Alassio, Mittwoch (Brief): KAH in Junkersdorf

7. 6. 39.

Mein liebster Karl!
Aus Deinem letzten Brief fühle ich heraus, daß Du sehr deprimiert bist. Lasse Dich doch nicht immer so schnell werfen. Du weißt ja noch gar nicht, ob Sacher es nicht doch noch im Winter aufführt. Selbstverständlich ist es eine Gemeinheit, etwas zu versprechen und dann nicht zu halten. Du mußt ihn unbedingt diesmal besuchen und fragen was eigentlich los ist. Das darfst du nicht versäumen! Übrigens finde ich, daß Dein Brief an ihn etwas zu scharf gehalten war. Du darfst es trotzdem nicht mit ihm verderben. Nun ja, vielleicht wird es damit etwas in Winterthur.
Hier ist es jetzt so heller Sonnenschein, daß mir etwas bewölkt fast lieber wäre. Papa ist die Hitze nicht sehr gut bekommen, er fühlte sich 3 Tage lang gar nicht sehr wohl. Tagsüber kann man jetzt nicht mehr spazieren gehen, es ist zu heiß dazu. Gestern waren wir in Monte Carlo, aber nur Resi u. ich, da Papa sich eben dort nicht wohl fühlte. Es war ein prächtiger Ausflug. Auch habe ich dort gespielt, aber weder gewonnen noch verloren. Richardi sagt immer, er will nicht mehr nach München, hier sei es schöner. Er spielt den ganzen Tag im Sand u. Wasser herum. Lieber Karl, es wäre für Dich hier schon sehr schön. Man sollte es nicht versäumen, die schöne Gegend u. alles zu sehen. Später bereut man es.
Übrigens habe ich Mama noch am Bahnhof gesagt, daß das Bild von Adolf 300 M kostet u. Papa habe ich es auch beigebracht. Nur daß Du das weißt.
Mein lieber, lieber Karl, Du versprachst mir doch, mir zu schreiben wo u. wielange [sic] Du am Tage meiner Abfahrt warst u. daß Du mir alles genau mitteilen würdest was Du treibst, und jetzt bekomme ich immer einen Brief mit fünf Schreibmaschinenzeilen. Du hast jetzt doch Zeit.
Alassio ist ziemlich leer gegenüber anderen Jahren. Nun bleib u. werde gesund, ich denke viel an meinen Karl u. bin [und] bleibe stets in treuer Liebe Deine nur Dir gehörende Elisabeth.
Laß meine Briefe nicht herumliegen.

  • Date
  • 7 Jun 1939