Thomas Larcher (Komponist) // hartmann21

Mit dem Österreicher Thomas Larcher begegnet „einer der prägnantesten kompositorischen Persönlichkeiten der Musikszene“ (NMZ) dem Werk Hartmanns, setzt sich ihm aus, reflektiert, spürt Bezügen nach und lässt den Zuhörer an seiner individuellen Erlebenswelt teilhaben. In einem singulär komponierten Programm kreieren Larcher und seine Instrumentalsolisten Francesco Dillon (Violoncello) und Emanuele Torquati (Piano) ein Kaleidoskop an unterschiedlichen Blickwinkeln und Wahrnehmungsweisen und lässt einem auf diese Weise Hartmanns frühe Klavierstücke neu erfahren.
Thomas Larcher, Jahrgang 1963, wuchs in Tirol auf und studierte in Wien Komposition und Klavier. Bereits während seiner Studienzeit wurde er als Pianist im Bereich der klassischen und zeitgenössischen Musik bekannt. Er spielte unter anderem mit Dirigenten wie Claudio Abbado, Pierre Boulez und Franz Welser-Möst und arbeitete eng mit Komponisten wie Heinz Holliger, Olga Neuwirth und Isabel Mundry zusammen. Larcher gilt als eine der bedeutendsten und zugleich interessantesten Stimmen unter den zeitgenössischen Komponisten. In seinen Werken zeigt sich Larcher als Grenzgänger der Stile, der bewusst auch neben den orthodoxen Pfaden der sogenannten Avantgarde wandelt. Ihnen gemein ist eine reichhaltige musikalische Textur, die eine Vielgestaltigkeit und Variabilität der Klangsprache entstehen lässt.
Emanuele Torquati gilt als einer der führenden Pianisten, der vor allem für sein poetisches wie leidenschaftliches Musizieren weltweit Bewunderung erfährt. Die New York Times bezeichnete ihn als „a thoughtful musician and a champion of contemporary music.“ Ihm zur Seite steht in Francesco Dillon ein herausragender Cellist, dessen Repertoire wie Interpretationsstil sich durch einen hohen Grad an Offenheit, Intensität und Originalität auszeichnet. Als Solist ist er in den großen Konzertsälen der Welt genauso zu Hause wie als Gast der bedeutendsten internationalen Orchester.

Eine Veranstaltung der © Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft e. V. gefördert durch die Stiftung Bayerischer Musikfonds, die Stiftung Künstlerische Musikpflege und die LfA Förderbank Bayern.

Podium junger Komponisten (1/2016)

Ganz der Intention Karl Amadeus Hartmanns folgend wird mit dem „Podium junger Komponisten“ eine Plattform geschaffen, die es ausgewählten jungen Komponisten ermöglicht einen Abend programmatisch zu gestalten. An den großen Zeitdiagnostiker Karl Amadeus Hartmann anknüpfend entstehen so Werke, die bewusst eine künstlerische Auseinandersetzung mit unseren heutigen Lebensrealitäten suchen.
So greift Elena Tarabanova auf das persönliche Erleben der terroristischen Anschläge 2013 in Wolgograd zurück, spürt Bezügen des menschlichen Bewusstseins zur unberührten Natur nach und kontrastiert dies durch ein musikalisches Psychogramm einer an der Welt leidenden Seele. Severin Dornier hingegen lenkt unser Augenmerk auf die Ästhetik früherer Kunstepochen und kommt dem Heute in Erzählhaltung und Klangsprache durch das Moment eines „Blick zurück nach Vorn“ auf die Spur.

Eine Veranstaltung der © Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft e. V. in Kooperation mit der Hochschule für Musik und Theater München, gefördert durch die Anja Fichte Stiftung, die Theodor-Rogler-Stiftung und die Stiftung Bayerischer Musikfonds.

