Münchner Kammerorchester interpretiert Hartmann am 17. Dezember

Am 17. Dezember 2015 – um 20.00 Uhr im Münchner Prinzregententheater – interpretiert das Münchner Kammerorchester unter der Leitung der neuen ukrainischen Konzertmeisterin Diana Tishchenko Karl Amadeus Hartmanns 4. Symphonie.

In einem unkonventionellen wie spannenden Programm stehen neben Hartmann auch das Konzert für Streichorchester der Polin Grazyna Bacewicz (1909–1969), die Trauermusik von Paul Hindemith sowie zwei Barockkompositionen von Antonio Vivaldi und Luigi Boccherini auf dem Programm. Erstmals zu Gast beim MKO ist der Schweizer Cellist Christian Poltéra. Zu Gast ist aber auch ein besonderes Cello aus der Werkstatt Antonio Stradivaris: die legendenumwobene “Mara”, welcher der Schriftsteller Wolf Wondratschek mit seinem Buch “Mara” ein literarisches Denkmal geschaffen hat.

Podium junger Komponisten (2/2017)

Ganz der Intention Karl Amadeus Hartmanns folgend wird mit dem „Podium junger Komponisten“ eine Plattform geschaffen, die es ausgewählten jungen Komponisten ermöglicht einen ganzen Abend programmatisch zu gestalten und dafür zeitlich umfassende Werke zu komponieren. An den großen Zeitdiagnostiker Karl Amadeus Hartmann anknüpfend entstehen so extra für dieses Konzert Werke, die bewusst eine künstlerische Auseinandersetzung mit unseren heutigen „Lebensrealitäten“ suchen. Im Mittelpunkt des Porträtkonzertes stehen Werke des Armeniers Arsen Babajanyan und des Georgiers Ovanes Ambartsumian. Beide begreifen Literatur als Inspirationsquelle Ihrer Werke. So werden Verse der Liebe wie der harten Lebensrealität des armenischen Dichters Hovhannes Tumanyan ganz unmittelbar für Gesang vertont, während das 30. Sonett William Shakespeares ausschließlich als gedankliche Grundierung einer rein instrumentalen Komposition dient.

Eine Veranstaltung der © Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft e. V. in Kooperation mit der Hochschule für Musik und Theater München, gefördert durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München, die Anja Fichte Stiftung, die Theodor-Rogler-Stiftung und die LfA Förderbank Bayern.

Thomas Zehetmair (Violine) & Ruth Killius (Viola) // hartmann21

Mit dem Geiger Thomas Zehetmair begegnet einer der herausragenden und aufregendsten Musiker dem Werk Hartmanns, setzt sich ihm aus, reflektiert, spürt Bezügen nach und lässt als Interpret den Zuhörer an seiner individuellen Erlebenswelt teilhaben. In einem singulär komponierten Programm kreiert Zehetmair gemeinsam mit der Bratscherin Ruth Killius ein Kaleidoskop an unterschiedlichen Blickwinkeln und Wahrnehmungsweisen und lässt einen auf diese Weise Hartmanns musikalisch progressive und in ihrer Klangsprache radikal grenzüberschreitende 2. Sonate für Violine solo neu erfahren. Nach Bach und Reger dürfte es erst wieder Hartmann gelungen sein, der Violine eine so ungewöhnlich komplexe Polyphonie zu schenken.
Das Thema der künstlerischen Sublimierung menschlicher Grenzerfahrungen verklammert die Konzerte der Saison 2017. In der Sonate für Viola solo aus dem Jahr 1955 verarbeitete Bernd Alois Zimmermann den Tod seiner Tochter im gleichen Jahr. In Anlehnung an Alban Bergs Violinkonzert versah er das Werk mit der Widmung: „ … an den Gesang eines Engels “. Der Schlussabschnitt der Kompositionzitiert den Choral „Gelobet seist Du Jesu Christ“. Zimmermann bezeichnete das Stück entsprech– end als Choralvorspiel. In diesem Sinne lassen sich die vorangegangenen Abschnitte als ein allmähliches Herauskristallisieren und Verdichten des Choralthemas verstehen, das gegen Ende des Werkes in seiner Reinform zutage tritt.
In Bohuslav Martinus Three Madrigals und Gideon Kleins Duo im Vierteltonsystem begegnen sich nun Violine und Viola und treten in mannigfaltiger Weise zueinander in Beziehung – mal als gleichberechtigter Partner, als obere und untere Seite eines Blattes oder als Objekt und sein Schatten. In den Three Madrigals, komponiert 1947 im amerikanischen Exil, ist ein spielerischer Humor am Werk. Neben und inmitten des Spiels wird aber auch eine tiefe Traurigkeit spürbar, die Lieder und Tänze aus der Vergangenheit in Erinnerung rufen. Was nicht mehr gesungen und getanzt werden kann, lässt sich immer noch spielen. Gideon Klein komponierte schlussendlich sein Duo im Vierteltonsystem im Jahre 1940 während seiner Studienzeit in Prag bei Alois Hába, dem Begründer der Mikrointervallkomposition und langjährigen Weggefährten Karl Amadeus Hartmanns.

