Mein Karl! Mein heißgeliebter Karl!
Wie furchtbar schwer wird es mir, Dich immer und immer wieder verlassen zu müssen. Du weißt nicht wie sehr ich darunter leide, doch ich verliere nie den Mut, weil ich dann immer an die schöne Zukunft denke, und es wird schön, das weiß und fühle ich ganz bestimmt, und wir werden auch siegen, daran hab ich nie gezweifelt.
Karl, bitte verliere Deine Nerven nicht, du bist z. Z. in einem Zustand, der mir wirklich furchtbar angst macht. Nur zu gut kenne ich diese Stimmungen, wo man meint, „es geht nicht mehr“, aber da muß man sich mit aller Kraft überwinden und keine trübe Stimmung darf über einen Herr werden. Karl, glaube mir, das alles sind nur überspannte Nerven, und alles geht vorüber. Die vielen Aufregungen in Deinem Beruf und dann unsere Sache, das ist halt zu viel für Dich. Wie leid tut es mir, daß Du meinetwegen so viel zu tragen hast, aber ich kann ja nichts dafür und was gäbe ich drum, könnte ich dir alles abnehmen. Ich bitte Dich nur um eines, schone Dich für mich. Ich liebe Dich ja so übermenschlich, ohne Dich bin ich nichts und kann nicht ohne Dich sein. Meine Gedanken sind immer bei Dir. O, Karl, denke an mich, sei froh, uns liegt ja so viel schönes bevor. Ich vertraue auf Dich in allem, wie ein Mensch nicht mehr jemandem glauben kann. Und niemand und nichts könnte mich von Dir abbringen, ich halte zu Dir mein ganzes Leben lang. Karl, machen wir es uns so schön als möglich bis wir beisammen sind. Ich habe so angst für Dich. Bitte sei wieder guter Dinge und schüttle alle Traurigkeit von Dir ab, wir sind ja so glücklich zusammen. Meine Sehnsucht zu Dir ist jetzt schon wieder so groß, daß ich den Sonntag kaum erwarten kann.
Mein Geliebter, sei tausendmal von mir geküßt, leb wohl, bleibe gesund und ruhig, meine Gedanken bleiben Tag u. Nacht bei Dir. Ich bin und bleibe in heißer Liebe Deine treue Braut u. Frau Elisabeth.
(Brief): KAH in ?
- Jahr
- Undatiert, 1932?
- Archivalienkategorie
- Briefe