Winterthur, Sonntag (Brief, von KAH falsche Jahresangabe): E.H. in München

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Winterthur 13. März 1938
Liebe Elisabeth!
Ich kam gut an. Auch wurde ich überall herzlichst empfangen. Nur schade, daß Richardl so spät kam – nicht mal richtig verabschiedet haben wir uns – aber er hat doch eine gute Stimme: denn Papa haben wir vom Bahnsteig doch her zum Zug gehört.
Ich hätte doch meine Geige mitnehmen sollen. Sehr schade! Dann hätte ich arbeiten können. Das nächste mal nehme ich dieselbe mit. Zoll muß ich nicht entrichten. Bitte erledige Du oder Adolf die Angelegenheit mit der Geige. Wenn es geht bald. Sonst komme ich nicht zum arbeiten.
Mein Freund, hier erzählte mir er hat wieder nachricht bekommen von den Fabers. Sie sind außerordentlich lieb. Aber Fabers möchten vom Adolf wissen, ob er die Sendung erhalten hat. Die Fabers sind beunruhigt ob Adolf dieselbe bekommen hat. Nun ja 1. es gehört sich, daß man sich bedankt 2. es gehört sich, daß man eine Briefsendung (die Ankunft) bestätigt. Sag es Adolf − aber sehr eindringlich. Frage oder sage ihm ob er geschrieben hat. Er wird ja sagen (ein notorischer Lügner) aber bitte sage ihm, er muß schreiben – nur „danke schön“ sagen. Die wirklich anständigen Leute, darf man doch nicht verschnupfen. Ich schreibe dies nur Dir (kannst den Abschnitt schon Adolf lesen lassen) aber ich schreibe dies nur Dir weil Du ihn jeden Tag drängen kannst. Ich weiß es, Du tust es ja, wenn ich Dich bitte. Er kann auch ruhig öfters schreiben an die lieben Freunde (es kostet nur 25 Pfennig! Zeit hat er! Lasse ihn das lesen: er soll uns keine Sorge machen.
Meine Liebe bitte erledige es. Ich weiß, daß Du alles gründlich machst. Nächste Woche gehe ich in Zürich zu einem Verlag (der größte Schweizer) wegen Nijinsky. ich habe Beziehungen. Darüber schreibe ich Dir dann sehr ausführlich. Darüber werde ich nicht ruhen.
Scherchen habe ich noch nicht gesehen aber einen Artikel habe ich gelesen, den er geschrieben hat über „Englische Musik“ – so Arschleckerisch zum Kotzen. Ich bringe denselben mit. Er ist und bleibt ein Schwein.
Zum Schluße küße ich Dich und den lieben lieben Buben!! Bitte grüße Deine lieben Eltern. Sage beiden meine Grüße. Lasse Adolf auch grüßen. Ich bleibe immer Dein „böser“ aber doch lieber Mann Krl.
Medicin nicht vergessen!

  • Date
  • 13 Mar 1939