München, Samstag (Brief): KAH in der Schweiz

München, den 5. 11. 38.

Mein lieber Karl!
Gestern kam ein Brief, folgenden Inhalts von Skulsky.
Sehr verehrter Herr Hartmann! Mit selber Post habe ich Ihnen das [die] letzte Nummer des [der] Zeitschrift versandt, in welchem Sie das [den] biographischen Artikel über Sie [sich] finden werden. Hoffentlich werden Sie davon [damit] zufrieden sein. Haben Sie Ihre Clichees nötig, dann schreiben Sie mir. Sie werden Ihnen dann direkt versandt. Ich kann Ihnen auch mitteilen, daß eine öffentliche Aufführung Ihres Quartetts noch diese Saison möglich wäre. Dazu wurde mich [ich um] Partitur und Partien [Stimmen] gefragt. Wenn Sie diese also frei haben, können Sie mich [mir] diese schicken. Das Werk wird dann aufgeführt, in einer [einem] der Konzerte wovon ich Ihnen hierbei einen Prospekt sende. In musikalischen Kreisen hat [ist] der halbe Satz Ihres Quartetts in unsrer Zeitschrift erschienen, einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Ich habe mit Freude Ihr „Miserae“ am Radio gehört. Das Werk ist wirklich tief und rührend. Ich spreche darüber in der nächsten Nummer der Zeitschrift. Ich hoffe, daß es Ihnen gut geht und grüße sie und Ihre Frau sehr herzlich A. Skulsky
48, rue Van der linden, Bruxelles.
Du mußt ihm selbstverständlich sofort antworten in einem sehr liebenswürdigen Brief, natürlich läßt Du Dein Quartett aufführen. das Material zu schicken. Du mußt jetzt sehen, daß Du die Partitur herbeibringst. Also erledige das bald u. schiebe es nicht hinaus. Die Zeitschrift ist noch nicht angekommen. Sobald sie da ist, lasse ich Deinen Teil übersetzen und schicke es Dir zu. Bin neugierig, was Du mit Ansermet und Sacher ausgemacht hast. Habe nur Mut, Du siehst es geht immer langsam aufwärts und [Du] faßt immer festeren Fuß. Das ist sehr, sehr viele Wert. Mit der Oper [Simpl] habe ich ja nicht allzu viel Hoffnung, lege Dich in keiner Weise, allzu schnell fest, da mußt Du sehr vorsichtig sein.
See u. ich arbeiten jetzt das erste Kapitel zur Vorlage für den Verlag aus und dann muß ich eine Inhaltsangabe sämtlicher Kapitel herstellen, die dann auch dem Verlag vorgelegt werden muß. Ich habe etwas Angst davor, da ich so etwas noch nie gemacht habe, aber es wird schon gehen.
Diese Woche hatte ich Stöberei u. bin jetzt fertig geworden. Ich muß aber feststellen, daß es ohne Dich entschieden reibungsloser verlaufen ist. Jetzt blitzt in der Wohnung alles nur so. Richardi ist sehr stolz auf Deine Karte, er zeigt sie jedermann her und ich habe sie ihm schon unzähligemal vorlesen müssen. Er ißt jetzt übrigens gut und ist sehr lieb. Sonst ist keine Post gekommen.
Mein lieber Karl, glaube mir, daß ich, oft und mit viel, viel Liebe an Dich denke, Du bist nie allein, denn überall hin begleite ich Dich mit meinen Gedanken. Sei innigst umarmt und geküßt von Deiner treuen, Dich heiß liebenden Elisabeth.

  • Date
  • 5 Nov 1938