Karl Amadeus Hartmann und die jüdische Künstlerin Maria Luiko (Ausstellung und Konzert) // hartmann21

Das der Künstlerfreundschaft Karl Amadeus Hartmanns (1905–1963) mit der jüdischen Malerin und Bühnenbildnerin Maria Luiko (1904-1941) gewidmete Veranstaltungskonzept aus Konzert, Vortrag, Round Table und Ausstellung am 27. April 2016 präsentiert nicht nur einen Querschnitt durch Maria Luikos künstlerisches Schaffen (Leihgabe Jüdisches Museum München), welches 1941 durch ihre Deportation und Hinrichtung brutal beendet wurde. Es lässt für das Publikum auch ein besonderes Moment in Hartmanns Leben und Œuvre nacherlebbar werden: seine Begegnung mit jüdischer Musik. In einem beispielhaft durchkomponierten und dadurch Hartmanns Intentionen eindringlich freilegenden Programm stehen dabei Werke für Violine solo von Erwin Schulhoff, Berthold Goldschmidt, Paul Ben-Haim und Karl Amadeus Hartmann auf dem Programm. Hartmann hat in seiner Isolation als Innerer Emigrant im nationalsozialistischen Deutschland in jedem seiner Werke den internationalen Schulterschluss mit Verbündeten im Geiste gesucht, sei es durch die Verwendung verbotener Texte und Melodien oder mit Hilfe jüdischen Liedgutes. Gerade die Verwendung des jüdischen Liedes „Elijahu hanavi“ in sämtlichen während der Jahre 1933 bis 1945 entstandenen Kompositionen geriet bei Hartmann zur Klagechiffre für die Vernichtung des jüdischen Volkes, stand aber auch stellvertretend für die Verfolgung aller Regimegegner. Erste Spuren jüdischer Melismen lassen sich in seinem Frühwerk bereits im Jahr 1927 verorten, dem Entstehungsjahr dreier Kompositionen des Abends.
Ergänzt wird die Ausstellung durch eine Briefauswahl Maria Luikos mit dem jüdisch-christlichen Brückenbauer Schalom Ben-Chorin, der 1913 in München geboren wurde und bis zu seiner Emigration nach Jerusalem (1935) zum Freundeskreis um Maria Luiko gehörte. Die Auswahl gewährt den Besuchern auf anschauliche Weise Einblick in den Lebensalltag der jüdischen Künstlerin im nationalsozialistischen München (Leihgabe Münchner Stadtarchiv). Ein kurzer, in die Thematik einführender Vortrag der Kunsthistorikerin Diana Oesterle sowie ein vertiefendes Gespräch zwischen dem Geiger Ingolf Turban und Andreas Hérm Baumgartner (Künstlerischer Leiter hartmann21, Dirigent ) runden das Konzert am Eröffnungsabend ab.

Eine Veranstaltung der © Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft e. V.

Valery Gergiev dirigiert Werke Karl Amadeus Hartmanns

Gerne möchte wir Sie auf zwei Konzerte aufmerksam machen: Nach längerer „Abstinenz“ widmen sich die Münchner Philharmoniker wieder dem Werk Karl Amadeus Hartmanns, genauer gesagt dessen 2. Symphonie.

Am Pult steht der neue Chefdirigent Valery Gergiev. Ebenfalls unter Valery Gergiev führt das Mariinski-Orchester aus St. Petersburg die Suite aus Hartmanns Oper „Simplicius Simplicissimus“ auf.

Mittwoch, 04. November 2015, 20 Uhr, Philharmonie Gasteig, München: Münchner Philharmoniker/Gergiev mit Hartmanns 2. Symphonie
Sonntag, 15. November 2015, 17 Uhr, Philharmonie Gasteig, München: Marinskii Orchester/Gergiev mit Hartmanns Suite aus „Simplicius Simplicissimus“

Kent Nagano dirigiert Hartmanns Symphonie Nr. 4 bei den Salzburger Festspielen 2011

Bei den diesjährigen Salzburger Festspielen gelangt wieder ein Werk Karl Amadeus Hartmanns zur Aufführung.

