Thomas Zehetmair (Violine) & Ruth Killius (Viola) // hartmann21

Mit dem Geiger Thomas Zehetmair begegnet einer der herausragenden und aufregendsten Musiker dem Werk Hartmanns, setzt sich ihm aus, reflektiert, spürt Bezügen nach und lässt als Interpret den Zuhörer an seiner individuellen Erlebenswelt teilhaben. In einem singulär komponierten Programm kreiert Zehetmair gemeinsam mit der Bratscherin Ruth Killius ein Kaleidoskop an unterschiedlichen Blickwinkeln und Wahrnehmungsweisen und lässt einen auf diese Weise Hartmanns musikalisch progressive und in ihrer Klangsprache radikal grenzüberschreitende 2. Sonate für Violine solo neu erfahren. Nach Bach und Reger dürfte es erst wieder Hartmann gelungen sein, der Violine eine so ungewöhnlich komplexe Polyphonie zu schenken.
Das Thema der künstlerischen Sublimierung menschlicher Grenzerfahrungen verklammert die Konzerte der Saison 2017. In der Sonate für Viola solo aus dem Jahr 1955 verarbeitete Bernd Alois Zimmermann den Tod seiner Tochter im gleichen Jahr. In Anlehnung an Alban Bergs Violinkonzert versah er das Werk mit der Widmung: „ … an den Gesang eines Engels “. Der Schlussabschnitt der Kompositionzitiert den Choral „Gelobet seist Du Jesu Christ“. Zimmermann bezeichnete das Stück entsprech– end als Choralvorspiel. In diesem Sinne lassen sich die vorangegangenen Abschnitte als ein allmähliches Herauskristallisieren und Verdichten des Choralthemas verstehen, das gegen Ende des Werkes in seiner Reinform zutage tritt.
In Bohuslav Martinus Three Madrigals und Gideon Kleins Duo im Vierteltonsystem begegnen sich nun Violine und Viola und treten in mannigfaltiger Weise zueinander in Beziehung – mal als gleichberechtigter Partner, als obere und untere Seite eines Blattes oder als Objekt und sein Schatten. In den Three Madrigals, komponiert 1947 im amerikanischen Exil, ist ein spielerischer Humor am Werk. Neben und inmitten des Spiels wird aber auch eine tiefe Traurigkeit spürbar, die Lieder und Tänze aus der Vergangenheit in Erinnerung rufen. Was nicht mehr gesungen und getanzt werden kann, lässt sich immer noch spielen. Gideon Klein komponierte schlussendlich sein Duo im Vierteltonsystem im Jahre 1940 während seiner Studienzeit in Prag bei Alois Hába, dem Begründer der Mikrointervallkomposition und langjährigen Weggefährten Karl Amadeus Hartmanns.

Eine Veranstaltung der © Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft e. V., gefördert durch das Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst sowie die Stiftung Künstlerische Musikpflege.