München, Dienstag (Brief): E.H. in Kempfenhausen

München, den 5. I. 43.
Dienstag vormittag 11 ¼ h

Meine liebe Elisabeth! Körperlich geht es mir gut! Besonders das Herz geht gut. Ja, das kommt von meinem heißgeliebten Freund, dem Arzt. Der stellte meine linke Seite wieder her. Heute kamen zwei Kisten 70 kg (140) Äpfel. Ich lasse dieselben zu bis Du kommst. Gestern war ich bei Fleischmann – er glaubt daß ich die nächsten 4-6 Wochen meine sichere Ruhe habe. Was dann weiß er nicht, da ja viel passieren kann. Aber Otto Fr. ist ja ein Depp! Sonst gibt es nichts neues! Lebt alle wohl! Seid herzlichst gegrüßt! Ich bin immer Euer Kl.

München, Dienstag (Brief): E.H. in Kempfenhausen

München, den 5. I. 43.
Dienstag vormittag 11 ¼ h

Meine liebe Elisabeth! Körperlich geht es mir gut! Besonders das Herz geht gut. Ja, das kommt von meinem heißgeliebten Freund, dem Arzt. Der stellte meine linke Seite wieder her. Heute kamen zwei Kisten 70 kg (140) Äpfel. Ich lasse dieselben zu bis Du kommst. Gestern war ich bei Fleischmann – er glaubt daß ich die nächsten 4-6 Wochen meine sichere Ruhe habe. Was dann weiß er nicht, da ja viel passieren kann. Aber Otto Fr. ist ja ein Depp! Sonst gibt es nichts neues! Lebt alle wohl! Seid herzlichst gegrüßt! Ich bin immer Euer Kl.

  • Date
  • 5 Jan 1943

(P: Wien), Samstag (Telegramm): E.H. in München (W: 8)

Komme am Sonntag 15 um 16.05 nach München freue mich auf ein Wiedersehn heute geht der Kurs zu Ende sehr interessant aber mir fremd kein Kontakt mit Webern vielleicht sehen wir uns an der Bahn Grüße Euch beiden = Karl

ohne Datum, Wien (Brief): E.H. in München

Meine allerliebste Elisabeth,

ich warte so sehr auf Dich – warum bist Du bis jetzt nicht gekommen. Hier in Wien ist ein Musikfest und ich will Dir darüber berichten; aber dies ist mein letzter Brief vor Deinem Kommen. Ich freue mich!! Gestern war ich mit Webern in der Staatsoper und dachte mit viel Sehnsucht an die schönen Feste der IGNM in Prag, Paris und London, wo ich das „German independent“ vertrat. Die Bühne in der Staatsoper war überladen ausgestattet und kompensierte die Ärmlichkeit der Musik. Stell Dir einmal vor, ein zeitgenössisches Musikfest in Wien ohne Schönberg Berg und Webern, eine Veranstaltung, in der Webern leibhaftig, doch wie ein Gespenst umgeht, das keiner sieht und keiner kennt. Ich muß froh sein, daß mich niemand zur Teilnahme aufgefordert hat, denn dann wäre ich mir wie ein Verräter vorgekommen. Webern wird weder zu einer Aufführung, noch zu anderen Feierlichkeiten, geschweige denn zum Empfang des Statthalters eingeladen. In der Oper erkannte ihn keiner der anwesenden Komponisten, die hätten es auch gar nicht der Mühe wert gefunden, seine Bekanntschaft zu suchen. Wir, Webern, Apostel und ich, gingen als Fremde im Theater um her und konnten uns mit Recht als Ausgestossene fühlen. Webern trug es zunächst mit Gleichmut und wirkte unbeteiligt. Doch in der Pause erlebte ich seine eine einzige Auflehnung. Fast aufgelöst eilte er mir im Foyer entgegen und begann, ohne Rücksicht auf die Umstehenden, seinem Herzen Luft zu machen. Wie ein Rasender belegte er, der sich sonst nur gebildet und gesetzt aussprach, die aufgeführte Musik mit alttestamentarischen Flüchen und verdammte alle Plattheit und Pseudomodernität, die sich hier ausbreitete. Es war schmerzhaft und erlösend, wie er unter der Dummheit dieser Musik von Egk und Orff litt und darüber endlich einmal seine Verhaltenheit aufgab. Heute Nachmittag wurde kein Wort mehr von dem gestrigen Theaterabend gesprochen, wir arbeiteten an Analysen und dabei fühle ich, daß er mir besonders zugetan ist. Wie viel wert ist mir diese Zuneigung und wie erwidere ich sie! Am Schluß der Lektion hatte ich noch ein paar Fragen über Schönbergs „Erwartung“. Ich hatte die Partitur mitgenommen und schlug sie auf, obwohl ich Webern mit meinen Fragen genugsam ermüdet hatte. Unvorhergesehen ergab sich daraus ein langes Gespräch. In seinem Verlauf wurde er immer gelöster und entflammter und sprach schließlich so glühend über dieses Werk, dass ich mir vorkommen konnte wie derjenige, den Vergil durch Himmel und Hölle führte. Er begann das Werk vor mir zu entfalten, hob zuerst ein paar Töne hervor, die ein großes, unbestimmtes Gefühl zum Ausdruck bringen und eine wunderbare Architektur offenbaren. Im weiteren Verlauf zeigte er, wie das Werk nach allen Richtungen organisch wächst, bis es seine volle Gestalt gewonnen hat, und ich ahnte etwas von dem Schaffensrausch, der Schönberg ergriffen haben möchte [sic]. Das war seine Festaufführung als Antwort auf den abgeschmackten Vorabend. Ich bringe den Brief heute noch zum Bahnhof, damit Du bald diesen Brief bekommst. Lebe wohl mein Allerbestes, einen festen Kuß für Richardl und auf Wiedersehen! Hoffentlich bald!!! Immer Dein Karl Amadeus.

