Mein liebster Karl!
Eigentlich wollte ich Dich wenigstens halb so lang zappeln lassen, wie Du mich, aber das bringe ich nicht fertig. Ich war wirklich sehr ärgerlich, weil Du doch weißt wie ich mich immer ängstige u. ein paar Worte kann man schon schreiben, auch wenn noch so viel zu tun ist. Ich war wirklich ganz aus dem Häusl. Doch nun Schluß damit. Ja – zu erzählen gäbe es eigentlich schon, aber sehr wenig bedeutendes. Vorige Woche war hier eine ganz entsetzliche Hitze, Du wirst darunter auch sehr gelitten haben. Ich war täglich beim Baden. 3 mal in Maria Einsiedel, einmal in Gräfelfing und einmal in Starnberg. Dort war es am schönsten. Für Dich bin ich jetzt so froh, daß es wieder kühler ist, da fällt Dir dann das Arbeiten nicht so schwer. Strenge Dich nur nicht zu sehr an. Wenn Du zurück bist, dann hoffe ich, daß wir 3, Papa, Du u. ich im Sept. auf ein paar Tage fortkönnen, Du mußt Dich dann erholen. Am Mittwoch war ich bei Mutter, es geht ihr gut, sie sieht sehr gut aus. Lepsche sei mit ihr sehr zufrieden gewesen. Auch sind sonst alle wohl auf. Wie hast Du Deinen Geburtstag verbracht? Hoffentlich nicht zu schlecht. Ich konnte nichts schicken, weil es ins Ausland gar so schwer und umständlich geht. Ich habe sehr, sehr viel an Dich gedacht, wie ich überhaupt den ganzen Tag, Stunde um Stunde mit Dir lebe. Ich weiß, künstlerisch wirst Du alles schmeißen, daran hab ich nie gezweifelt. Ich bin ja so stolz auf Dich. Ich habe den prächtigsten Mann von der Welt. Und im praktischen Leben, das kann ich ja für Dich machen. – Wenn ich das Zeug dazu habe? – Mein Karl, ich freu mich so auf Deine Aufführung. Die Menschen werden sehen, was du kannst. Egk hat wieder einen Auftrag bekommen. Hiermit begründet er sein Nichtkommen. Adolf hat ihn neulich angerufen. Papa freute sich sehr über Deinen Brief. Er ist ein Mensch, den so etwas besonders freut. Ich habe sehr heimweh nach Dir. O, welche Freude wird das sein, wenn Du wieder hier bist. O Karl! Mutter hat auch sehr Sehnsucht nach Dir. – Mein guter Karl, jetzt erschrick nicht. Soeben, diese Minute hat mich Adolf angerufen. Donderer soll keinen Urlaub bekommen, doch ist es noch nicht ganz sicher. Das ist so: Er erfuhr vorgestern daß die Musiker heuer keinen Urlaub bei den Festspielen bekommen u. schrieb sofort an Adolf. Adolf sagte ihm nun er solle heute noch mit Knappertsbusch sprechen, vielleicht geht es doch noch. Also morgen treffe ich Adolf um 11 h und da werde ich es erfahren. Wenn Du dann kein Telegramm bekommst, ist alles in Ordnung. Sonst mußt Du halt mit Sch. sprechen, daß der andere Trompeter unbedingt Deines [Dein Stück] blasen muß, das wird Sch. schon zuwege bringen. Oder Sch. soll etwas anderes von Dir aufführen. Notfalls halt die „Burleske“, das wird ja gehen. Adolf schreibt dann noch an Sch., wenn die Sache mit Donderer nicht ginge. Auf jeden Fall möchte ich haben, daß Donderer die Partitur schickt, daß der andere Trompeter blasen könnte, wenn D. im letzten Augenblick abgehalten wäre. Sch. wird die Sache schon irgendwie deichseln. Verliere nicht den Mut. Kopf hoch. Du bist es ja schon gewöhnt, daß bei Dir immer Schwierigkeiten dazwischenkommen. Bleibe auf jeden Fall bis 16. August. Nützen tut es Dir immer mit den Leuten dort möglichst lag beisammen zu sein. Also rege Dich nicht auf! Wenn kein Telegramm kommt ist alles in Ordnung, sonst mußt Du eben mit Sch. sprechen, er muß es eben machen. Auf Adolfs Anruf hin schicke ich den Brief expreß fort. Lieber Karl, auch wenn Donderer kommen kann, würde ich mit der Möglichkeit rechnen, daß er nicht kommen könnte. Besprich das mit Sch. er soll bereit sein, etwas anderes von Dir aufführen zu können. Darauf mußt Du dringen. Nun es wird schon noch gut werden. Ich fürchte es steckt eine Schikane dahinter. Manchmal scheint sich die ganze Welt gegen einen verschworen zu haben. Und wenn es wirklich schief gehen sollte, dann ist auch nicht das größte Unglück geschehen, wenn es auch sehr, sehr peinlich wäre.
Mein Karl ich wollt ich wäre bei Dir und könnte mit Dir tragen. Unsere Liebe kann ja nichts in der Welt brechen, da helfen Schikanen nichts, das bleibt uns sicher, und solange das ist, sind wir immer noch glücklich. Das andere sind ja alles äußerliche Unannehmlichkeiten, die auch wieder vorübergehen, doch unsere Liebe bleibt. Und was gibt es schöneres?! Nur noch 2 Wochen, dann sind wir wieder beisammen. O was für eine Freude auf diesen Tag unseres Wiedersehens. Ich überschütte Dich mit heißen Küssen, habe Deine guten Augen vor mir und bleibe unter tausend Umarmungen Deine treue, Dich innig liebende Elisabeth.
Brauchst Du Geld? Schreibe bitte rechtzeitig darum!
München (Brief): KAH in Straßburg
- Jahr
- Um den 4.08.1933
- Archivalienkategorie
- Briefe