München, Donnerstag (Brief): E.H. in Alassio

1. Juni 1939.

Liebe Elisabeth,
ich hoffte von Dir eine Nachricht zu bekommen, aber bis jetzt ist nichts gekommen.
Mir geht es jetzt gut. Ich habe jetzt begonnen mit den Stimmen der „Simpl“-Ouvertüre.
Sonst gibt es nichts neues. Deiner Mama habe ich ein Aquarell, (das Aquarell das in der Wahl war für das Weihnachtsgeschenk, das Rosen-Aquarell) und ein Bild (mit Märzbecher und Annemonen) von meinem Vater, ein ganz frühes, ein sehr duftig gemaltes Bild, gebracht für das Haus. Allerdings, nun möchte Deine Mama das Bild von meinem Vater ins Schlafzimmer (hinauf) hängen. Leider, dass ich das nicht vorher gewusst habe. Das Rosen-Aquarell möchte Deine Mama in der Königinstrasse lassen, und in den Wintergarten hängen. Nun ja –
Ich lese zur zeit das Buch von Tristan und Isolde. Wunderschön. Das musst Du lesen, es wird Dir sicherlich dann der Wagnersche „Tristan“ klarer. Ich bekomme so viel Sehnsucht nach dem Wagnerschen Werk. Wir sehen uns ja bald.
Grüsse bitte Deine Lieben, was macht denn der Bubi, mit dem vielen Wasser? Herrlich.
Liebe Elisabeth, nun bleibe mal sehr ruhig.
Auf Wiedersehn viele Grüsse und Küsse immer Dein Kl.

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  • 1 Jun 1939