Cortina d’Ampezzo (Brief): KAH in München

Mein liebster Karl!
Heute Deinen lb. Brief mit Dank erhalten. Es tut mir so leid, daß Du so angst hattest, ich weiß, was es ist, wenn man tagelang auf Post wartet. Auch für mich war es unangenehm, da ich vor Sonntag auch keine Post bekommen konnte und ich wegen Deiner Krankheit immer etwas besorgt war. Ich bin so froh, daß Du nun mit Deiner Arbeit vorwärts kommst und so zufrieden bist. Wenn Du eine Einladung von Scherchen bekommst, schreibe es mir bitte gleich. Vielleicht führt er etwas von Dir auf. Ich glaube bestimmt. Denn er kennt Dich ganz genau und weiß, was Du kannst. Doch darüber sprechen wir wieder mündlich. Am Freitag früh fahren wir von hier aus ab nach Brixen. Hoffentlich fällt nicht wieder so viel Schnee, daß der Zug nicht fährt. Es ist aber sehr unwahrscheinlich, weil das nur einmal im Jahr hier vorkommen soll und es ist jetzt herrliches Wetter hier. Am Freitag nachts fahren wir dann von Brixen ab und kommen gegen 8 h an. Bitte rufe mich dann so um 9 h an.
Wie freue ich mich! Nur mehr 3½ Tage! Heute machten wir eine kleine Tour nach Tre Croci. Die Gegend ist dort prachtvoll ich wünschte so sehr, Du wärest dabei gewesen. Nur brannte die Sonne furchtbar. Sonst bin ich viel gelegen. Heute schrieb Papa daß „Ottchen“ bei ihm gewesen wäre. – Lustig, nicht wahr. –
Mein lieber Karl, nun leb recht wohl ich umarme und küsse Dich innig und bleibe in heißer Liebe Deine treue Elisabeth.
Eben entsetzte sich Mama über Papa’s „Ottchen“. Er meinte damit Hr. Kohler. Das war also ein Mißverständnis von mir. Ich dachte er meinte den Otto.
Auf Wiedersehen!

  • Jahr
  • Undatiert, um den 4.03.1934