ohne Datum, Wien (Brief): E.H. in München

Meine allerliebste Elisabeth,

ich warte so sehr auf Dich – warum bist Du bis jetzt nicht gekommen. Hier in Wien ist ein Musikfest und ich will Dir darüber berichten; aber dies ist mein letzter Brief vor Deinem Kommen. Ich freue mich!! Gestern war ich mit Webern in der Staatsoper und dachte mit viel Sehnsucht an die schönen Feste der IGNM in Prag, Paris und London, wo ich das „German independent“ vertrat. Die Bühne in der Staatsoper war überladen ausgestattet und kompensierte die Ärmlichkeit der Musik. Stell Dir einmal vor, ein zeitgenössisches Musikfest in Wien ohne Schönberg Berg und Webern, eine Veranstaltung, in der Webern leibhaftig, doch wie ein Gespenst umgeht, das keiner sieht und keiner kennt. Ich muß froh sein, daß mich niemand zur Teilnahme aufgefordert hat, denn dann wäre ich mir wie ein Verräter vorgekommen. Webern wird weder zu einer Aufführung, noch zu anderen Feierlichkeiten, geschweige denn zum Empfang des Statthalters eingeladen. In der Oper erkannte ihn keiner der anwesenden Komponisten, die hätten es auch gar nicht der Mühe wert gefunden, seine Bekanntschaft zu suchen. Wir, Webern, Apostel und ich, gingen als Fremde im Theater um her und konnten uns mit Recht als Ausgestossene fühlen. Webern trug es zunächst mit Gleichmut und wirkte unbeteiligt. Doch in der Pause erlebte ich seine eine einzige Auflehnung. Fast aufgelöst eilte er mir im Foyer entgegen und begann, ohne Rücksicht auf die Umstehenden, seinem Herzen Luft zu machen. Wie ein Rasender belegte er, der sich sonst nur gebildet und gesetzt aussprach, die aufgeführte Musik mit alttestamentarischen Flüchen und verdammte alle Plattheit und Pseudomodernität, die sich hier ausbreitete. Es war schmerzhaft und erlösend, wie er unter der Dummheit dieser Musik von Egk und Orff litt und darüber endlich einmal seine Verhaltenheit aufgab. Heute Nachmittag wurde kein Wort mehr von dem gestrigen Theaterabend gesprochen, wir arbeiteten an Analysen und dabei fühle ich, daß er mir besonders zugetan ist. Wie viel wert ist mir diese Zuneigung und wie erwidere ich sie! Am Schluß der Lektion hatte ich noch ein paar Fragen über Schönbergs „Erwartung“. Ich hatte die Partitur mitgenommen und schlug sie auf, obwohl ich Webern mit meinen Fragen genugsam ermüdet hatte. Unvorhergesehen ergab sich daraus ein langes Gespräch. In seinem Verlauf wurde er immer gelöster und entflammter und sprach schließlich so glühend über dieses Werk, dass ich mir vorkommen konnte wie derjenige, den Vergil durch Himmel und Hölle führte. Er begann das Werk vor mir zu entfalten, hob zuerst ein paar Töne hervor, die ein großes, unbestimmtes Gefühl zum Ausdruck bringen und eine wunderbare Architektur offenbaren. Im weiteren Verlauf zeigte er, wie das Werk nach allen Richtungen organisch wächst, bis es seine volle Gestalt gewonnen hat, und ich ahnte etwas von dem Schaffensrausch, der Schönberg ergriffen haben möchte [sic]. Das war seine Festaufführung als Antwort auf den abgeschmackten Vorabend. Ich bringe den Brief heute noch zum Bahnhof, damit Du bald diesen Brief bekommst. Lebe wohl mein Allerbestes, einen festen Kuß für Richardl und auf Wiedersehen! Hoffentlich bald!!! Immer Dein Karl Amadeus.

