Am 07. Januar fand in den Räumen der Karl-Amadeus-Hartmann-Gesellschaft um 14.00 Uhr ein Seminar des Musikwissenschaftlichen Instituts der Ludwig-Maximilians-Universität statt,
das sich dem Thema „Institutionen und Festivals der neuen Musik“ widmete. Der zweite Teil des Seminars beschäftigte sich mit Karl Amadeus Hartmann und der musica viva. Prof. Dr. Wolfgang Rathert sowie Andreas Hérm Baumgartner, der Leiter der Karl-Amadeus-Hartmann-Gesellschaft, schilderten den zwölf Studenten der Musikwissenschaft die Anfangszeit und die Grundgedanken der von Hartmann ins Leben gerufenen Konzertreihe musica viva, die bis zum heutigen Tag existiert und sich der zeitgenössischen Musik widmet. Sie spannten dabei den Bogen von den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, genauer gesagt von der durch Hartmann gegründeten Konzertreihe „Die Juryfreien“ (per se sein erstes Experimentierfeld, in das er auch Literatur und Bildende Kunst mit einbezog), über Hartmanns kompositorisches Schaffen und seine Haltung in den Jahren des Nationalsozialismus, bis hin zu seinem frühen Tod 1963.
Karl Amadeus Hartmann hat mit seiner jede Vereinnahmung durch die Nazis sich verweigernden Haltung und seiner umso aktiveren Rolle im Ausland in jedem seiner Werke den internationalen Schulterschluss mit Verbündeten im Geiste gesucht, und damit eine konkrete Botschaft verbunden. Sei es durch die Verwendung verbotener Texte und Melodien oder mit Hilfe jüdischen Liedgutes. Gerade die Verwendung des jüdischen Liedes „Elijahu ha navi“ in sämtlichen, während der Jahre 1933 bis 1945 entstandenen Kompositionen geriet bei Hartmann zur Klagechiffre für die Vernichtung des jüdischen Volkes und die Verfolgung aller Regimegegner. Andreas Hérm Baumgartner zog zur Verdeutlichung historische Ereignisse, wie z.B. Machtergreifung, Erlass Reichsrassegesetze, Progromnacht und Kriegsbeginn, heran und zeigte anhand von Musikbeispielen Hartmanns kompositorische Reaktion auf.