Eine Veranstaltung der © Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft e. V., gefördert durch das Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst sowie die Stiftung Künstlerische Musikpflege.

Alexander Lonquich (Piano), „Grenzgänge“ // hartmann21

Das dem Thema „Grenzgänge“ gewidmete Veranstaltungskonzept aus Konzert, Vortrag und Ausstellung mit Alexander Lonquich möchte die Zuhörer zum Miterleben von Grenzgängen besonderer Art einladen: sowohl Karl Amadeus Hartmanns Klaviersonate 27. April 1945 als auch Robert Schumanns achtzehnteiliger Zyklus Davidsbündlertänze thematisieren jeweils menschliche Grenzerfahrungen. In den letzten Kriegstagen vor dem endgültigen Zusammenbruch des „Dritten Reiches“ komponiert, beschließt die Klaviersonate Hartmanns den Kanon an Kompositionen, mit denen er seit 1927 unermüdlich gegen den Nationalsozialismus ankomponierte und sich an ihm abarbeitete. Obwohl Karl Amadeus Hartmann zu Beginn der 1930er Jahre als der aufgehende Stern am Komponistenhimmel galt, verweigerte er sich rigoros jeglicher Vereinnahmung durch das totalitäre Regime und begab sich in die Innere Emigration, während er als Komponist umso beredter im Ausland zu sprechen suchte. Er wird deshalb in der Welt auch als der deutsche antifaschistische Komponist schlechthin wahrgenommen, der sich nicht nur aktiv in Widerstandskreisen betätigte, sondern mit seiner Musik laut und allgemein verständlich Stellung bezog. In sämtlichen, während der Jahre des Nationalsozialismus entstandenen Kompositionen versuchte Hartmann, durch stetiges Einbeziehen von sich zu Klage- und Anklagechiffren erhebenden jüdischen Melodien sowie Musik- und Textzitaten verfemter und verbotener Künstler, seine Botschaft von grenzenloser und von politischen Systemen unabhängiger Humanität nach außen zu tragen. Eine zentrale Bedeutung kommt hierbei dem jüdischen Pessachlied Eliyahu Hanavi zu, auf das er in sämtlichen Werken zurückgriff und das für ihn zur Chiffre für die jüdische Kultur wurde.
In der Sonate 27. April 1945 wächst der Melodie nochmals besondere Relevanz zu. Gerade im Wissen um die Bedeutung des Themas in seiner Werkgenese zeigt sich, um wen es in dieser Sonate geht: die durch den Holocaust nahezu vernichtete Bevölkerung jüdischer Herkunft, aber auch um die Andersdenkenden und Regimegegner, die Hartmann am 27. April 1945 in dem Todesmarsch von KZ-Häftlingen aus Dachau vorbeiziehen sah. Facettenreich ergänzt wird das Konzert um Grafiken des österreichischen Bildhauers Alfred Hrdlicka, dessen Werk dem Credo „Aufdeckung statt Flucht“ gehorcht, die Wunde im Alltäglichen sucht und – gleich Hartmann und Schumann – an die Empathie-Fähigkeit des Betrachters appelliert.
Die kafkaesken Trois Études blanches von Wilhelm Killmayer, der in diesem Jahr seinen 90. Geburtstag begeht, komplettieren das Programm.

Eine Veranstaltung der © Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft e. V., gefördert durch das Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst sowie die Stiftung Künstlerische Musikpflege.

