#Listen#Out#3 (2019)

Mit unserem Programm möchten wir zunächst einen Bogen zu den Anfängen der 1945 von Karl Amadeus Hartmann gegründeten MUSICA VIVA schlagen. Mit Solowerken von Pierre Boulez und György Ligeti bilden zwei Kompositionen der engsten Weggefährten Hartmanns und prägnantesten Gestalten der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts eine programmatische Klammer um Hartmanns frühe Suite Nr. 1 für Klavier. 1945 komponiert der damals zwanzigjährige Boulez seine Douze Notations: zwölf Stücke zu zwölf Takten á zwölf Tönen. Über dreißig Jahre später sollten ihm gerade diese Miniaturen als Keimzelle für sein gleichnamiges und epochemachendes Orchesterwerk dienen. Aphoristische Kürze, unverkennbar expressionistische Klangintensität und rigoros serielles Vorgehen in puncto Kompositionstechnik sind die bestimmenden Merkmale, die dieses Werk zum ästhetischen Manifest des jungen Pierre Boulez machen.
Bevor György Ligeti 1956 aus politischen wie künstlerischen Gründen aus Ungarn in den Westen floh, komponierte er eine ganze Reihe von Frühwerken in der Nachfolge Béla Bartóks; zu ihnen gehört auch die Solosonate für Cello, die zwischen 1948 und 1953 entstand. Obwohl ihre zwei Sätze den folkloristisch geprägten „Volkston“ Bartóks noch ungebrochen erkennen lassen, betrachtete das Komitee der kommunistischen Komponistenunion das Werk als „zu modern“ und verbot seine Aufführung.
Nach Pierre Boulez ist Philippe Manoury wohl die Galionsfigur der französischen Avantgarde schlechthin. Die Frage nach den diversen Formen der musikalischen Interaktion rückte während der vergangenen Jahre verstärkt in den Fokus seines Schaffens wie seiner musiktheoretischen Schriften. Dieses Moment prägt auch sein Werk Ultima, in dem neue Möglichkeiten des Zusammenspiels unter „freien“ Individuen erprobt werden: „Diese freiwillige Unabhängigkeit im Verhalten der drei Instrumente wurde mir durch die Heterogenität ihrer jeweiligen Natur nahegelegt.“, so der Komponist im Vorwort seiner Partitur.
Schlussendlich widmet sich unser ensemble hartmann21 einem neuen Werk des 29-jährigen mexikanischen Komponisten Carlos G. Hernández, der auch unsere daran anschließende Gesprächsrunde bereichern wird. Ähnlich wie Philippe Manoury, beschäftigt sich Hernández in seinem Werk 5(233n mit dem Thema der Kommunikation oder Isolation zwischen Individuen im Zeitalter der digitalen Medien und überträgt dies auf die Interaktion der Instrumentalstimmen.

Eine Veranstaltung der © Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft e. V., gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, das Kulturreferat der Landeshauptstadt München, die LfA Förderbank Bayern und den Bezirk Oberbayern.