Podium junger Komponisten (1/2016)

Ganz der Intention Karl Amadeus Hartmanns folgend wird mit dem „Podium junger Komponisten“ eine Plattform geschaffen, die es ausgewählten jungen Komponisten ermöglicht einen Abend programmatisch zu gestalten. An den großen Zeitdiagnostiker Karl Amadeus Hartmann anknüpfend entstehen so Werke, die bewusst eine künstlerische Auseinandersetzung mit unseren heutigen Lebensrealitäten suchen.
So greift Elena Tarabanova auf das persönliche Erleben der terroristischen Anschläge 2013 in Wolgograd zurück, spürt Bezügen des menschlichen Bewusstseins zur unberührten Natur nach und kontrastiert dies durch ein musikalisches Psychogramm einer an der Welt leidenden Seele. Severin Dornier hingegen lenkt unser Augenmerk auf die Ästhetik früherer Kunstepochen und kommt dem Heute in Erzählhaltung und Klangsprache durch das Moment eines „Blick zurück nach Vorn“ auf die Spur.

Eine Veranstaltung der © Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft e. V. in Kooperation mit der Hochschule für Musik und Theater München, gefördert durch die Anja Fichte Stiftung, die Theodor-Rogler-Stiftung und die Stiftung Bayerischer Musikfonds.

Karl Amadeus Hartmann und die jüdische Künstlerin Maria Luiko (Ausstellung und Konzert) // hartmann21

Das der Künstlerfreundschaft Karl Amadeus Hartmanns (1905–1963) mit der jüdischen Malerin und Bühnenbildnerin Maria Luiko (1904-1941) gewidmete Veranstaltungskonzept aus Konzert, Vortrag, Round Table und Ausstellung am 27. April 2016 präsentiert nicht nur einen Querschnitt durch Maria Luikos künstlerisches Schaffen (Leihgabe Jüdisches Museum München), welches 1941 durch ihre Deportation und Hinrichtung brutal beendet wurde. Es lässt für das Publikum auch ein besonderes Moment in Hartmanns Leben und Œuvre nacherlebbar werden: seine Begegnung mit jüdischer Musik. In einem beispielhaft durchkomponierten und dadurch Hartmanns Intentionen eindringlich freilegenden Programm stehen dabei Werke für Violine solo von Erwin Schulhoff, Berthold Goldschmidt, Paul Ben-Haim und Karl Amadeus Hartmann auf dem Programm. Hartmann hat in seiner Isolation als Innerer Emigrant im nationalsozialistischen Deutschland in jedem seiner Werke den internationalen Schulterschluss mit Verbündeten im Geiste gesucht, sei es durch die Verwendung verbotener Texte und Melodien oder mit Hilfe jüdischen Liedgutes. Gerade die Verwendung des jüdischen Liedes „Elijahu hanavi“ in sämtlichen während der Jahre 1933 bis 1945 entstandenen Kompositionen geriet bei Hartmann zur Klagechiffre für die Vernichtung des jüdischen Volkes, stand aber auch stellvertretend für die Verfolgung aller Regimegegner. Erste Spuren jüdischer Melismen lassen sich in seinem Frühwerk bereits im Jahr 1927 verorten, dem Entstehungsjahr dreier Kompositionen des Abends.
Ergänzt wird die Ausstellung durch eine Briefauswahl Maria Luikos mit dem jüdisch-christlichen Brückenbauer Schalom Ben-Chorin, der 1913 in München geboren wurde und bis zu seiner Emigration nach Jerusalem (1935) zum Freundeskreis um Maria Luiko gehörte. Die Auswahl gewährt den Besuchern auf anschauliche Weise Einblick in den Lebensalltag der jüdischen Künstlerin im nationalsozialistischen München (Leihgabe Münchner Stadtarchiv). Ein kurzer, in die Thematik einführender Vortrag der Kunsthistorikerin Diana Oesterle sowie ein vertiefendes Gespräch zwischen dem Geiger Ingolf Turban und Andreas Hérm Baumgartner (Künstlerischer Leiter hartmann21, Dirigent ) runden das Konzert am Eröffnungsabend ab.

Eine Veranstaltung der © Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft e. V.

Die Programmpunkte für das Jahr 2017

01. Februar 2017, 20.00 Uhr, KAHG

Breakout Ensemble, #Listen #Out

Werke von Mauricio Kagel, Katharina S. Müller, Hans-Henning Ginzel, Jacopo Salvatori und Samuel Penderbayne Katharina S. Müller (Violine), Hans-Henning Ginzel (Violoncello) und Jacopo Salvatori (Klavier)

Für das dritte Konzert der Konzertreihe #Listen #Out kooperiert das Breakout Ensemble mit der Karl-Amadeus-Hartmann-Gesellschaft. Die Komponisten Katharina S. Müller, Hans-Henning Ginzel, Jacopo Salvatori (die zugleich auch als Interpreten an Violine, Cello und Klavier auftreten werden) und Samuel Penderbayne schreiben neue Werke für Klaviertrio. Damit setzt sich das junge Münchner Ensemble, das zuletzt u.a. mit der Video-Oper „Sharepool“ auf sich aufmerksam machte, erstmals mit einer tradierten Kammermusik-Gattung auseinander. Diese herausfordernde und spannende musikalische Standortortbestimmung werden die Komponisten auch im Gespräch mit Andreas Hérm Baumgartner, dem Künstlerischen Leiter von hartmann21, erörtern. Das Programm wird durch das 2. Klaviertrio von Maurizio Kagel abgerundet.