  • Jahr
  • Oktober/November 1942

ohne Datum, Wien (Brief): E.H in München

Meine liebe Elisabeth,

nun bin ich schon etliche Zeit hier, meiner Hochstimmung ist noch immer keine Ernüchterung erfolgt. Webern hat zur Zeit keinen Schüler und ich glaube, es kümmert sich kein Mensch um ihn. Mir kann das nur recht sein, denn er widmet sich mir den ganzen Nachmittag und bei seiner konzentrierten Arbeitsweise ist der Stoff, den wir miteinander bewegen, immens. Drei bis vier Stunden wird jedesmal intensiv gearbeitet. Danach unterhalten wir uns über diesen und jenen Komponisten, dann wertet er, stellt Theorieren [sic] über die Zukunft der Musik auf und ähnliches. Wir haben meinen „Simplicius“ und meine 1. Symphonie durchgesprochen; er ging dabei bis in die kleinsten Verästelungen von Form und Thematik. Dann analysierten wir klassische Werke – Beethoven Sonate op. 2 Nr. 3 und ein Streichquartett von Reger. Reger schätzt er hoch und es macht viel Freude, mit ihm das fis-moll Streichquartett zu zergliedern. Dabei kommt er mir vor wie ein Gelehrter, der unter der Lupe ein Insekt seziert und sich an den Flügeläderungen und dem Facettenauge erfreut. So sehr mir seine Einschätzung Regers einleuchtet, so wenig stimme ich seiner Ablehnung Bruckners zu. Er glaubt nicht, daß Bruckner für die Entwicklung der Musik etwas geleistet hat. Ist denn Bruckner so weit von seinem geliebten Mahler entfernt? Sein Verhältnis zu Strauß steht im Schatten seiner Liebe zu Mahler, und er hat mich überzeugt, daß Mahler für uns wichtiger und richtungsgebender ist als Strauß. Ich kann mich zwar nicht so entschieden auf einen der beiden festlegen. Aber am Ende kommt Mahler auch meinen Absichten weiter entgegen als der Programmdichter Strauß. Riesig freute mich, daß er Scherchen für den besten Dirigenten seiner Werke hält. Kein Wunder bei ihrer Ähnlichkeit, ihrer Aufgeschlossenheit für das Neue und ihrer Bereitschaft, uns Junge zu fördern. Webern läßt nie fühlen, daß er der Lehrer ist. Sein Temperament ist ausgeglichen, beherrscht und liebenswürdig. Es ist jedesmal eine Zeremonie, auf die ich mich schon freue, wenn er sorgfältig die Schublade aufzieht, eine Mappe hervorholt, diese auf die Komodenplatte [sic] legt, dann aufschlägt, durchblättert, ihr ein Blatt – die gesuchte Analyse – entnimmt, die Mappe schließt, sorgsam beiseite legt und nach getanem Werk alle Verrichtungen im Krebskanon wieder rückwärts aneinanderreiht, mit unbeirrter Sorgsamkeit. Jede seiner Kompositionen ist mit peinlich genauen Analysen und mit den Abwandlungen der Reihe versehen. Er stellt mit mir präzise Untersuchungen über Rhythmik, Melodik und Thematik seiner Werke an, wobei er der Thematik den größten Raum gibt. Besonders eingehend besprachen wir heute seine Klaviervariationen op. 27, die ich analysieren mußte. Ein Klangwunder sind diese Variationen, von höchster Konstruktion. Er legt den drei Sätzen eine Zwölftonreihe (es, h, b, d, cis, c, fis, e, g, f, a, gis) mit ihren 4 Grundformen und den 12 Transpositionen zugrunde. Dadurch erhält das Werk einen konstruktiven Zusammenhalt, in dem jede Note ein wohlkalkuliertes Glied innerhalb der Kanons und Variationen bildet. Könnte ich doch über den Aufbau dieser Zopfgeflechte hinaus erfahren, wie er es anstellt und worauf es beruht, daß seine Musik den göttlichen Hauch enthält. [fehlt S. 3] Neulich sagte er mir in aller Treuherzigkeit: „Meine Melodien wird noch einmal der Briefträger pfeifen!“ Ich glaube zwar eher, daß der Briefträger auf seine Melodien pfeifen wird. Zumindest wird der Briefträger ihm die Post der Bewunderer aus aller Welt zu bringen haben, was immer er auch dabei pfeift. In ruhiger und unaufdringlicher Weise findet er Worte für seine Berufung und die Stellung seines Werkes in der Musikgeschichte. Die Ungunst der derzeitigen äußeren Umstände berührt ihn dabei nicht. Die Webernschen scheinen eine gute Ehe zu führen, wobei seine Frau wenig Anteil an seiner Arbeit nimmt und fast ausschließlich an ihre Kinder denkt. Ich habe den Eindruck, daß sie sich über die Bedeutung ihres Mannes nicht im klaren ist. Er dagegen kümmert sich in seiner peniblen Art auch um den Haushalt und übt auf das kleine Hauswesen einen patriarchalischen Einfluß aus. Als ich kürzlich etwas Straßennässe in sein Zimmer getragen hatte, begann der Unterricht nicht, bevor nicht alles sorgfältig aufgewischt war. Du kannst Dir vorstellen, mit welchem Gesicht ich dastand, während er mir mit dem Wischlappen zwischen den Beinen herumfuhr. Am Ende lerne ich bei ihm nicht nur das Winden kompositorischer Zopfgeflechte, sondern werde überhaupt noch ein ordentlicher Mensch.

