Stetig darum bemüht, neue Impulse in der Auseinandersetzung mit Karl Amadeus Hartmanns Œuvre zu setzen und – ganz in dessen Sinne – junge Komponisten*innen zu fördern, konnten wir in diesem Jahr erstmalig den Karl Amadeus Hartmann- Kompositionspreis ausloben. Um eine höhere programmatische Verdichtung zu erreichen, wurden an die Ausschreibung nicht nur instrumentatorische und zeitliche, sondern vor allem inhaltliche Bedingungen geknüpft. So geht die uraufzuführende Komposition eine stringente Verbindung von größtmöglicher Kohärenz mit den Rahmenwerken des Abends ein. Wir freuen uns sehr, Ihnen den frisch gebackenen Preisträger Jingyu Jang vorstellen und das prämierte Werk „Omega“ uraufführen zu können.
Neben ihm wird auch der zweite Komponist des Abends José María Sánchez-Verdú, einer der renommiertesten Komponisten unserer Tage, anwesend sein und unser Komponistengespräch bereichern. „Geboren im äußersten Süden von Spanien (Al-Andaluz), faszinieren mich Geschichte, Literatur, Mystik und Musik dieses Territoriums. Das Mittelmeer (Mare nostrum) als Raum der Begegnungen, der Bewegungen, der Suche, des Austauschs, der Kulturen und Religionen, aber auch der Katastrophen, des Krieges und des Todes.“, so der Komponist. Das Mittelmeer stellt ihm die Verbindung der europäischen mit der arabisch-maurischen Welt dar. Sánchez-Verdú sucht und findet eine Entsprechung der arabischen Poesie, Kalligraphie und Architektur in seiner eigenen musikalischen Ästhetik: Ornamentik eingebettet in strenger Struktur. „Es gibt sehr filigrane Muster, die auf eine geometrische Weise durch eine Oberfläche entwickelt sind, so dass man sie nicht mehr nachverfolgen kann. Man kann nur die Figur als Ganzes sehen.“
Obgleich erst 1945/46 zur Gänze fertiggestellt, hallt in Karl Amadeus Hartmanns 2. Streichquartett noch der Schrecken der Nazizeit und des Krieges nach. Nicht zufällig erinnert die Motivik der langsamen Einleitung des 1. Satzes an das jüdische Eliyahu hanavi-Zitat, vorgeführt als instrumentatorisches Extrem einer zunächst vom Violoncello bis zur Sopranlage geführten Klage. Dieser Formteil schließt mit einer Anspielung auf die Ganztonfolge in Alban Bergs Violinkonzert mit dem bezeichnenden, latent mitschwingenden Bach-Choral-Text „Es ist genug“. Aber was darauf folgt, vom Komponisten mit „äußerst lebhaft und sehr energisch“ tituliert, ist der sich Bahn brechende Kraftakt eines Neubeginns!
Eine Veranstaltung der © Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft e. V., gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, das Kulturreferat der Landeshauptstadt München, die LfA Förderbank Bayern und den Bezirk Oberbayern.