Kent Nagano dirigiert am 12.08.2011 ein Konzert mit Hartmanns Symphonie Nr. 4. Es spielt die Camerata Salzburg. Weitere Werke des Abends sind Ives “The unanswered question”, Mahlers “Adagietto” und Mozarts Klavierkonzert Nr. 27 (KV 595) mit Maria Joao Pires als Solistin.

Kent Nagano und die Camerata gehen mit dem gleichen Programm noch auf Tournee in die Schweiz und nach Frankreich (Menton).

Karl Amadeus Hartmann goes to Kiev

In einer Kooperation mit dem ukrainischen Staatsorchester Kyiv Kamerata, dem Goehte-Institut Ukraine, dem Kiev Summer Music Festival, dem Komponistenverband Ukraine und der Karl-Amadeus-Hartmann-Gesellschaft e.V. findet am 4. Juni 2015 im Konzertsaal der Akademie der Wissenschaften in Kiew (Ukraine) ein Konzert mit Werken von Karl Amadeus Hartmann und Wolfgang Rihm statt.

Gemeinsam mit dem Chefdirigenten und Künstlerischen Leiter der Kyiv Kamerata Valeriy Matyukhin leitet der Dirigent und Leiter der Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft e.V. Andreas Hérm Baumgartner, auf dessen Initiative hin das Projekt zustande kam, dieses in jeder Hinsicht besondere Konzert: Ein Akt der Solidarität, ein Zeichen der Verbundenheit in einer existenziell bedrohlichen politischen Situation, in der die Musik Hartmanns mit ihrer Botschaft des Humanismus nicht fehlen darf. In einer begleitenden Einführungsveranstaltung mit dem Thema „Klänge des Friedens!?“ wird ergänzend der Frage nachgespürt, was Musik kann, was sollte Musik und Kunst zu leisten imstande sein?

Mit dieser Thematik setzt sich auch die aktuelle Entwicklungs-, Konflikt- und Friedensforschung auseinander. Gerade bei Komponisten wie Hartmann, die einen Sensus für gesellschaftspolitische Missstände haben, die mit seismografischer Antenne noch nicht offenkundige Entwicklungen wahrnehmen, ihre gegebenenfalls verhängnisvolle Dynamik aufspüren und sich mit Ihrer Kunst damit auseinandersetzen. Die Forschung spricht dabei von der Fähigkeit des „early warning“. Hartmann hat schon Jahre vor 1933 auf jede Art und Weise vor der Gefahr des Nationalsozialismus für die Gesellschaft, die Menschheit, den Humanismus gewarnt.

In jedem Werk thematisierte er dies auf andere Weise und beschwor in Allianzen zwischen den Kulturen, den Religionen sowie den Völkern den Widerstand; zeigte Alternativen auf, zeichnete ein anderes Weltbild. Erstaunlich ist auch, dass er in seinem letzten Werk – der „Gesangsszene“ für Bariton und Orchester – erneut die Fähigkeit des „early warning“ bewies: Texte Jean Giraudouxs assimilierend, vermittelt er eine apokalyptische Vision über das Ende einer sich rauschhaft in eine Todesspirale hineinbegebende Zivilisation. Die anfängliche Fortschrittsdynamik verkehrt sich nicht nur in Rückschritt, sondern in den Untergang, in das „Übel der großen Reiche, das tödliche Übel“. Untergang der Bankenwelt, der gesellschaftlichen Strukturen, Atomkatastrophe und das tödlichste Übel: Dass auch der „Seelenschatz“ verlustig geht. Ein leider nur allzu aktuelles Thema.

PROGRAMM
Wolfgang Rihm: nature morte – still alive

Karl Amadeus Hartmann:
Concerto funebre
Symphonie Nr. 4

Katya Suglobina, Violine
Kyiv Kamerata
Leitung: Valeriy Matyukhin, Andreas Hérm Baumgartner