ohne Datum, Wien (Brief): E.H in München

Meine liebe Elisabeth,

nun bin ich schon etliche Zeit hier, meiner Hochstimmung ist noch immer keine Ernüchterung erfolgt. Webern hat zur Zeit keinen Schüler und ich glaube, es kümmert sich kein Mensch um ihn. Mir kann das nur recht sein, denn er widmet sich mir den ganzen Nachmittag und bei seiner konzentrierten Arbeitsweise ist der Stoff, den wir miteinander bewegen, immens. Drei bis vier Stunden wird jedesmal intensiv gearbeitet. Danach unterhalten wir uns über diesen und jenen Komponisten, dann wertet er, stellt Theorieren [sic] über die Zukunft der Musik auf und ähnliches. Wir haben meinen „Simplicius“ und meine 1. Symphonie durchgesprochen; er ging dabei bis in die kleinsten Verästelungen von Form und Thematik. Dann analysierten wir klassische Werke – Beethoven Sonate op. 2 Nr. 3 und ein Streichquartett von Reger. Reger schätzt er hoch und es macht viel Freude, mit ihm das fis-moll Streichquartett zu zergliedern. Dabei kommt er mir vor wie ein Gelehrter, der unter der Lupe ein Insekt seziert und sich an den Flügeläderungen und dem Facettenauge erfreut. So sehr mir seine Einschätzung Regers einleuchtet, so wenig stimme ich seiner Ablehnung Bruckners zu. Er glaubt nicht, daß Bruckner für die Entwicklung der Musik etwas geleistet hat. Ist denn Bruckner so weit von seinem geliebten Mahler entfernt? Sein Verhältnis zu Strauß steht im Schatten seiner Liebe zu Mahler, und er hat mich überzeugt, daß Mahler für uns wichtiger und richtungsgebender ist als Strauß. Ich kann mich zwar nicht so entschieden auf einen der beiden festlegen. Aber am Ende kommt Mahler auch meinen Absichten weiter entgegen als der Programmdichter Strauß. Riesig freute mich, daß er Scherchen für den besten Dirigenten seiner Werke hält. Kein Wunder bei ihrer Ähnlichkeit, ihrer Aufgeschlossenheit für das Neue und ihrer Bereitschaft, uns Junge zu fördern. Webern läßt nie fühlen, daß er der Lehrer ist. Sein Temperament ist ausgeglichen, beherrscht und liebenswürdig. Es ist jedesmal eine Zeremonie, auf die ich mich schon freue, wenn er sorgfältig die Schublade aufzieht, eine Mappe hervorholt, diese auf die Komodenplatte [sic] legt, dann aufschlägt, durchblättert, ihr ein Blatt – die gesuchte Analyse – entnimmt, die Mappe schließt, sorgsam beiseite legt und nach getanem Werk alle Verrichtungen im Krebskanon wieder rückwärts aneinanderreiht, mit unbeirrter Sorgsamkeit. Jede seiner Kompositionen ist mit peinlich genauen Analysen und mit den Abwandlungen der Reihe versehen. Er stellt mit mir präzise Untersuchungen über Rhythmik, Melodik und Thematik seiner Werke an, wobei er der Thematik den größten Raum gibt. Besonders eingehend besprachen wir heute seine Klaviervariationen op. 27, die ich analysieren mußte. Ein Klangwunder sind diese Variationen, von höchster Konstruktion. Er legt den drei Sätzen eine Zwölftonreihe (es, h, b, d, cis, c, fis, e, g, f, a, gis) mit ihren 4 Grundformen und den 12 Transpositionen zugrunde. Dadurch erhält das Werk einen konstruktiven Zusammenhalt, in dem jede Note ein wohlkalkuliertes Glied innerhalb der Kanons und Variationen bildet. Könnte ich doch über den Aufbau dieser Zopfgeflechte hinaus erfahren, wie er es anstellt und worauf es beruht, daß seine Musik den göttlichen Hauch enthält. [fehlt S. 3] Neulich sagte er mir in aller Treuherzigkeit: „Meine Melodien wird noch einmal der Briefträger pfeifen!“ Ich glaube zwar eher, daß der Briefträger auf seine Melodien pfeifen wird. Zumindest wird der Briefträger ihm die Post der Bewunderer aus aller Welt zu bringen haben, was immer er auch dabei pfeift. In ruhiger und unaufdringlicher Weise findet er Worte für seine Berufung und die Stellung seines Werkes in der Musikgeschichte. Die Ungunst der derzeitigen äußeren Umstände berührt ihn dabei nicht. Die Webernschen scheinen eine gute Ehe zu führen, wobei seine Frau wenig Anteil an seiner Arbeit nimmt und fast ausschließlich an ihre Kinder denkt. Ich habe den Eindruck, daß sie sich über die Bedeutung ihres Mannes nicht im klaren ist. Er dagegen kümmert sich in seiner peniblen Art auch um den Haushalt und übt auf das kleine Hauswesen einen patriarchalischen Einfluß aus. Als ich kürzlich etwas Straßennässe in sein Zimmer getragen hatte, begann der Unterricht nicht, bevor nicht alles sorgfältig aufgewischt war. Du kannst Dir vorstellen, mit welchem Gesicht ich dastand, während er mir mit dem Wischlappen zwischen den Beinen herumfuhr. Am Ende lerne ich bei ihm nicht nur das Winden kompositorischer Zopfgeflechte, sondern werde überhaupt noch ein ordentlicher Mensch.