Podium junger Komponisten (1/2017)

Ganz der Intention Karl Amadeus Hartmanns folgend wird mit dem „Podium junger Komponisten“ eine Plattform geschaffen, die es ausgewählten jungen Komponisten ermöglicht, einen ganzen Abend programmatisch zu gestalten und dafür zeitlich umfassende Werke zu komponieren. An den großen Zeitdiagnostiker Karl Amadeus Hartmann anknüpfend, entstehen so extra für dieses Konzert Werke, die bewusst eine künstlerische Auseinandersetzung mit unseren heutigen „Lebensrealitäten“ suchen.
In Lieder in der Fremde steht nun erstmalig die menschliche Stimme im Zentrum. Eine besondere Rolle wird hierbei das jüdische Pessach-Lied Eliyahu Hanavi spielen. Hartmann versuchte in sämtlichen Kompositionen der Jahre 1933 bis 1945, durch stetiges Einbeziehen dieser sich zu Klage- und Anklagechiffren erhebenden jüdischen Melodie, seine Botschaft von grenzenloser und von politischen Systemen unabhängiger Humanität nach außen zu tragen.
Die aus den verschiedensten Kontinenten stammenden Komponisten des Abends knüpfen musikalisch wie inhaltlich daran an und prägen auf diese Weise ihre eigenen Lieder in der Fremde. Ein vertiefendes Gespräch der Komponisten mit Olena Garmash und dem Künstlerischen Leiter der Konzertreihe Andreas Hérm Baumgartner (Dirigent) runden den Abend ab.

Eine Veranstaltung der © Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft e. V. in Kooperation mit der Hochschule für Musik und Theater München, gefördert durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München, die Anja Fichte Stiftung, die Theodor-Rogler-Stiftung und die LfA Förderbank Bayern.

Breakout Ensemble meets Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft

#Listen#Out
Die Neue Münchner Konzertreihe

Breakout Ensemble präsentiert:
#Klaviertrio

Für das dritte Konzert (01.02.2017) der neuen Münchner Konzertreihe #Listen#Out kooperiert das Breakout Ensemble mit der Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft. Die Komponist*innen Katharina S. Müller, Hans-Henning Ginzel, Jacopo Salvatori (die zugleich auch als Interpreten an Violine, Cello und Klavier auftreten werden) und Samuel Penderbayne schreiben neue Werke für Klaviertrio. Damit setzt sich das junge Münchner Ensemble, das zuletzt u. a. mit der Video-Oper „Sharepool“ auf sich aufmerksam machte, erstmals mit einer tradierten Kammermusik-Gattung auseinander. Diese herausfordernde und spannende musikalische Standortortbestimmung werden die Komponisten auch im Gespräch mit Andreas Hérm Baumgartner, dem Leiter der Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft, erörtern. Das Programm wird durch das 2. Klaviertrio von Maurizio Kagel abgerundet.

Eine Veranstaltung mit Unterstützung der Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft, gefördert durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München, M Music Records und SPIESZDESIGN.

Podium junger Komponisten (2/2016)

In besonderer Weise fühlen wir uns dem Auftrag und der Intention Karl Amadeus Hartmanns verpflichtet, junge hochtalentierte Komponisten und Interpreten zu fördern und sie an die humanistische und gesellschaftspolitische Dimension seiner Werke heranzuführen. Im Rahmen unserer neuen Veranstaltungsreihe hartmann21 soll diesem Ansinnen nun Rechnung getragen werden. Daneben werden sich 2016/2017 renommierte Instrumentalisten und Komponisten wie Thomas Zehetmair (Violine), Ruth Killius (Viola), Francesco Dillon (Violoncello), Alexander Lonquich (Piano), Emanuele Torquati (Piano) sowie Thomas Larcher (Komponist) in singulär „komponierten“ Programmen mit dem Werk Hartmanns beschäftigen.
Ganz der Intention Karl Amadeus Hartmanns folgend wird mit dem „Podium junger Komponisten“ eine neue Plattform geschaffen, die es zwei ausgewählten jungen Komponisten ermöglicht einen ganzen Abend programmatisch zu gestalten und dafür zeitlich umfassende Werke zu komponieren. Im Mittelpunkt des zweiten Porträtkonzerts stehen der südkoreanische Komponist Hankyeol Yoon und der gebürtige Feldafinger Jakob Stillmark. An den großen Zeitdiagnostiker Karl Amadeus Hartmann anknüpfend und sich thematisch auf die anderen Veranstaltungen der KAHG beziehend entstehen so extra für dieses Konzert Werke, die bewusst eine künstlerische Auseinandersetzung mit unseren heutigen „Lebensrealitäten“ suchen. So thematisiert Stillmark in seinen Werken die innere Unruhe als Symptom unserer reizüberfluteten Welt, wohingegen Yoon der Sprachlichkeit und Sprachfähigkeit von Musik auf den Grund geht. Ein vertiefendes Gespräch der beiden Komponisten mit dem Künstlerischen Leiter der Konzertreihe Andreas Hérm Baumgartner und Olena Garmash runden den Abend ab.