3. Mai 2017, 20.00 Uhr, KAHG

„Podium junger Komponisten“, Lieder in der Fremde

Konzert und Gespräch mit Caio de Azevedo, Alexander Mathewson, Claas Krause, Henning Ginzel, Tom Smith, Hao Wu und jungen Interpreten; Auswahl und Betreuung während des Probenprozesses zur Moritz Eggert (Kooperation Hochschule für Musik und Theater München) und Andreas Hérm Baumgartner (Dirigent, Künstlerischer Leiter, Gesprächsleitung)

Ganz der Intention Karl Amadeus Hartmanns folgend, wird mit dem „Podium junger Komponisten“ eine Plattform geschaffen, die es ausgewählten jungen Komponisten ermöglicht, einen ganzen Abend programmatisch zu gestalten und dafür zeitlich umfassende Werke zu komponieren. An den großen Zeitdiagnostiker Karl Amadeus Hartmann anknüpfend und sich thematisch auf die anderen Veranstaltungen der KAHG beziehend, entstehen so extra für dieses Konzert Werke, die bewusst eine künstlerische Auseinandersetzung mit unseren heutigen „Lebensrealitäten“ suchen.

16. Mai 2017 (Ausstellung bis 18. Oktober 2017), 20.00 Uhr, KAHG

Alexander Lonquich – Grenzgänge: Karl Amadeus Hartmann und Robert Schumann

Konzert mit Grafiken von Alfred Hrdlicka

Konzert, Gespräch, Ausstellung, Vortrag; mit Alexander Lonquich (Piano), Andreas Hérm Baumgartner(Gesprächsleitung)

Werke von Karl Amadeus Hartmann und Robert Schumann

Das Veranstaltungskonzept aus Konzert, Vortrag, Gespräch und Ausstellung möchte den Zuhörer zum Miterleben von Grenzgängen besonderer Art einladen: sowohl Hartmanns kapitale Klaviersonate „27. April 1945“, komponiert unter dem Eindruck der Märsche der Häftlinge des KZs Dachau Richtung Alpen, als auch Schumanns Zyklus der „Davidsbündlertänze“ (er bezeichnete sie als Toten- und Veitstänze) thematisieren menschliche Grenzerfahrungen. Facettenreich ergänzt wird das Konzert um Grafiken des österreichischen Bildhauers Alfred Hrdlicka, dessen Werk dem Credo „Aufdeckung statt Flucht“ gehorcht, die Wunde im Alltäglichen sucht und – gleich Hartmann und Schumann – an die Empathie-Fähigkeit des Betrachters appelliert.

18. Oktober 2017, 20.00 Uhr KAHG

Thomas Zehetmair und Ruth Killius

Konzert mit Gespräch; mit Thomas Zehetmair (Violine), Ruth Killius (Viola) und Andreas Hérm Baumgartner (Gesprächsleitung)

Werke von Karl Amadeus Hartmann, Nikos Skalkottas, Bohuslav Martinů, Heinz Holliger, Giacinto Scelsi

Mit dem Geiger Thomas Zehetmair begegnet einer der herausragenden und aufregendsten Musiker dem Werk Hartmanns, setzt sich ihm aus, reflektiert, spürt Bezügen nach und lässt als Interpret den Zuhörer an seiner individuellen Erlebenswelt teilhaben. In einem singulär komponierten Programm kreiert Zehetmair gemeinsam mit der Bratscherin Ruth Killius ein Kaleidoskop an unterschiedlichen Blickwinkeln und Wahrnehmungsweisen und lässt einen auf diese Weise Hartmanns musikalisch progressive und in ihrer Klangsprache radikalgrenzüberschreitende 2. Sonate für Violine solo neu erfahren.

17. November 2017, 20.00 Uhr, KAHG

„Podium junger Komponisten“, Teil II

Porträtkonzert und Gespräch mit jungen Komponisten und Solisten; Auswahl und Betreuung während des Probenprozesses durch Jan Müller-Wieland (Kooperation Hochschule für Musik und Theater München) und Andreas Hérm Baumgartner (Dirigent, Künstlerischer Leiter, Gesprächsleistung)

Karl-Amadeus-Hartmann-Jahr 2013

Im Jahr 2013 begeht die Musikwelt den 50. Todestag Karl Amadeus Hartmanns.

Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst hat sich deshalb entschlossen, ein „Karl-Amadeus-Hartmann-Jahr 2013“ auszurufen.

Die Schirmherrschaft wird Herr Staatsminister Dr. Wolfgang Heubisch übernehmen.

Die Karl-Amadeus-Hartmann-Gesellschaft e.V. tritt dabei als Initiator, Schnittstelle, Impulsgeber, Veranstalter und als Organisator auf.

Künstlerischer Leiter des Festivals ist der Dirigent Andreas Hérm Baumgartner.