es zu beschwerlich eine Stadt anzuschauen. Es war ganz schön nur ist ein Tag oder vielmehr ¾ Tag sehr wenig. Ich machte eine Rundreise, und dann sah ich mir den Hafen an. O Karl, als ich vor diesen Ozeanriesen stand bekam ich eine ungeheure Sehnsucht wieder einmal eine große Fahrt auf ihnen zu machen. Aber nur mit Dir! Um 8 h abends war ich wieder daheim. Die Fahrt 91 km kostete 2,50 M hin und zurück. Jetzt ist hier wieder herrliches Wetter. Heute ist es entsetzlich heiß gewesen. Aber wenn man ins Wasser kann, dann geht es an. Ich glaube, ich habe keine Lust mehr in unseren Pfützen zu baden.
Lieber Karl, schicke mir doch ungefähr 20 Stück deiner Kataloge, wenn sie fertig sind, dann kann ich einige verteilen. Es ist mir unbegreiflich, wie Mama auf einmal 15 M für ein Konzert ausgeben kann. Hast Du sie etwas für Musik interessiert. Ich bin froh, daß Ihr euch gut versteht. Wenn sie einmal einen schlechten Tag hat, dann mußt Du sie eben nehmen wie sie ist. Besser ist immer ein ungespanntes Verhältnis, als umgekehrt. Dem kl. Dididi gehts gut. Heute ist er ganz ins Wasser gegangen. Er hat sich nun mit allen Gästen des Hotels angefreundet u. es ist reizend, wie er verhätschelt wird. Aber trotzdem ist er sehr anständig und lieb. Jetzt, am 15. Mai geht die Saison an. Es wird jetzt voller hier. Halte fein die Wohnung schön sauber. Ziehe die Sonnenvorhänge gut vor, daß die Möbel nicht schießen. Wie steht es bei Dir mit dem Geld? Bleibe mir nur gesund und froh. Ich freue mich wirklich riesig auf unser Wiedersehen und das macht mir den Abschied von der schönen Gegend leicht. Länger könnte ich nicht mehr ohne Dich sein. Grüße auch Adolf. Mit innigen Küssen bleibe ich Deine Elisabeth.