  • Jahr
  • Oktober/November 1942

ohne Datum, Wien (Brief): E.H. in München

Mein liebstes Elisabeth,

inzwischen war ich mehrmals bei Webern. Der Unterricht läßt sich versprechend an und ich lebe auf. Du wirst fragen, wie sieht er aus? Daß Webern wie ein kleiner Beamter aussieht, kann nur der auf sich nehmen, der ihn nicht gesehen hat. Freilich macht er auf Gruppenfotos eine unscheinbare und bürgerliche Figur. Dabei ist er gerade unter den unbürgerlichen Köpfen der Nichtbürger, denn er stammt ja aus einer alten Adelsfamilie. Wenn Du aber – mit Recht – einwendest, daß hier nicht der Adelsmann, sondern der Abenteurer als bürgerlicher Gegenspieler gilt, muß ich erwidern: die Abenteuerlichkeit von Weberns Existenz bleibt auch hinter der eines genialischen Wirrkopfes nicht zurück, nur daß sie sich ausschließlicher im Werk niederschlägt und nicht auf dem Wege dorthin in Allüren und Bedeutungsmienen steckenbleibt. Dezenz und Unauffälligkeit der Erscheinung ist ja seit Richard Wagner in Künstlerkreisen nicht gefragt, und es sind schon weisse Raben, die sich ihrer befleissigen. Ausser Webern fällt mir nur Paul Klee ein, von der Novellenfigur Tonio Kröger einmal abgesehen. Obgleich sich Webern literarisch umtut und wahrscheinlich auch Klee persönlich kennt – ich muß ihn danach einmal fragen –, ist seine bürgerliche Mimikry doch ein eigenständiger Zug. Das soll nicht sagen, daß er sich von Leitbildern immer frei gehalten habe und daß nicht doch mancher Zug eines Vorbildes bis in sein Äußeres gedrungen sei. Ich denke dabei nicht an Schönberg, der fast gleichaltrig ist und dessen persönlicher ungezwungener Umgang die idolhafte Vergrößerung nahezu ausschloß. Mir schwebt vielmehr G. Mahler vor den zu rühmen er keine Gelegenheit ausläßt. Ich bilde mir ein, daß Webern von dem vogelhaft bebrillten Typus Mahlers etwas mitgeprägt ist. Aber der Gustav-Mahler-Aufblick und die Bürgermiene sind, wie ich ihn jetzt kenne, nur noch Grundierung seiner Züge, die nur für den Kenner der früheren Porträts durchschimmert. Zuoberst trägt er jetzt eine etwas verwitterte Leidens- und Entsagungsmiene, die ergreifend ist, besonders, wenn sie sich in einer freundlichen Aufwallung erhellt. Wie ich Dir schon schrieb, traf ich ihn zuerst bei Gartenarbeiten. Die betreibt er, wie ich inzwischen erfahren habe, nicht aus Hingabe an Goethes Metamorphose der Pflanzen. Er hat es mir beiläufig erklärt, doch es ging mir ein wenig über den Kopf und ich kann den Verdacht nicht los werden, daß es sich dabei um eine Grille handelt. Er ist kleiner als man ihn sich vom Bild vorstellt. Bei der ersten Begegnung, als er das Gartengerät ablegte und mich ins Haus geleitete, stand schon einige Kühle und sachliche Strenge in seinem Gesicht. Als ich mich vorgestellt hatte, löste sich das sogleich und wich einem angenehmen wienerisch gefärbten Entgegenkommen. Dabei geht viel Scharm und Bedeutung von ihm aus, ohne daß er lärmend wirkt oder irgendeine Pose entfaltet. Sieht man von der Brille ab, die ja jedem Gesicht leicht etwas Strenges gibt, so entwickelte er eine herzerwärmende Freundlichkeit, etwa wenn er sagte: „Ach Hartmann, Sie sind da, herzlich Willkommen!“ Sein Gesicht ist hager, er hat eine scharfe, gerade unter dem metallenen Brillenbügel hervorstechende Nase. Die Brille, ich komme nicht von ihr los, ist von rührender Schlichtheit, was das Gestell betrifft und unterstreicht, was man längst von ihm weiß, daß seine Ansprüche nicht auf das Äußere gerichtet sind. Der Mund ist immerhin etwas schmallippig, dessen Stoff nicht Winkelgrade oder Logarithmen sind, sondern Flöte und Geige. Aber das paßt vielleicht nicht schlecht zu seiner Reihenalgebra, die ich ihm ja auch lieber absehen möchte, als Oboenschmachten und Geigenschmelz. Bin ich nicht fleißig im Briefschreiben! Ich werde Dir nochmals schreiben ehe Du nach Wien kommst. Ich freue mich riesig auf Dein Kommen. Sei Du und Richardl herzlichst und innigst umarmt und geküßt immer bin ich Euer Karl Amadeus.

ohne Datum, Wien (Brief): E.H. in München

Mein liebstes Elisabeth,

inzwischen war ich mehrmals bei Webern. Der Unterricht läßt sich versprechend an und ich lebe auf. Du wirst fragen, wie sieht er aus? Daß Webern wie ein kleiner Beamter aussieht, kann nur der auf sich nehmen, der ihn nicht gesehen hat. Freilich macht er auf Gruppenfotos eine unscheinbare und bürgerliche Figur. Dabei ist er gerade unter den unbürgerlichen Köpfen der Nichtbürger, denn er stammt ja aus einer alten Adelsfamilie. Wenn Du aber – mit Recht – einwendest, daß hier nicht der Adelsmann, sondern der Abenteurer als bürgerlicher Gegenspieler gilt, muß ich erwidern: die Abenteuerlichkeit von Weberns Existenz bleibt auch hinter der eines genialischen Wirrkopfes nicht zurück, nur daß sie sich ausschließlicher im Werk niederschlägt und nicht auf dem Wege dorthin in Allüren und Bedeutungsmienen steckenbleibt. Dezenz und Unauffälligkeit der Erscheinung ist ja seit Richard Wagner in Künstlerkreisen nicht gefragt, und es sind schon weisse Raben, die sich ihrer befleissigen. Ausser Webern fällt mir nur Paul Klee ein, von der Novellenfigur Tonio Kröger einmal abgesehen. Obgleich sich Webern literarisch umtut und wahrscheinlich auch Klee persönlich kennt – ich muß ihn danach einmal fragen –, ist seine bürgerliche Mimikry doch ein eigenständiger Zug. Das soll nicht sagen, daß er sich von Leitbildern immer frei gehalten habe und daß nicht doch mancher Zug eines Vorbildes bis in sein Äußeres gedrungen sei. Ich denke dabei nicht an Schönberg, der fast gleichaltrig ist und dessen persönlicher ungezwungener Umgang die idolhafte Vergrößerung nahezu ausschloß. Mir schwebt vielmehr G. Mahler vor den zu rühmen er keine Gelegenheit ausläßt. Ich bilde mir ein, daß Webern von dem vogelhaft bebrillten Typus Mahlers etwas mitgeprägt ist. Aber der Gustav-Mahler-Aufblick und die Bürgermiene sind, wie ich ihn jetzt kenne, nur noch Grundierung seiner Züge, die nur für den Kenner der früheren Porträts durchschimmert. Zuoberst trägt er jetzt eine etwas verwitterte Leidens- und Entsagungsmiene, die ergreifend ist, besonders, wenn sie sich in einer freundlichen Aufwallung erhellt. Wie ich Dir schon schrieb, traf ich ihn zuerst bei Gartenarbeiten. Die betreibt er, wie ich inzwischen erfahren habe, nicht aus Hingabe an Goethes Metamorphose der Pflanzen. Er hat es mir beiläufig erklärt, doch es ging mir ein wenig über den Kopf und ich kann den Verdacht nicht los werden, daß es sich dabei um eine Grille handelt. Er ist kleiner als man ihn sich vom Bild vorstellt. Bei der ersten Begegnung, als er das Gartengerät ablegte und mich ins Haus geleitete, stand schon einige Kühle und sachliche Strenge in seinem Gesicht. Als ich mich vorgestellt hatte, löste sich das sogleich und wich einem angenehmen wienerisch gefärbten Entgegenkommen. Dabei geht viel Scharm und Bedeutung von ihm aus, ohne daß er lärmend wirkt oder irgendeine Pose entfaltet. Sieht man von der Brille ab, die ja jedem Gesicht leicht etwas Strenges gibt, so entwickelte er eine herzerwärmende Freundlichkeit, etwa wenn er sagte: „Ach Hartmann, Sie sind da, herzlich Willkommen!“ Sein Gesicht ist hager, er hat eine scharfe, gerade unter dem metallenen Brillenbügel hervorstechende Nase. Die Brille, ich komme nicht von ihr los, ist von rührender Schlichtheit, was das Gestell betrifft und unterstreicht, was man längst von ihm weiß, daß seine Ansprüche nicht auf das Äußere gerichtet sind. Der Mund ist immerhin etwas schmallippig, dessen Stoff nicht Winkelgrade oder Logarithmen sind, sondern Flöte und Geige. Aber das paßt vielleicht nicht schlecht zu seiner Reihenalgebra, die ich ihm ja auch lieber absehen möchte, als Oboenschmachten und Geigenschmelz. Bin ich nicht fleißig im Briefschreiben! Ich werde Dir nochmals schreiben ehe Du nach Wien kommst. Ich freue mich riesig auf Dein Kommen. Sei Du und Richardl herzlichst und innigst umarmt und geküßt immer bin ich Euer Karl Amadeus.

