„Klänge des Friedens!?“ – Vortrag von Dieter Senghaas

Unter dem Titel „Klänge des Friedens!?“ erarbeitete der international renommierte Friedens-, Konflikt- und Entwicklungsforscher Prof. em. Dr. Dr. Dieter Senghaas (Universität Bremen) für die PROJEKTINSEL HARTMANN-NONO im Rahmen des „Karl-Amadeus-Hartmann-Jahres 2013“ (2012-2014) einen kapitalen, richtungsweisenden Vortrag.

Es wird dabei der Frage nachgespürt, inwieweit Kunst als sogenannter „weicher Indikator“ zur Deeskalation beitragen, bzw. als frühzeitige Warnung auf drohende Fehlentwicklungen des seelischen Haushalts einer Gesellschaft aufmerksam machen kann.

Gerade Komponisten wie Hartmann, die einen Sensus für gesellschaftspolitische Missstände haben, die mit seismografischer Antenne noch nicht offenkundige Entwicklungen wahrnehmen, ihre ggf. verhängnisvolle Dynamik aufspüren und sich mit Ihrer Kunst damit auseinandersetzen, bieten sich da an. Die Forschung spricht dabei von der Fähigkeit des „early warning“.

Hartmann hat schon Jahre vor 1933 auf jede Art und Weise vor der Gefahr des Nationalsozialismus für die Gesellschaft, die Menschheit, den Humanismus gewarnt. In jedem Werk thematisierte er dies auf andere Weise und beschwor in Allianzen zwischen den Kulturen, den Religionen sowie den Völkern den Widerstand; zeigte Alternativen auf, zeichnete ein anderes Weltbild. Erstaunlich ist auch, dass er in seinem letzten Werk, der „Gesangsszene“ für Bariton und Orchester, erneut die Fähigkeit des „early warning“ bewies: Texte Jean Giraudouxs assimilierend, vermittelt er eine apokalyptische Vision über das Ende einer sich rauschhaft in eine Todesspirale hineinbegebende Zivilisation.

Die anfängliche Fortschrittsdynamik verkehrt sich nicht nur in Rückschritt, sondern in den Untergang, in das „Übel der großen Reiche, das tödliche Übel“. Untergang der Bankenwelt, der gesellschaftlichen Strukturen, Atomtkatastrophe, Krieg und das tödlichste Übel: dass auch der „Seelenschatz“ verlustig geht. Der Vortrag wurde am 20. März 2013 im Münchner Stadtmuseum gehalten.

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