München, den 7. 11. 38.
Mein innig geliebter Karl!
Vielen Dank für Deine Karten. Mein einziger Karl, sei doch etwas froher. Im Grund hast Du doch keinen Anlaß so niedergeschlagen zu sein. Du hast immer mehr und mehr Erfolg, und daß es so schnell gehen soll kann man nicht verlangen. Natürlich wirst Du kaum von jemandem verstanden, aber das ist noch allen, die über dem Durchschnitt standen so ergangen. Bedenke doch, wie es all den großen Männern in der Jugend gemacht wurde. Da darfst Du es auch nicht anders erwarten. Und Du mußt durchhalten, das bist Du Dir und der übrigen Mitwelt schuldig. Ich habe das sichere Gefühl und weiß bestimmt, daß Du das erreichen wirst, was Dir vorschwebt. Du bist jetzt überreizt und nervös. Wenn Du wieder etwas ausgeruht hast, wirst Du alles mit anderen Augen ansehen. Also werde wieder ruhig und kehre zu mir lieb zurück.
Dallapiccola hat einen Brief geschrieben. Er schrieb, daß er immer auf Antwort von Bormann gewartet hat, doch bis jetzt vergebens. Ich finde das ungezogen von Erich, dem großen Herrn mit Frau!! Er schreibt, er hätte mit Petrassi gesprochen, wie man über Dich immer sprechen sollte, und hofft sehr, daß Du in Venedig aufgeführt wirst. Sein Jugendwerk wurde in Salzburg nicht aufgeführt, weil die Grenze sehr genau kontrolliert und da ist das Werk einige Tage liegen geblieben. Seine Adresse ist: Firenze, 28, viale Margherita. Er arbeitet an seiner neuen Oper.
Adolf geht es gut, da brauchst Du keine Angst zu haben. Richardi ist immer sehr, sehr übermütig, manchmal macht das richtig nervös, aber er ist halt ein Kind. Er spricht immer viel von Dir.
Mein lieber Karl, bleibe so lange Du willst, ich freue mich sehr, auf Dich, aber auf ein paar Tage kommt es nicht an. Bleibe ruhig bis zum 25. November. Sei versichert, daß ich immer mit großer Liebe nur an Dir allein hänge und immer Deine Elisabeth bin.