Beginn der Konzertsaison 2022

Endlich ist es wieder so weit, am 18. Mai können Sie das erste Konzert unseres ensemble hartmann21 in diesem Jahr erleben. Freuen Sie sich um 18.30 und um 20 Uhr auf folgendes Programm:

Aribert Reimann (* 1936): Solo
für Oboe solo
#
Karl Amadeus Hartmann (1905–1963): Kleine Suite Nr. 2
für Klavier solo
#
Aribert Reimann: Solo
für Klarinette solo
#
Aribert Reimann: …ni una sombra
für Sopran, Klarinette und Klavier

Wie im letzten Jahr wird auch dieses Konzert zu zwei Zeiten angeboten, um dem anhaltenden Pandemiegeschehen Rechnung zu tragen und Ihnen ein möglichst unbeschwertes Konzerterlebnis zu ermöglichen. Tickets erhalten Sie über unsere Veranstaltungsseite. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Eine Veranstaltung der © Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft e.V.,
gefördert durch: Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, Kulturreferat der Landeshauptstadt München, Bezirk Oberbayern sowie LfA Förderbank Bayern.

Ein frohes Jahr 2021!

Wir wünschen Ihnen ein frohes sowie vor allem gesundes neues Jahr und hoffen, Sie bald wieder bei einer unserer Veranstaltungen begrüßen zu dürfen!

Ingolf Turban (Violine) // hartmann21

Mit dem Geiger Ingolf Turban begegnet einer der herausragendsten und aufregendsten Musiker dem Werk Karl Amadeus Hartmanns, setzt sich ihm aus, reflektiert, spürt Bezügen nach und lässt als Interpret den Zuhörer an seiner individuellen Erlebenswelt teilhaben. In einem singulär komponierten Programm kreiert Turban ein Kaleidoskop an unterschiedlichen Blickwinkeln und Wahrnehmungsweisen und lässt einen auf diese Weise Hartmanns musikalisch progressive, und in ihrer Klangsprache radikal grenzüberschreitende Suite Nr. 2 für Violine solo neu erfahren.
Im nationalsozialistischen Deutschland verweigerte sich Hartmann rigoros jeglicher Vereinnahmung durch das totalitäre Regime und zog sich in die „innere Emigration“ zurück, während er gleichzeitig im Ausland umso beredter zu sprechen versuchte und als Symbol für ein „anderes Deutschland“ – das Kultur und Humanismus gegen Barbarei setzte – auch wahrgenommen wurde. Sein Komponieren verstand er bewusst als „Gegenaktion“. In jedem seiner Werke suchte Hartmann den internationalen Schulterschluss mit Verbündeten im Geiste, sei es durch die Verwendung von Texten und Melodien verbotener Künstler oder mit Hilfe jüdischen Liedgutes. Gerade die Verwendung des jüdischen „Eliyahu hanavi“ in sämtlichen Kompositionen der Jahre 1933 bis 1945 geriet bei Hartmann zur Klagechiffre für die Vernichtung des jüdischen Volkes, stand aber auch stellvertretend für die Verfolgung aller Regimegegner. Erste Spuren jüdischer Melismen lassen sich in seinem Frühwerk bereits im Jahr 1927 verorten und führen zu ersten Ausprägungen in Hartmanns Suite Nr. 2 für Violine solo.
„Nach Bach und Reger dürfte es erst wieder Hartmann gelungen sein, der Violine eine so ungewöhnlich komplexe Polyphonie zu schenken. Dies ist umso erstaunlicher, bedenkt man, dass Hartmann als damals erst 22-jähriger Student der Posaune es vermochte, die Möglichkeiten der Geige derart genial bis an die Grenze des Machbaren auszuloten“, so Ingolf Turban in einem Interview im Jahr 2013 (Festschrift zum internationalen „Karl Amadeus Hartmann-Jahr 2013“).
Es ist deshalb nur sinnfällig, in unserem Konzert einen weiten Bogen von Johann Sebastian Bachs Partita Nr. 2, über Béla Bartóks Melodia bis hin zu Paul Hindemiths Sonate für Violine solo op. 31, Nr. 2 zu schlagen. Auch Paul Hindemith gilt es nach wie vor weit pluraler begreifen zu lernen und seine gelegentlich gar humoristisch geprägte Farbvielfalt zu feiern.

