München (Brief): KAH an A. H.

Mein lieber Adolf.
Zu Pfingsten alles Gute. Hier regnet es unaufhörlich; immer fort. So ist man leider an die Wohnung gebunden. Was gibt es neues? Ich möchte gern reduzieren daß Dr. Will nicht sehr gute Sachen aber sehr nette Arbeiten macht. Es geht viel raus nach Baierbrunn und Leutstetten zum malen.
Bei Mille war ich auch, sie war sehr nett und gut. Schicke bitte die Briefe an Mille an mich so kann ich dann immer mal vorbeigehen bei Rinder. Schreibe bald an Mille es sind immer – – M. Furtwängler mit seinen Preussen war hier. Gehst Du in die Festspiele –? in was? Die Kritiken würden mich interes[s]ieren. Im Glaspalast ist noch nicht’s los. Hoffentlich kommen alle herein. Bei mir ist noch nichts mit dem Konzert, da Dorfmüller einen Hindemith-abend macht. Immer – und immer Hindemith. Es ist wahnsinn – kein Schönberg – kein Strawinsky – kein Hartmann – Ist Weiler noch in Berlin? Es wäre mir Un[an]genehm wenn er die Jazz-Toccata-Fuge spielen würde. Wann kommt er nach München? Viele Grüße an Karl Weiler. Warum schreibt mir Lenz nicht über die Bedingungen des Mendels[s]ohn-Preises?
Nun lebe Wohl verbringe frohe Pfingsten und grüße alle Pitsche’s und sei gegrüßt von Deinem Karl A Hartmann
Grüße an Seläfne [?] Maxe.
Meine 2. Oper „Rasputin“ ist fertig. See ist begeistert. Kommt die[sen] Herbst, September nach München wegen Dekorationen. Grß Kal.

  • Jahr
  • undatiert, vor Pfingsten: 24./25. Mai 1931