Eine Veranstaltung der © Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft e. V. in Kooperation mit der Hochschule für Musik und Theater München, gefördert durch die Anja Fichte Stiftung, die Theodor-Rogler-Stiftung und die LfA Förderbank Bayern.

„Simplicius Simplicissimus“ in London

Karl Amadeus Hartmanns Botschaft des Humanismus:
Simplicius Simplicissimus in seiner UK-Premiere an Londons Independent Opera at Sadler’s Wells

Am 11. November 2016 feiert Karl Amadeus Hartmanns Oper „Simplicius Simplicissimus“ an der Independent Opera at Sadler’s Wells ihre britische Erstaufführung. Es spielt die grandiose Britten Sinfonia unter der Leitung von Timothy Redmond. Erstmalig wird die Oper nach Grimmelshausen in einer englischsprachigen Version gesungen, die der international renommierte Regisseur David Pountney erstellt hat.

Regie führt dabei die junge britische Regisseurin Polly Graham, die in Vorbereitung dieser Produktion mit ihrem Bühnenbildner Nate Gibson Gast der Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft einen Besuch in München abstattete. In ausführlichen Gesprächen mit dem Künstlerischen Leiter und Geschäftsführer Andreas Hérm Baumgartner sowie mit Richard Hartmann informierte sie sich über die Entstehungsgeschichte des Werks sowie unter anderem über die bewusste Verwendung jüdischer Themata, Zitate verfemter und verbotener Künstler als mahnende Botschaft im Sinne eines umfänglichen Humanismus. Hartmann begann mit der Komposition der Oper 1934 und proklamierte darin offensiv einen politischen und gesellschaftlichen Umsturz. Aufgrund des Beginns des Frankreich-Feldzuges der deutschen Wehrmacht scheiterte 1940 leider die Uraufführung samt Radioübertragung durch den Belgischen Rundfunk in Brüssel. Hartmann hatte bis zu diesem Zeitpunkt weiterhin an ein „Aufwachen“ der deutschen Bevölkerung im nationalsozialistischen Deutschland und an einem damit verbundenen Sturz des Terror-Regimes geglaubt. Er lässt sein Stück auf der Handlungsebene auch mit einer siegreichen Revolution der geknechteten Bauern über ihre Unterdrücker und die herrschende Klasse enden, musikalisch und dramaturgisch konterkariert er dies aber mit den leisen und langsam gesprochenen Worten des Sprechers: „Zeit des Entsetzens, Jahrzehnte des Grauens“. Es folgt ein still erlöschender letzter Klang des tiefen Gongs.

Es steht außer Frage, dass Karl Amadeus Hartmann die gesellschaftliche Revolution im Stück (Dreißigjähriger Krieg) wie in seiner zeithistorischen Parallel-Realität des Dritten Reichs wollte und auf mannigfaltige Weise förderte. Durch die den scheinbaren Sieg konterkarierende Ausdeutung auf der Text- wie Musikebene thematisiert er aber gleichzeitig die Frage, mit welchen Mitteln dies zu geschehen habe. Die Hauptgestalt Simplicius Simplicissimus, die sich durch scheinbare Naivität den „Seelenschatz“ bewahren konnte und damit zum Topos des Humanismus schlechthin wird, wird nur deshalb von den siegreichen Bauern verschont, weil er als zu gering geachtet wird: „Du Wurm bist nicht wert, dass man den Arm gegen dich aufhebt.“ Wenn eine neue Zeit mit der Missachtung der Menschenwürde begründet und die Achtung vor dem Anderen mit Füßen getreten wird, erneute Gewalt also die frische Währung darstellt, dann ist dieses Neue radikal abzulehnen oder ihm zumindest doch mit enormen Misstrauen zu begegnen.

Andreas Hérm Baumgartner

Weitere Aufführungen finden am 15., 17. und 19. November 2016 statt.

Infoseite der Independent Opera at Sadler’s Wells:
https://www.independentopera.com/productions/simplicius-simplicissimus
Über Ihren Besuch in der Hartmann-Gesellschaft berichtet die Regisseurin auch in ihrem Blog:
https://www.independentopera.com/blog/entry/2016-director-fellow-polly-graham-visits-munich-ahead-of-simplicius-rehears