Eine Veranstaltung der © Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft e. V., gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, das Kulturreferat der Landeshauptstadt München und den Bezirk Oberbayern.

#Listen#Out#3 (2019)

Mit unserem Programm möchten wir zunächst einen Bogen zu den Anfängen der 1945 von Karl Amadeus Hartmann gegründeten MUSICA VIVA schlagen. Mit Solowerken von Pierre Boulez und György Ligeti bilden zwei Kompositionen der engsten Weggefährten Hartmanns und prägnantesten Gestalten der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts eine programmatische Klammer um Hartmanns frühe Suite Nr. 1 für Klavier. 1945 komponiert der damals zwanzigjährige Boulez seine Douze Notations: zwölf Stücke zu zwölf Takten á zwölf Tönen. Über dreißig Jahre später sollten ihm gerade diese Miniaturen als Keimzelle für sein gleichnamiges und epochemachendes Orchesterwerk dienen. Aphoristische Kürze, unverkennbar expressionistische Klangintensität und rigoros serielles Vorgehen in puncto Kompositionstechnik sind die bestimmenden Merkmale, die dieses Werk zum ästhetischen Manifest des jungen Pierre Boulez machen.
Bevor György Ligeti 1956 aus politischen wie künstlerischen Gründen aus Ungarn in den Westen floh, komponierte er eine ganze Reihe von Frühwerken in der Nachfolge Béla Bartóks; zu ihnen gehört auch die Solosonate für Cello, die zwischen 1948 und 1953 entstand. Obwohl ihre zwei Sätze den folkloristisch geprägten „Volkston“ Bartóks noch ungebrochen erkennen lassen, betrachtete das Komitee der kommunistischen Komponistenunion das Werk als „zu modern“ und verbot seine Aufführung.
Nach Pierre Boulez ist Philippe Manoury wohl die Galionsfigur der französischen Avantgarde schlechthin. Die Frage nach den diversen Formen der musikalischen Interaktion rückte während der vergangenen Jahre verstärkt in den Fokus seines Schaffens wie seiner musiktheoretischen Schriften. Dieses Moment prägt auch sein Werk Ultima, in dem neue Möglichkeiten des Zusammenspiels unter „freien“ Individuen erprobt werden: „Diese freiwillige Unabhängigkeit im Verhalten der drei Instrumente wurde mir durch die Heterogenität ihrer jeweiligen Natur nahegelegt.“, so der Komponist im Vorwort seiner Partitur.
Schlussendlich widmet sich unser ensemble hartmann21 einem neuen Werk des 29-jährigen mexikanischen Komponisten Carlos G. Hernández, der auch unsere daran anschließende Gesprächsrunde bereichern wird. Ähnlich wie Philippe Manoury, beschäftigt sich Hernández in seinem Werk 5(233n mit dem Thema der Kommunikation oder Isolation zwischen Individuen im Zeitalter der digitalen Medien und überträgt dies auf die Interaktion der Instrumentalstimmen.

Eine Veranstaltung der © Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft e. V., gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, das Kulturreferat der Landeshauptstadt München, die LfA Förderbank Bayern und den Bezirk Oberbayern.

#Listen#Out#2 (2019)