  • Jahr
  • Oktober/November 1942

ohne Datum, Wien (Brief): E.H. in München

Meine Liebe!

Es ist abends, ich bin in mein Zimmer zurückgekehrt und will Dir gleich von meinem ersten Besuch bei Webern erzählen. Nachdem ich gestern ein Hotelzimmer gefunden, meine Sachen untergebracht und eine Nacht mit Erwartungsträumen durchschlafen hatte, fuhr ich heut Früh mit der Stadtbahn nach Maria-Enzersdorf, einem hübschen kleinen Weinort. Ich hatte zwar Weberns Anschrift notiert, versuchte aber sein Haus unter den anderen „sympathetisch“ herauszufinden. Du kennst das Spiel und weißt, wie sehr man daher auf den Holzweg geraten kann. Von etwas glücklicher Hellsicht geleitet, stand ich bald ohne viel Umschweife davor, obgleich es unauffällig ist, ein unscheinbares Einzelhaus in einer Villenstraße. Auch darin hatte mich meine geschärfte Erwartung nicht getäuscht – ich hatte nämlich das Gefühl, niemanden anzutreffen, und so verhielt es sich tätsächlich [sic]. Was blieb mir, als ein Spaziergang in die Umgebung, die ich freilich vor lauter imaginierter Gespräche mit Webern kaum wahrnahm: „Ach da sind Sie ja, lieber Hartmann, Scherchen und mein Astrologe hat mir Sie lange vorhergesagt und ich brenne darauf, Ihre Opern und Symphonien zu sehen und zu erfahren, welchen Weg die Musik im kommenden Jahrhundert nimmt!“ In meinen Selbstgesprächen kam ich wieder am Hause vorbei, da werkelte jemand im Garten und ich konnte annehmen, daß es Webern war. Obgleich ich durch die Gartentür eingetreten war, mit den Füßen scharrte und hüstelte, beachtete er mich zunächst überhaupt nicht und in mir keimte der Argwohn, daß ich mich in meinem vorweggenommenen Begrüßungsszenen ein wenig zu weit von der Wirklichkeit entfernt hatte. Schließlich trat ich zu ihm und er bemerkte mich endlich, entsann sich meines Briefes und lud mich freundlich ins Haus ein. Dort brachte ich erneut mein Anliegen vor, erklärte ihm, wo mir [mich] der Schuh drückt und was ich von seinen Unterweisungen erhoffte. Er ging darauf ein und schlug vor, daß wir außerdem klassische Werke so wie einige seiner Arbeiten analysieren wollen. Als seine Frau dazukam [sic] wurde die Unterhaltung allgemeiner, wir berichteten von unseren Familien und ich erfuhr, daß ihre Töchter verheiratet sind. Während er nur bürgerlich wirkt, hat man den Eindruck, daß seine Frau es zutiefst ist, und zwar im schlichtesten Sinne. Nicht ohne meine Schuld kehrte das Gespräch immer wieder zur Politik zurück. Ich hätte es nicht dorthin lenken [sollen], denn da erfuhr ich Dinge, die ich mit meinem starken Hang zum Anarchismus lieber nicht gehört hätte. Er vertrat nämlich ernstlich die Meinung, daß um der lieben Ordnung willen eine jede Obrigkeit respektiert werden müße [sic] und der Staat, in dem man lebt, im jeden Preis anzuerkennen sei. Er rauchte dabei mit Behagen seine Zigarre und ich hatte meine Not, an mich zu halten und nicht despektierlich zu werden. Sein Wohlwollen gegenüber denjenigen, die ihn an die Wand drücken, ist mir unbegreiflich, aber ich bin ja nicht hergekommen, um ihn weltanschaulich zu ergründen. Als ich ihn endlich verließ, war es Abend geworden. Ich stürmte in die Dunkelheit hinaus und war noch recht bewegt von den Gesprächen, „der Hut fiel mir vom Kopfe“! Um mich wieder zu neutralisieren, ging ich in ein Kino. Aber dort gabs neue Aufregung. Da hatte sich einer seine Frau gar schwer zu erkämpfen, und was meinst Du wohl, an wen ich dabei erinnert wurde! Ich unarme Dich sehr innig und auch den [sic] kleinen Richard einen festen Kuß, ich bleibe stets Euer Karl Amadeus.

ohne Datum, Wien (Brief): E.H. in München

Meine Liebe!

