(P: München, 1.05.1937), Freitag (Brief mit Umschlag): E.H. in Alassio

München, 30. April (3).
Meine heißgeliebte Elisabeth!
Vor allem danke ich Dir für Deine Karte. Leider schreibe ich Dir keinen genauen Bericht, denn es ist 5/vor 1h nachts. Ich war mit Deinen Eltern im Kino, dann im Spatenhaus – da kam Adolf – und stell Dir vor – obs Dus glaubst oder nicht – Deine Mutter und Adolf haben sich so gut unterhalten, daß sie nicht merkten – daß es ¾1 h war. Was sagst Du nun! Mein Lieb – Dein Vater will auf alle Fälle den nächsten Brief von Dir, den Du mir schreibst, lesen!! Ich sage ihm Du hast mir noch keinen Brief geschrieben, bis Du mir einen schreibst (lege mir einen Zettel bei und schreibe drauf: lasse den Brief Vater lesen!!) Schreibe in diesem Brief wie es Dir geht!!
Mein Lieb, ich möchte folgendes wissen? Was macht der Darm? Deine Telefonnummer vom Hotel? Wie fühlst Du Dich? Wie geht es mit dem Essen? Was macht der Stuhl? Dein Herz? Wie ist Dein Befinden?
Bei mir ist alles beim Alten:
Am Dienstag war ich beim Scharl – am Mittwoch war ich von 7 h – bis 11¼ bei Deinen Leuten – (zuerst war der Herr Rebel – der einen fürchterlichen Unsinn sprach – da, dann unterhielten wir uns bis 11¼, dann ging ich nach hause – am Donnerstag arbeitete ich ebenfalls tagsüber, wie auch Mittwochs tagsüber – abends traf ich um 9¼ im Hotel Eden (am Bahnhof) mit Adolf Familie Pitsch (Berlin) auf der Durchreise nach Italien.
Heute wieder hatte ich gearbeitet – und um 7 h ging [ich] zu Deinen Leuten, gingen ins Kino, dann ins Spatenhaus!! Am Montag bekommst Du wieder Nachricht.
Ich habe nur einen Wunsch: erhole Dich! Werde gesund!! Ich freue mich mit Dir, daß es Dir gut geht und daß es Dir unserm Richard und Fräulein Resi gefällt – aber werde mir gesund und kräftig!
Vor mir steht Dein Bild und ein kleines Bildchen von unserm Buben auf dem Schreibtisch. Werde mir gesund! Stets gedenke ich nur Dein und stets bleibe ich Dein aufrichtiger und treuer Kamerad und Geliebter!
Mein Alles: mein einer Wunsch ist nur: werde gesund!
Am Montag schreibe ich wieder!
Ich küsse Dich innig und bleibe Dein Mann und Geliebter – Dein alles – Dein Karl!
Küsse meinen Buben! Fräulein Resi viel Vergnügen!
Vergiss nicht einen Brief, den Dein Vater lesen darf.

  • Date
  • 30 Apr 1937