Hartmanns Gesangsszene mit Gerhaher, Berliner Philharmoniker und Petrenko im September 2023 in Berlin und München

Gleich vier mal erklingt Karl Amadeus Hartmanns mahnendes, apokalyptisches letztes Werk Gesangsszene für Bariton und Orchester in Berlin und München. Im Rahmen von Musikfest Berlin der Berliner Festspiele interpretieren der Bariton Christian Gerhaher und die Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Kirill Petrenko das Werk am 14., 15. und 16. September 2023 in der Berliner Philharmonie.

Den Abschluss der Serie bildet eine Aufführung im Rahmen der räsonanz Stifterkonzerte zum 50jährigen Jubiläum der Ernst von Siemens Musikstiftung (Kooperation musica viva des BR) am 17. September 2023 in der Münchener Isarphilharmonie.

Weiterhin stehen Werke von Iannis Xenakis, György Kurtág und eine Uraufführung von Márton Illés auf dem Programm.

https://www.berliner-philharmoniker.de/lost-generation/karl-amadeus-hartmann/

https://www.evs-musikstiftung.ch

Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Patricia Kopatchinskaja

In Anerkennung ihrer herausragenden Verdienste um das Werk Karl Amadeus Hartmanns, des bedeutendsten deutschsprachigen Symphonikers des 20. Jahrhunderts und Gründers der musica viva-Konzertreihe, verleiht die Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft im Rahmen eines Gesprächskonzertes am 25. Juni 2023 die Ehrenmitgliedschaft an Patricia Kopatchinskaja. Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der angefügten Pressemitteilung.

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Osterfestspiele Baden-Baden: Absage von Konzerten mit Werken Hartmanns

Aufgrund der anhaltenden COVID-19-Pandemie mussten folgende Aufführungen von Werken Karl Amadeus Hartmanns im Rahmen der Osterfestspiele Baden-Baden in Kooperation mit den Berliner Philharmonikern abgesagt werden:

06.04.2020 Simplicius Simplicissimus (Musikalische Leitung: Michael Hasel)
06.04.2020 Streichquartett Nr. 1 „Carillon“ (Philharmonisches Streichquartett)
08.04.2020 Lamento (Sopran: Juliane Banse)
09.04.2020 Simplicius Simplicissimus (Musikalische Leitung: Michael Hasel)
11.04.2020 Simplicius Simplicissimus (Musikalische Leitung: Michael Hasel)

Erfolg für Hartmanns „Gesangsszene“

Christian Gerhaher und Kirill Petrenko interpretierten im April 2015 mit dem Bayerischen Staatsorchester Karl Amadeus Hartmanns „Gesangsszene“ in München, Budapest und Wien.

Hier ein Überblick über das Echo in der Presselandschaft:

Süddeutsche Zeitung, 14. April

Süddeutsche Zeitung, 24. April

Abendzeitung München, 15. April

Die Presse, Wien, 21. April

Kurier, Wien, 21. April

Der Standard, Wien 22. April

Wiener Zeitung, 28. April

Kleine Zeitung, Wien, 28. April

„Ein Dokument aus schwerer Zeit begeistert“

Andreas Herm Baumgartner mit dem Kammerorchester der Bayerischen Philharmonie bei Wasserburger Rathauskonzert

Aus: Oberbayerisches Volksblatt, 27.10.2010 

Quelle: http://www.ovb-online.de/kultur/dokument-schwerer-zeit-begeistert-979475.html

Die Musik Schuberts, dessen Seele bisweilen Ausdrucksweisen suchte, in denen er die Möglichkeiten des vierstimmigen Instrumentariums eines Streichquartetts sprengte; Karl Amadeus Hartmann, der in der klassischen Moderne der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als der Repräsentant des musikalischen Expressionismus gilt; dazu ein Dirigent, der sich in äußerster Hingabe gerade dieser Art von Musik widmet: Ein Glücksfall für Wasserburgs Musikliebhaber, Zeuge eines Konzerts zu sein, das solche Dreiheit vereinte.