Es ist abends, ich bin in mein Zimmer zurückgekehrt und will Dir gleich von meinem ersten Besuch bei Webern erzählen. Nachdem ich gestern ein Hotelzimmer gefunden, meine Sachen untergebracht und eine Nacht mit Erwartungsträumen durchschlafen hatte, fuhr ich heut Früh mit der Stadtbahn nach Maria-Enzersdorf, einem hübschen kleinen Weinort. Ich hatte zwar Weberns Anschrift notiert, versuchte aber sein Haus unter den anderen „sympathetisch“ herauszufinden. Du kennst das Spiel und weißt, wie sehr man daher auf den Holzweg geraten kann. Von etwas glücklicher Hellsicht geleitet, stand ich bald ohne viel Umschweife davor, obgleich es unauffällig ist, ein unscheinbares Einzelhaus in einer Villenstraße. Auch darin hatte mich meine geschärfte Erwartung nicht getäuscht – ich hatte nämlich das Gefühl, niemanden anzutreffen, und so verhielt es sich tätsächlich [sic]. Was blieb mir, als ein Spaziergang in die Umgebung, die ich freilich vor lauter imaginierter Gespräche mit Webern kaum wahrnahm: „Ach da sind Sie ja, lieber Hartmann, Scherchen und mein Astrologe hat mir Sie lange vorhergesagt und ich brenne darauf, Ihre Opern und Symphonien zu sehen und zu erfahren, welchen Weg die Musik im kommenden Jahrhundert nimmt!“ In meinen Selbstgesprächen kam ich wieder am Hause vorbei, da werkelte jemand im Garten und ich konnte annehmen, daß es Webern war. Obgleich ich durch die Gartentür eingetreten war, mit den Füßen scharrte und hüstelte, beachtete er mich zunächst überhaupt nicht und in mir keimte der Argwohn, daß ich mich in meinem vorweggenommenen Begrüßungsszenen ein wenig zu weit von der Wirklichkeit entfernt hatte. Schließlich trat ich zu ihm und er bemerkte mich endlich, entsann sich meines Briefes und lud mich freundlich ins Haus ein. Dort brachte ich erneut mein Anliegen vor, erklärte ihm, wo mir [mich] der Schuh drückt und was ich von seinen Unterweisungen erhoffte. Er ging darauf ein und schlug vor, daß wir außerdem klassische Werke so wie einige seiner Arbeiten analysieren wollen. Als seine Frau dazukam [sic] wurde die Unterhaltung allgemeiner, wir berichteten von unseren Familien und ich erfuhr, daß ihre Töchter verheiratet sind. Während er nur bürgerlich wirkt, hat man den Eindruck, daß seine Frau es zutiefst ist, und zwar im schlichtesten Sinne. Nicht ohne meine Schuld kehrte das Gespräch immer wieder zur Politik zurück. Ich hätte es nicht dorthin lenken [sollen], denn da erfuhr ich Dinge, die ich mit meinem starken Hang zum Anarchismus lieber nicht gehört hätte. Er vertrat nämlich ernstlich die Meinung, daß um der lieben Ordnung willen eine jede Obrigkeit respektiert werden müße [sic] und der Staat, in dem man lebt, im jeden Preis anzuerkennen sei. Er rauchte dabei mit Behagen seine Zigarre und ich hatte meine Not, an mich zu halten und nicht despektierlich zu werden. Sein Wohlwollen gegenüber denjenigen, die ihn an die Wand drücken, ist mir unbegreiflich, aber ich bin ja nicht hergekommen, um ihn weltanschaulich zu ergründen. Als ich ihn endlich verließ, war es Abend geworden. Ich stürmte in die Dunkelheit hinaus und war noch recht bewegt von den Gesprächen, „der Hut fiel mir vom Kopfe“! Um mich wieder zu neutralisieren, ging ich in ein Kino. Aber dort gabs neue Aufregung. Da hatte sich einer seine Frau gar schwer zu erkämpfen, und was meinst Du wohl, an wen ich dabei erinnert wurde! Ich unarme Dich sehr innig und auch den [sic] kleinen Richard einen festen Kuß, ich bleibe stets Euer Karl Amadeus.

  • Jahr
  • Oktober/November 1942

(P: Zürich), Donnerstag (Karte): E.H. in München in (W: 8)

24. VII. 41. / Mittg.

Meine liebe Elisabeth! Ich sende Dir liebe Grüße! Am 4. August abends komme ich zu Dir. Leider sind nur zwei Proben möglich – daher ist die Aufführung sehr mangelhaft. Es schaut so aus, als ob gar keine Aufführung von statten geht. Es ist klar, eine Symphonie von 30 Min. und musikalisch, wie technisch sehr schwer – und nur 2 Proben. Leider – leider! Gesundheitlich geht es mir nicht gut – immer habe ich Herzschmerzen. Ich freue mich auf unser Wiedersehn – ich bleibe stets und immer Dein treuer Kl. Bitte gib unserm Bubi ein festes Bussi! Grüße bitte auch Deine lieben Eltern herzlichst. H. ist sehr nett und höflich.

