Alassio, Mittwoch (Brief): KAH in München

Alassio, den 12. 5. 37.
Mein liebster, bester Karl!
Deine beiden Briefe haben mich sehr, sehr gefreut. Vielen Dank dafür. Mein liebster Karl, mir geht es so oft wie Dir und ich w… beinahe jeden Abend mit Gedanken und Erinnerungen an Dich. Lasse übrigens um Gottes willen meine Briefe nicht herumliegen!! Zerreiße sie. Heute war ein trüber Tag, das macht aber nichts, die Luft ist trotzdem schön und es ist hier nie so kalt wie bei uns. Morgen fahre ich nach Genua um mir das etwas anzusehen. Auf Grund meiner Fahrkarte bekomme ich 50% Ermäßigung für jede Bahnfahrt. Sage Adolf, daß das Freilichtkino erst am 15. Juni eröffnet wird. In dem geschlossenen Kino hier wird lauter Mist gegeben. Heute habe ich meinen Paß eingeschrieben an die Bank geschickt. Leider kann ich nicht nach Monte Carlo fahren, weil ich das Visum von Deutschland aus bräuchte, hier kostet es eine Menge Geld.
Mein bester Karl, habe Geduld bei Deiner Arbeit, plötzlich geht es schnell vorwärts, da ist doch immer so bei Dir. Und mit dem Preis war doch gar keine Aussicht vorhanden. Herr Krenek hat schon das nötige dafür getan, dessen kannst du versichert sein. Nur nicht den Kopf hängen lassen! Wir sind noch immer durchgekommen. Nur fest zusammenhalten. Und das weißt Du ja, daß mein ganzes Leben nur Dir gilt. Übrigens, wozu gehst Du denn so viel zu Papa. Vorige Woche hast Du ihn doch nicht immer aufzusuchen brauchen. Aber laß Dich auch hier durch nichts verdrießen. Bitte.
Nun mein Einziger und mein Alles, bleib mir treu, wie auch meine Gedanken immer bei Dir weilen und ich bleibe in heißer Liebe Deine Elisabeth.

  • Date
  • 12 May 1937