Stetig darum bemüht, neue Impulse in der Auseinandersetzung mit Karl Amadeus Hartmanns Œuvre zu setzen und – ganz in dessen Sinne – junge Komponisten*innen zu fördern, konnten wir in diesem Jahr erstmalig den Karl Amadeus Hartmann- Kompositionspreis ausloben. Um eine höhere programmatische Verdichtung zu erreichen, wurden an die Ausschreibung nicht nur instrumentatorische und zeitliche, sondern vor allem inhaltliche Bedingungen geknüpft. So geht die uraufzuführende Komposition eine stringente Verbindung von größtmöglicher Kohärenz mit den Rahmenwerken des Abends ein. Wir freuen uns sehr, Ihnen den frisch gebackenen Preisträger Jingyu Jang vorstellen und das prämierte Werk „Omega“ uraufführen zu können.
Neben ihm wird auch der zweite Komponist des Abends José María Sánchez-Verdú, einer der renommiertesten Komponisten unserer Tage, anwesend sein und unser Komponistengespräch bereichern. „Geboren im äußersten Süden von Spanien (Al-Andaluz), faszinieren mich Geschichte, Literatur, Mystik und Musik dieses Territoriums. Das Mittelmeer (Mare nostrum) als Raum der Begegnungen, der Bewegungen, der Suche, des Austauschs, der Kulturen und Religionen, aber auch der Katastrophen, des Krieges und des Todes.“, so der Komponist. Das Mittelmeer stellt ihm die Verbindung der europäischen mit der arabisch-maurischen Welt dar. Sánchez-Verdú sucht und findet eine Entsprechung der arabischen Poesie, Kalligraphie und Architektur in seiner eigenen musikalischen Ästhetik: Ornamentik eingebettet in strenger Struktur. „Es gibt sehr filigrane Muster, die auf eine geometrische Weise durch eine Oberfläche entwickelt sind, so dass man sie nicht mehr nachverfolgen kann. Man kann nur die Figur als Ganzes sehen.“
Obgleich erst 1945/46 zur Gänze fertiggestellt, hallt in Karl Amadeus Hartmanns 2. Streichquartett noch der Schrecken der Nazizeit und des Krieges nach. Nicht zufällig erinnert die Motivik der langsamen Einleitung des 1. Satzes an das jüdische Eliyahu hanavi-Zitat, vorgeführt als instrumentatorisches Extrem einer zunächst vom Violoncello bis zur Sopranlage geführten Klage. Dieser Formteil schließt mit einer Anspielung auf die Ganztonfolge in Alban Bergs Violinkonzert mit dem bezeichnenden, latent mitschwingenden Bach-Choral-Text „Es ist genug“. Aber was darauf folgt, vom Komponisten mit „äußerst lebhaft und sehr energisch“ tituliert, ist der sich Bahn brechende Kraftakt eines Neubeginns!

Eine Veranstaltung der © Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft e. V., gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, das Kulturreferat der Landeshauptstadt München, die LfA Förderbank Bayern und den Bezirk Oberbayern.

#Listen#Out#1 (2019)

Karl Amadeus Hartmann schrieb 1955 dem jungen Luigi Nono in dessen kompositorisches Stammbuch:
„Dein Stück soll virtuos, effektvoll, kühn, avantgardistisch, heutig, seherisch sein.“ Dass diese so gar nicht stille (Heraus-) Forderung, die sich bewusstvon jedweder musikalischen Stilistik befreit, den Fokus auf den Gehalt richtet und unmissverständlich eine inhaltliche Öffnung befeuert, zeitlos gültig ist, möge unser erstes Konzert in diesem Jahr auf das Schönste verdeutlichen. So dürfen wir uns auf der einen Seite auf zwei Werke der Komponisten Philipp Mayer (*1995) und Hans-Henning Ginzel (*1988) freuen, die druckfrisch in unserem Auftrag neu entstanden sind.

Auf der anderen Seite laden uns Gloria Coates (*1938) „Night Music“ und „Sonate für Klavier Nr. 2“, sowie Georges Aperghis (*1945) „Rasch“ zu einer erneuten Entdeckungsreise durch das reichhaltige Œuvre dieser beiden kapitalen Komponisten ein. Gloria Coates, die im vergangenen Jahr ihren 80. Geburtstag begehen konnte, gelang mit der Uraufführung ihres „Music on Open Strings“ (Symphonie Nr. 1) beim Warschauer Herbst 1978 der internationale Durchbruch. Es sollte das meist diskutierte Werk des Festivals werden. In einer lange Zeit männerdominierten Musikwelt debütierte sie zwei Jahre später just mit diesem Stück – als erste Komponistin mit einem Orchesterwerk – in der von Hartmann gegründeten Konzertreihe musica viva. Wie sehr Gloria Coates die Forderung Hartmanns assimiliert, offenbart auch ihr Beitrag für Renate Ulms (Hrg.) Buch „Eine Sprache der Gegenwart – musica viva 1945-1995“, in dem sie sich nicht nur explizit auf Hartmanns vieldiskutierten Essay Warum ist Neue Musik so schwer zu hören? (1957) bezog, sondern ihn – „reflektiert und in die Zukunft gedacht“ – auf ihre Weise fortschrieb.