(P: Zürich), Donnerstag (Karte): E.H. in München in (W: 8)

24. VII. 41. / Mittg.

Meine liebe Elisabeth! Ich sende Dir liebe Grüße! Am 4. August abends komme ich zu Dir. Leider sind nur zwei Proben möglich – daher ist die Aufführung sehr mangelhaft. Es schaut so aus, als ob gar keine Aufführung von statten geht. Es ist klar, eine Symphonie von 30 Min. und musikalisch, wie technisch sehr schwer – und nur 2 Proben. Leider – leider! Gesundheitlich geht es mir nicht gut – immer habe ich Herzschmerzen. Ich freue mich auf unser Wiedersehn – ich bleibe stets und immer Dein treuer Kl. Bitte gib unserm Bubi ein festes Bussi! Grüße bitte auch Deine lieben Eltern herzlichst. H. ist sehr nett und höflich.

  • Date
  • 24 Jul 1941

(P: Zürich, 17.07.1941), Mittwoch (Karte): E.H. in München (W: 8)

Zürich 1941, Juli 16.

Meine gute und liebe Elisabeth! Am 29. Juli wird meine Symphonie (20 Minuten vor 6 h) (am Dienstag) uraufgeführt. Morgen ist die erste Probe am Donnerstag. Hermann ist in Winterthur und probt. Morgen besuche ich Job den Direktor vom Funk, vielleicht wird meine Symphonie auf Platten geschnitten! Sonst gibt es nichts neues. Am Freitag fahre ich zu Ansermet. Ich bin auf die Aufführung gespannt, wie das Orchester ist. Grüß meinen Bubi und Deine lieben Eltern. Wie Du weißt bin ich stets und immer Dein Kl.

(P: Zürich, 17.07.1941), Mittwoch (Karte): E.H. in München (W: 8)

Zürich 1941, Juli 16.

Meine gute und liebe Elisabeth! Am 29. Juli wird meine Symphonie (20 Minuten vor 6 h) (am Dienstag) uraufgeführt. Morgen ist die erste Probe am Donnerstag. Hermann ist in Winterthur und probt. Morgen besuche ich Job den Direktor vom Funk, vielleicht wird meine Symphonie auf Platten geschnitten! Sonst gibt es nichts neues. Am Freitag fahre ich zu Ansermet. Ich bin auf die Aufführung gespannt, wie das Orchester ist. Grüß meinen Bubi und Deine lieben Eltern. Wie Du weißt bin ich stets und immer Dein Kl.

  • Date
  • 16 Jul 1941

(P: Winterthur, 16.07.1941), Sonntag (Karte): E.H. in München (W: 8)

Winterthur, 13. VII. 41

Mein Lieb! Meine Symphonie wird am 29. VII. (Dienstag) 20 Minuten von 18 h (6 h) uraufgeführt. Ich hab es doch durchgesetzt. Bist Du eigentlich am 29. in Starnberg? Mir geht es gut. Hoffentlich geht es Dir und Richardl gut. Grüße Deine lieben Eltern. Ich bin immer Dein treuer Kl

(P: Winterthur, 16.07.1941), Sonntag (Karte): E.H. in München (W: 8)

Winterthur, 13. VII. 41

Mein Lieb! Meine Symphonie wird am 29. VII. (Dienstag) 20 Minuten von 18 h (6 h) uraufgeführt. Ich hab es doch durchgesetzt. Bist Du eigentlich am 29. in Starnberg? Mir geht es gut. Hoffentlich geht es Dir und Richardl gut. Grüße Deine lieben Eltern. Ich bin immer Dein treuer Kl

  • Date
  • 13 Jul 1941

(Brief): KAH in München

Mein liebster, bester Karl!
Ich müßte Dir so viel erzählen, oh, hätte ich Dich nur heute bei mir gehabt. Morgen Montag versuche ich aber auf jeden Fall zu Dir zu kommen, ich muß Dich wieder sprechen. Wenn ich aber bis 1 h nicht bei Dir war rufe bitte auf jeden Fall um diese Zeit mich an. Du kannst das bestimmt tun.
Mein Karl, lasse den Mut nicht sinken, wir kommen zum Ziel und wenn es auch einen harten Kampf kostet. Wer könnte unsere Liebe auseinanderbringen. Wie bin ich so froh Dich morgen wiederzusehen, nur bei Dir sein zu können. Für heute lebe wohl, ich grüße, küsse und umarme Dich in steter Treue Deine Dich heißliebende Elisabeth.

(Brief): KAH in München

Mein liebster, bester Karl!
Ich müßte Dir so viel erzählen, oh, hätte ich Dich nur heute bei mir gehabt. Morgen Montag versuche ich aber auf jeden Fall zu Dir zu kommen, ich muß Dich wieder sprechen. Wenn ich aber bis 1 h nicht bei Dir war rufe bitte auf jeden Fall um diese Zeit mich an. Du kannst das bestimmt tun.
Mein Karl, lasse den Mut nicht sinken, wir kommen zum Ziel und wenn es auch einen harten Kampf kostet. Wer könnte unsere Liebe auseinanderbringen. Wie bin ich so froh Dich morgen wiederzusehen, nur bei Dir sein zu können. Für heute lebe wohl, ich grüße, küsse und umarme Dich in steter Treue Deine Dich heißliebende Elisabeth.

  • Jahr
  • Undatiert, 1932?