#Listen#Out#3 (2018)

Unmittelbar nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 komponiert, steht das 1. Streichquartett Karl Amadeus Hartmanns exemplarisch für den Kanon an Kompositionen, mit denen er gegen den Nationalsozialismus ankomponierte. Als 28jähriger verweigerte er sich rigoros jeglicher Vereinnahmung und begab sich in Deutschland in die Innere Emigration. Er schmuggelte seine Werke jedoch ins Ausland, um dort umso beredter zu sprechen. Durch stetiges Einbeziehen von sich zu Klage- und Anklagechiffren erhebenden jüdischen Melodien (insbesondere des Pessach-Liedes Eliyahu hanavi) sowie Musik- und Textzitaten verfemter und verbotener Künstler, versuchte Hartmann in sämtlichen Kompositionen seine Botschaft von grenzenloser Humanität nach außen zu tragen.
Des weiteren widmet sich unser ensemble hartmann21 Kompositionen der jungen Dresdner Komponistin Jadwiga Frej (UA) und des renommierten Komponisten Mark Andre. Die einundzwanzigjährige, in Polen gebürtige und in Dresden aufgewachsen und lebende Jadwiga Frej muss man bereits jetzt zu den spannendsten Stimmen Ihrer Generation zählen. Der 1964 in Paris geborene Komponist Mark Andre schafft in seiner Musik existentielle Erfahrungsräume, die von subtilen Veränderungsprozessen geprägt sind. „Kartenhäuser des Klangs, die kein Wind umzublasen vermag“ nannte das Hamburger Abendblatt seine ebenso feinen wie konzentrierten Kammermusiken. Neben …zu…, dessen Titel sich auf die Offenbarung des Johannes aus Patmos bezieht (22,5), gesellt sich Andres iv8. „iv“ steht hierbei als Abbreviatur für i(ntro)v(ertiertheit). Es geht um innere kompositorische Räume, die durch die Fokussierung auf fluktuierende und zerbrechliche Klanggestalt entwickelt werden.
Wo liegen die Grenzen der Wahrnehmung, der Notation, der Klangerfahrung? Diesen Fragen möchten wir gemeinsam mit den anwesenden Komponisten Jadwiga Frej und Mark Andre nachspüren.

Eine Veranstaltung der © Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft e. V., gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, das Kulturreferat der Landeshauptstadt München, die LfA Förderbank Bayern und den Bezirk Oberbayern.