Das ensemble hartmann21 entführt sie auch diesmal instrumental in neue Welten: Werke für Solo-, Duo- und Trio-Besetzung miteinander verschränkend, erwarten sie durch Saxophon, Viola, Klavier und Gongs die unterschiedlichsten klanglichen Valeurs. Das Konzert beschließt ein Gespräch mit Gloria Coates und den beiden Komponisten der uraufzuführenden Werke Philipp Mayer und Hans-Henning Ginzel.

Eine Veranstaltung der © Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft e. V., gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, das Kulturreferat der Landeshauptstadt München, die LfA Förderbank Bayern und den Bezirk Oberbayern.

Karl Amadeus Hartmann-Kompositionspreis 2019

2019 wird zum ersten Mal der Karl Amadeus Hartmann-Kompositionspreis verliehen!

NMZ (23.01.2019): „Die Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft schreibt für Jahr 2019 erstmalig den Karl Amadeus Hartmann-Kompositionspreis für Streichtrio (Violine, Viola, Violoncello) zur Förderung junger Komponisten aus. Die Gesellschaft fühlt sich dem Auftrag und der Intention Karl Amadeus Hartmanns verpflichtet, junge hochtalentierte Komponisten zu fördern und sie an die humanistische und gesellschaftspolitische Dimension seiner Werke heranzuführen.“

Der Jury gehören an:
Isabel Mundry
Komponistin – Professorin an der Hochschule für Musik und Theater München

Clemens Schuldt (festes Mitglied)
Dirigent – Chefdirigent Münchner Kammerorchester

Ingolf Turban
Violinist – Professor an der Hochschule für Musik und Theater München

Hans-Hennig Ginzel (festes Mitglied)
Komponist, Cellist – Musikalischer Leiter ensemble hartmann21

Andreas Hérm Baumgartner (Jury-Vorsitz, festes Mitglied)
Künstlerischer Leiter, Dirigent – Geschäftsführer / Direktor der Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft/Hartmann-Center

Bibiana Beglau (Rezitation) & Andreas Skouras (Klavier) // hartmann21

„Die Welt als Schlachthaus“ – für Karl Amadeus Hartmann wie für Heiner Müller war dies keine theoretische Erfahrung, sondern erlebte Wirklichkeit. In den letzten Kriegstagen vor dem endgültigen Zusammenbruch des menschenverachtenden „Dritten Reiches“ komponiert, beschließt die Sonate „27. April 1945“ für Klavier Solo den Kanon an Kompositionen, mit denen Hartmann seit 1927 unermüdlich gegen den sich anbahnenden und 1933 sich durchsetzenden Nationalsozialismus an-komponierte. Er verweigerte sich rigoros jeglicher Vereinnahmung durch das totalitäre Regime in Deutschland und begab sich in die Innere Emigration, während er als Komponist umso beredter im Ausland zu sprechen versuchte. Hartmann betrauert aber in seiner Musik nicht nur den Verlust an Humanität, sondern klagt an und versteht sein Komponieren explizit als „Gegenaktion“. Auch für Heiner Müllers Werk ist das „Schlachthaus“ zum Topos geworden. Zwischen den Polen eines end- und aussichtslosen Kreislaufs der Gewalt und der Utopie einer Revolution – „die Lücke im Ablauf, das Loch in der Ewigkeit“ – oszillieren seine Texte als Werke und Gegenwerke.
Für die Lesung der Textauszüge aus „Hamletmaschine“ und „Verkommenes Ufer – Medeamaterial – Landschaft mit Argonauten“ konnte mit Bibiana Beglau eine der renommiertesten Schauspielerinnen gewonnen werden. An Hartmanns historischem Flügel wird sie begleitet von Andreas Skouras, einem der versiertesten Interpreten des Œuvres Bernd Alois Zimmermanns.

Eine Veranstaltung der © Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft e. V., gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, das Kulturreferat der Landeshauptstadt München und den Bezirk Oberbayern.