München, Sonntag (Brief): KAH in der Schweiz München, den 3. 4. 38

Wie geht es Dir?
Ich habe so wenig von Dir gehört, daß ich gar nicht weiß was los ist. Hoffentlich hast Du mit Ansermet Glück gehabt. Du bist doch bestimmt hingefahren!! Gestern kamen 2 Briefe aus London. Einer der die Ankunft am 10. April von Mrs. Osbornes Tochter anmeldet. Der andere war vom Kutcher Quartett. Der Brief war reizend geschrieben und das Quartett freut sich Dein Werk spielen zu können. Herr Kutcher schrieb, daß Deine Aufführung am 18. Juni sei. Die Partitur sowie Stimmen hat er alle richtig erhalten. Habe nur Geduld mit Hermann, Du mußt ihn halt nehmen wie er ist. Er wird schon wieder erträglicher werden. Gehe eventuell zu Sacher und Sterk.
Am Freitag hatte Papa Jubiläum und bekam unter anderem einen herrlichen Telefunken 7 Röhren Apparat. Richardi hatte etwas Eichelentzündung es ist aber schon wieder besser. Prof. Hecker sagt es sei nicht gefährlich nur unangenehm und schmerzhaft. Richardi ist aber dabei sehr lieb u. vernünftig. Das hätten Buben ziemlich häufig. Heute gehe ich zu Meisels und abends werde ich wieder in Deinem Bett schlafen. Da freue ich mich darauf!! Und wie. Ich rate Dir am 11. od. 12. April heimzukommen. Wenn das Wetter so schön bleibt, dann kannst Du Dich etwas erholen, besonders Deinen Hals auskurieren. Adolf geht es gut ich spreche ihn so jeden zweiten Tag. Heute, Sonntag ist er in Großkarolinenfeld bei Satzinger. Wegen der Miserae-Stimmen hast Du mir noch immer keine Antwort gegeben.
Mein einziger Karl, bleibe mir gesund und froh. Du gehst mir sehr ab, aber ich freue mich für Dich, daß Du etwas Abwechslung hast. Tausend innige Küsse und in großer Liebe bleibe ich immer und stets Deine treue Elisabeth