Arnshausen, Samstag (Brief): KAH in Junkersdorf

Mein lieber, guter Karl!
Schon wieder mußten wir die schwere Stunde des Abschieds mitmachen. Wie oft wohl noch?! Von mal zu mal wird es schwerer für mich und ich meine, ich könnte es keinen Tag mehr ohne Dich aushalten. Wie viel Glück durften wir schon durch unsere Liebe erfahren und auch wie viel Schmerz. O, diese ewige Sehnsucht nach Dir und und diese dauernde Angst um Dein teures Leben. Mein Karl, erhalte Dich für mich, ich könnte nicht ohne Dich sein. Ich freue mich so sehr darauf, wenn ich einmal alles mit Dir teilen darf. Ich kann es mir nicht anders vorstellen, als daß wir die glücklichsten Menschen werden.
Hoffentlich bist du gut angekommen, grüße bitte deine Mutter u. Bruder herzlichst von mir. Ich habe es Herrn Pfarrer wegen des Briefpapiers gesagt. Als ich gestern heimkam hatte ich die Nacht über etwas Fieber, infolge einer Halsentzündung. Ich hatte schon seit ein paar Tagen etwas Halsweh. Bitte sei mir nicht bös, daß ich Dir gestern nicht sagte, ich wollte Dich nicht unnötig ängstigen und es ist auch wirklich nicht schlimm. Bis Montag wird es schon wieder vorbei sein. Ich schickte heute an Mama ein Telegramm, daß ich deshalb nicht kommen könne. Ich bin so froh, daß ich nicht zu diesen dummen Kerls muß. Nebenbei bin ich jetzt auch etwas Krankenpflegerin, d h. ich mache ganz kleine Hilfsleistungen od. bleibe im Zimmer sitzen, wenn niemand Zeit hat dazubleiben.
Mein lieber Karl, bleibe froh, und freuen wir uns über unsere schöne Liebe, auch wenn wir nicht beisammen sind. Ich küsse Dich und bleibe stets in großer Treue Deine Elisabeth

  • Date
  • 16 Jul 1932