Bern, den 1. Nov. 38.
Meine Liebe! Meine sehr sehr liebe Elisabeth!
Nun bin ich in Bern! Am Montag war ich noch in Zürich – fuhr heute morgen nach Bern. Fahre morgen früh 7 h nach Genf. Bleibe bis Freitag dort. Am Freitag spielt Tautenhahn mit „Pro Arte“ in Genf. Freitag – zum Samstag fahre ich nachts 115 nach Basel. Also – so bin ich Samstag morgen 6 h in Basel – bleibe bis abents [sic] und fahre 5 h nach Zürich. Abends gehe ich in „Mathis“-Oper. Am Sonntag Morgen ist im Opernhaus Zürich Hindemith-Mati[n]ée. Am Montag habe ich bis 18. Nov. zu tun, nur mit der Oper „Simpl“! Das ist meine Hauptaufgabe. van Durme schrieb, daß mein „Miserae“ einen sehr tiefen Eindruck in Brüssel hinterlies [sic]. Beidler hatte besuch aus Prag – der Herr, dessen Frau Du und ich nicht leiden können – ich habe den Namen vergessen. Der erzählte mir, daß mein „Miserae“ in Prag immer noch nicht vergessen ist. Im Gegenteil, er sagte mir daß das Werk das bedeuten[d]ste war, was Prag in den letzten Jahren gehört hat.
Auch Prof. Frey traf ich – er sagte mir, daß er nur schreibfaul war, warum er nicht schrieb. Ich treffe ihn ebenfalls nächste Woche. Ich habe noch viel Arbeit vor mir – mit Scherchen mache ich nichts mehr – keine Zeile! Nun ist es und bleibt es: beendet! Ich bin doch kein Narr! Wie geht es Dir – so oft denke ich an Dich. Was macht mein Bub. Ich werde zwischen 20 − 25. Nov. nach hause kommen. (Wenn es geht an einem Samstag).
Ich habe nur einen Wunsch, bleibe mir gesund und werde dick. Wegen Untreue meinerseits – da brauche ich nicht zu schreiben, daß es überflüssig ist und unmöglich ist.
Immer küsse ich Dich am ganzen Körper
stets bleibe ich Dein treuer ewig treuer Kl.