Die glücklichen Umstände: Der Dirigent Andreas Herm Baumgartner ist gebürtiger Wasserburger – und das mag mit ein Zugpferd für ein Wasserburger Rathauskonzert gewesen sein, in dem das Programm über den gewohnten Rahmen hinausging. Dazu kam die Absage eines anderen Ensembles, so dass man das Kammerorchester der Bayerischen Philharmonie, ein Ensemble vornehmlich junger Leute, gewinnen konnte. Und schließlich hatte sich Klaus Jörg Schönmetzler bereit erklärt, ins Programm und insbesondere in die Musik Karl Amadeus Hartmanns einzuführen.

Wenden wir uns Schubert zu: Sein d-Moll-Quartett („Der Tod und das Mädchen“) wirkt schon in den ersten Takten so explosiv, dass die Übertragung auf Streichorchester durchaus sinnvoll erschien und die Wucht der ersten Akkorde hervorhob. Diese Potenzierung des Ausdrucks sollte sich in allen Folgesätzen bestätigen. Doch der sich in himmlischen Höhen ergehende Part der ersten Geige ist von einem Streicherkollegium nur schwer in vollster Homogenität vollziehbar – weswegen der Dirigent gut daran tat, manche zirpenden Passagen der Konzertmeisterin allein anzuvertrauen. Die Verletzlichkeit, neben orchestraler Wucht doch immer ein unverzichtbares Kennzeichen Schubertscher Musik, sie klang somit episodenhaft auch in der Orchesterfassung hindurch.

Noch intensiver als in der Quartettfassung spürbar arbeitete Baumgartner die Tiefgründigkeit des berühmten Liedthemas heraus, spürte in seinem Dirigat, seiner Gestik, jeder erdenklichen Nuance nach, und im Rondo wuchs das Ensemble über sich hinaus, als es diesen rasanten Schlusssatz in beispielloser Exaktheit meisterte.

Die Pause half nun 100 Jahre Musikgeschichte zu überbrücken, die Spannung war dem Publikum anzumerken. Das Ausdrucksspiel von vorher kulminierte bei Karl Amadeus Hartmanns 4. Symphonie – begonnen 1938, uraufgeführt 1948. Klaus Jörg Schönmetzler hatte dem Zuhörer Einzelheiten zum Aufbau des Werkes vermittelt, und der Hinweis auf so manches 12-Tonmotiv, oder auf jiddische Themen, half dem Verständnis. Doch was schrieb der Komponist hierzu? „(Das Werk) braucht nicht verstanden werden in seinem Aufbau oder seiner Technik, sondern es soll verstanden werden in seinem Sinngehalt“. Es ist wohl die Vita in schlimmer Zeit der Unterdrückung, welche diesen Sinngehalt erschließt – worauf der Redner ausführlich zu sprechen kam.

Und so hörte man zu: Das Unisono des Beginns ist allein schon von kaum zu überbietender Intensität und nimmt den Hörer sofort gefangen. Wie ist da Steigerung noch möglich? Ja, die sich überlagernden Stimmen potenzieren die Expressivität, die Akkordballungen reiben sich im Ohr.

Der zweite Satz, eine Art Scherzo, lässt an Bruckners oder Mahlers grimmigen Humor denken. War dies alles nun wirklich „atonal“ zu nennen? Ungewohnt ja, und den letzten Satz hätte man gerne ein zweites Mal gehört, denn dessen Schluss gab ein Rätsel auf, das wohl alle, auch die Kenner, als solches akzeptieren dürfen: Die Celli ergehen sich im Solo, bersten fast vor Intensität, mehr ist nicht mehr möglich. Ein Schlusston. Ende. Schweigen, aus dem stürmischer Beifall erwuchs.

Ein Dokument aus schwerer Zeit wurde greifbar, und wenn die junge Generation sich hier daran begeisterte wie seinerzeit in den Nachkriegsjahren, so mag dies die Älteren besonders erfreuen!