(P) München, Montag (Brief mit Umschlag): KAH in Winterthur (Klemm) München, den 28. 3. 38

Deine Karte habe ich mit Dank erhalten. Ich bin froh, daß Du Hermann angetroffen hast. Wie steht es mit Ansermet? Ich bin sehr neugierig, wie Du weißt.
Nun teile mir bitte sofort mit, ob die Stimmen nach Brüssel gleich fort müssen, oder ob es zeit hat bis Du wieder zurück bist. Es wäre mir lieb, wenn Du die Sache erledigen könntest, weil es damit einige Schwierigkeiten hat. Also gib mir darüber Bescheid. Sonst ist hier alles in Ordnung. Heute früh ½ 9 h habe ich Adolf angerufen, er war aber nicht daheim, ich glaube er war über den Sonntag in Tegernsee oder sonst wo. Heute hat auch Redlichs Mutter geschrieben, Du sollst sie anrufen, sie möchte mit Dir ausgiebig sprechen. Ich werde ihr nun heute sagen, daß Du verreist bist. Mrs. Osborne habe ich auch heute geschrieben und jetzt trage ich das Buch für die Staatsbibliothek fort. Die ganze andere Post ist auch erledigt. Ich glaube, ich habe nun alle deine Befehle ausgeführt. Das Wetter ist hier schlecht, hoffentlich ist es bei Dir besser. Heute Nacht habe ich in Deinem Bett ausgezeichnet geschlafen. Ich glaube Dir nicht sagen zu müssen, wie sehr ich Sehnsucht nach Dir habe. Fast alle meine Gedanken begleiten Dich und mit viel, viel Liebe warte ich auf Deine Rückkunft. Ich habe nur einen Wunsch, daß es Dir jetzt gut gehen und erhole Deine Nerven. Und rege Dich über nichts auf, bleibe immer ruhig. Du weißt, ich halte zu dir und da kann kommen, was will.
Bleibe mir gesund, ich küsse Dich tausendmal und bleibe immer und immer Deine Dich heiß liebende Elisabeth.
Bussi Dein Richardi [Hs. E.H.]. Das hat Richard selbst geschrieben, er ist sehr lieb. Grüße Familie Klemm mit Dagy und Scherchen herzlichst von mir.

[Beiblatt]

Soeben hat Adolf angerufen, es geht ihm gut. Gestern war ich beim Arzt wegen meiner Flecken am Arm. Seine erste Frage war: „Haben Sie einmal ein Arsen-Präparat genommen?“ Ich muß am Dienstag nocheinmal hin, war [weil] er es bei Tageslicht genau noch einmal sehen muß. Ich war um 5 h dort, da hatte er schon Licht. Auch bin ich z. Z. wieder beim Zahnarzt, hoffe aber, daß ich fertig werde bis Du kommst.
Büchtger gibt am Samstag 19. Nov. im Odeon ein Konzert aus eigenen Werken. Er schickte zwei Ehrenkarten. Ich werde auf jeden Fall hineingehen, schon um dich zu vertreten.
Mein Alles, ich glaube ich muß Dir nicht erzählen, wie ich mich auf Dich freue. Ohne Dich bin ich ein halber Mensch und ich fühle überall, wie mir etwas fehlt. Komm in meine Arme, ich werde Dich lieben, wie man einen Menschen nur lieben kann. Erhole Dich noch recht gut u. komme ausgeruht zu mir zurück. Tausend innige Küsse, denke auch manchmal an mich immer Deine treue Elisabeth.
Hier hat Dir Richardi Grüße geschrieben.

  • Date
  • 28 Mar 1938